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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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dachte Mitt. Rith lachte zwar, aber es war ihm zugleich ernst. Als sie mit dem Essen fertig waren, stand Mitt eher widerstrebend auf und begann, Gräfin loszubinden.
    »Was meinst du also, wie groß sind sie?«, fragte Rith, der sein Pferd schon den Hang hinunter zum Fluss führte.
    »Wenn du es unbedingt wissen musst«, rief Mitt über die Schulter. »Sie sind so groß wie Menschen. Daran besteht kein Zweifel.« Er zerrte Gräfin herum und wollte Rith folgen. »Wie könnte …« Er verstummte und blinzelte.
    Er sah keinen breiten, dahinströmenden Fluss mehr. Rith war auf dem Weg hinunter zu einer abgesunkenen Falte im Hang, in der eng gedrängte kleine Eichen standen. Mitt hörte zwischen den Bäumen das Wasser gurgeln.
    »Wahrscheinlich hast du Recht«, rief Rith zurück, »obwohl einiges von dem, was sie tun, sie kleiner wirken lässt. Komm mit. Hier unten ist der Fluss wirklich sehr seicht.«
    Mitt folgte ihm hinab zwischen die Eichen und fragte sich, welchen Fluss er eben noch gesehen hatte. Für ihn bestand kein Zweifel, dass der reißende, steinige Bach vor ihm der echte Aden war, der unter den Bäumen gescheckt im hellen Sonnenlicht glitzerte. Im Norden schienen die Flüsse sich grundsätzlich in Senken durch die Berge zu schlängeln wie hier. Seit er den Süden verlassen hatte, hatte er keinen einzigen Weidenbaum mehr zu Gesicht bekommen. Schauder liefen ihm den Rücken hinunter, und er näherte sich dem brüllenden kleinen Aden in der Tat sehr vorsichtig.
    Gräfin tat es ihm gleich. Am Wasserrand legte der Wallach die Ohren zurück, stemmte die Hufe in den Boden und weigerte sich weiterzugehen. Mitt verfluchte das Pferd lautstark.
    »Ich führe dich«, bot Rith an. Er stieg in das tosende Wasser, das sich als nur wenige Zoll tief erwies, und watete, nach den Steinen am Grund Ausschau haltend behutsam hindurch, bis er und sein Pferd nur noch dunkle Schattenrisse waren, getüpfelt mit hellen Flecken Sonnenlichts, das durch die Eichenblätter hindurchschien.
    Gräfin entschied, er wolle lieber doch nicht allein zurückbleiben, und eilte Rith hinterher. Mitt schleppte er einfach mit sich. Mitt platschte durch das helle Wasser, aber er konnte die Zügel festhalten und auf den Beinen bleiben, bis er den Fluss halb durchquert hatte; plötzlich aber glitt er mit dem Fuß auf etwas aus, das in der Sonne blitzte.
    »Dort, sieh!«, rief Rith mit einer überraschend tiefen, festen Stimme und stürzte herbei.
    Es war ein einziges nasses Durcheinander, und die huschenden Flecken des Sonnenlichts tanzten darüber. Beide Pferde liefen davon; Mitt strauchelte und landete mit einem lauten Klatschen auf seinem Hinterteil. Rith griff in das Wasser, wo Mitts Fuß gewesen war, und zog triumphierend etwas Glänzendes hervor. Das Wasser rann ihm von den Armen, als er Mitt seinen Fund vor die Nase hielt.
    »Sieh dir das nur an!«
    Mitt erhob sich auf die Knie. Das Ding war offenbar einmal eine kleine Statue gewesen – eine Figurine nannte man so etwas wohl. Als Rith sie hin und her drehte, sah Mitt die Spuren eines Gesichts und an der einen Seite die Falten eines Gewands, das von grünem Schlick bedeckt war. Die andere Seite war rau und völlig zerkratzt und glänzte in einem reinen Buttergelb. Mitt hatte schon genügend Büchsenkolben mit Verzierungen eingelegt, um zu wissen, was das hieß. »Sie ist aus purem Gold!«, sagte er.
    »Ja, das glaube ich auch«, sagte Rith voll Ehrfurcht. »Wer hat sie gefunden? Du oder ich?«
    »Du hast sie aufgehoben. Ich bin nur drauf getreten.«
    Rith drehte die tröpfelnde Statuette erneut herum. »Ich wünschte nur, ich könnte mir sicher sein … Hör zu, darf ich sie erst mal behalten und dir deinen Anteil geben, sobald ich ihn habe?«
    Wäre Mitt nicht so wund vom Reiten gewesen, hätte er vielleicht Einwände erhoben. Das kalte Wasser aber brannte wie Säure, und er konnte fast an nichts anderes mehr denken. »Ist gut«, keuchte er und eilte platschend ans andere Ufer, wo die Pferde nebeneinander warteten. Sie machten einen sehr selbstzufriedenen Eindruck. Rith folgte ihm und stopfte sich die nasse Figurine vorn in die Jacke.
    »Du bist sehr großzügig«, sagte er mehrmals, nachdem sie aufgesessen waren und weiterritten. »Ist es wirklich dein Ernst, dass ich sie vorerst behalten soll?«
    Eindeutig empfand er eine eigenartige Mischung aus Zweifeln und Hochgefühl, sagte sich Mitt, doch das wäre wohl jedem so ergangen, der gerade ein Pfund pures Gold gefunden hat. Er fand es nett von

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