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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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Riemen durch.« Mitt zerfetzte ihn wütend. Immer so kühl, dieser Navis. Er hatte ganz vergessen, wie kühl.
    Als sie das Pferd losgeschnitten hatten, waren auch die Leute von dem Bauernhof und aus der Stadt eingetroffen. Augenblicklich umgab sie das typisch nordländische Umherwimmeln und Schwätzen. Der Wortführer war ein Bauernbursche, der jedem erzählen musste, wie schnell er zum Herrensitz gelaufen sei, um Hilfe zu holen, und was Frau Eltruda ihm aufgetragen habe. Trotz des Geredes wurde tüchtig zugepackt, ohne dass man es richtig bemerkte: Es dauerte keine Minute, bis viele Hände den schmucken grünen Wagen aufgerichtet hatten und Mitt die Goldschrift auf der Seite lesen konnte.
    »Hestefan der Barde.«
    »Suchst du mich?«, fragte Hestefan.
    Mit einer Quidder in der einen und einer Querflöte in der anderen Hand stand der Barde neben ihm. Mitt war peinlich berührt. Er hatte die Worte nur deshalb ausgesprochen, weil er es noch immer einfacher fand, laut zu lesen. Nun glaubte er etwas sagen zu müssen. »Wie seid ihr an dem Erdrutsch auf der Straße vorbeigekommen?«
    »Erdrutsch?«, fragte Hestefan. »Von was für einem Erdrutsch sprichst du?«
    Mitt gab es auf und drehte sich Rith zu, der ihm besorgt zuflüsterte: »Ich glaube, dieses Mädchen, Fenna heißt sie, hat sich den Kopf schwer angeschlagen. Hilfst du mir, sie auf ein Pferd zu setzen?«
    Gräfin bewies im Augenblick, dass er überhaupt nie zum Zugpferd abgerichtet worden war. Die Leute hatten versucht, ihn zwischen die Deichselarme des Wagens zu führen, und er hatte sich seinerseits bemüht, aus jedem ein Stück herauszubeißen, der sich in seine Nähe wagte, und außerdem das Spritzbrett einzutreten. Mitt eilte herbei und zog ihn fort. »Du nichtsnutzige Gräfin, du!« Er zerrte das Pferd zu dem verletzten Mädchen, und der Bardenjunge hielt es fest, während Mitt und Rith Fenna in den Sattel hoben. Die plappernde Menge ergriff Riths Pferd und schirrte es an Gräfins Stelle an. Niemand kam auf den Gedanken, das schöne Pferd, das Navis gehörte, zum Zugpferd zu machen. Auch das sieht Navis ähnlich, dachte Mitt, während er dem Jungen die Zügel abnahm. Der Junge sah genauso krank aus wie Fenna. »Soll ich dich hinter sie setzen, Moril?«, fragte er. Er hatte mitbekommen, dass der Bardenjunge Moril hieß.
    Moril wandte sich ab und ging zum Wagen.
    »Na schön. Ganz wie du willst!«, rief Mitt ihm hinterher. Nach dem vielen Umherrennen fühlte sich seine Kehrseite an, als stehe sie in Flammen. Als er sich in Bewegung setzte, um das Pferd nach Adenmund zu führen, wurde es noch schlimmer. Fenna musste ihn mit dem Fuß anstupsen, bevor er überhaupt bemerkte, dass sie ihn angesprochen hatte.
    »Äh … Herr, junger Gefolgsmann.«
    Mitt sah zu ihr hoch. Sie war blass, aber dunkel und hübsch, und sie hatte die winzige Spur eines südländischen Akzents, bei dem er sie sofort anlächelte. »Entschuldigung. Was war denn?«
    »Denk nun nicht schlecht von Moril, Herr«, sagte Fenna. »Er hat unser altes Pferd sehr geliebt. Und ich habe gehört, dass er ein anderes Pferd hatte, aber im vergangenen Jahr haben Südländer es getötet.«
    Na, das ist trotzdem kein Grund, es an mir auszulassen!, dachte Mitt, aber er sagte höflich: »Gehört? Ich dachte, er wäre dein Bruder.«
    »O nein, Herr«, entgegnete Fenna. »Moril ist der Sohn Clennens des Barden. Nicht mehr lang, und er ist selber ein berühmter Barde.«
    Rith grinste Mitt am Maul Gräfins vorbei an. »Diese Künstler! Am roten Haar erkennst du schon, wie sie sind. Setz dich gerade, Fenna, sonst fällst du runter.«
    Bis Adenmund war es nicht weit. Die Stadt lag hinter der nächsten Flussbiegung. Der Aden strömte lautstark an den niedrigen grauen Häusern vorbei, die sich am Rand einer Bucht drängten. Mitt war froh. Als sie auf die Hauptstraße gelangten, die zum Herrensitz hinaufführte, war er sich nicht sicher, ob er noch einen Schritt weiter laufen konnte. Ihre Ankunft erregte großes Aufsehen; gut hundert Leute kamen aus den Häusern, um zu sehen, was los war, dann folgten sie ihnen auf den Hof des Herrensitzes, wo für das Mittsommerfest reihenweise Tische aufgestellt worden waren, die nun beiseite geräumt werden mussten, damit der Wagen hindurchkam.
    Frau Eltruda stand auf den Stufen zur Halle und brüllte mit einer Stimme, die einem Waffenmeister gut zu Gesicht gestanden hätte, eine Anweisung nach der anderen. »Navis! Bring das Ding hinüber in die Ställe! Spannet, hol den

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