Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
Vom Netzwerk:
musste es tun, für Fenna!«
    »Er hat den Verstand verloren, glaube ich«, sagte Navis und lehnte sich müde an den nächsten Wagen.
    »Wie kommt es, dass du es für Fenna tun musstest?«, fragte Mitt.
    Hestefan blickte ihn an, doch er schien ihn nicht zu sehen. »Fenna sitzt in Graf Hendas Kerker. Der Graf foltert sie zu Tode, wenn ich nicht tue, was er sagt.«
    »Was für ein Unsinn!«, rief Navis. »Wir wissen doch beide sehr genau, dass Fenna in Adenmund ihren angebrochenen Schädel auskuriert.«
    »Das ist nicht meine Fenna«, entgegnete Hestefan. »Das ist die Tochter von Hendas Hofmusikanten. Er hat sie mir mitgegeben, damit niemand merkt, dass ich meine Tochter verloren habe.«
    »Hältst du das für möglich?«, fragte Alk Navis. »Stimmt das?«, herrschte er Fervold an.
    »Das weiß ich nicht«, antwortete der Hauptmann. »Aber wie ich Henda kenne, halte ich es für gut möglich.«
    »Möglich oder nicht möglich, der Mann hat einen Mord gestanden«, sagte Graf Keril und trat vor, um den Befehl an sich zu nehmen. Er nickte einigen seiner Gefolgsleute zu. »Bringt ihn nach Wassersturz – das ist am nächsten – und bittet Graf Luthan, dafür zu sorgen, dass er hängt.«
    Mitt merkte Keril an, dass er nur deswegen eingeschritten war, weil er es nicht anders gewöhnt war. Er betrachtete sich als ranghöchsten unter den anwesenden Grafen. Das machte Mitt zornig. Trotz allem, was gesagt worden war, missachtete Keril die Krone, die Mitt auf dem Haupte trug. Noch zorniger allerdings machte ihn zu begreifen, dass Keril ihm genau das Gleiche angetan hatte, was Hestefan von Henda erlitten zu haben behauptete – und Keril schien es nicht einmal zu bemerken.
    »Einen Augenblick!«, sagte er. »Du kannst ihn nicht hängen. Wir brauchen ihn. Barden kommen dorthin, wo andere Leute nicht hinkommen.«
    Keril presste die Lippen fest zusammen und starrte Mitt an. Als er sich umblickte, sah er, dass sich alle einschließlich seiner eigenen Gefolgsleute, denen er zugenickt hatte, respektvoll Mitt zuwandten. Er presste die Lippen noch fester aufeinander, aber er schwieg.
    »Hestefan«, sagte Mitt. Obwohl Hestefan aufblickte, sah er noch immer durch Mitt hindurch. »Hestefan, du wirst zu Henda gehen und ihm melden, dass du seine Befehle ausgeführt hast. Sag ihm, dass Noreth tot sei. Kannst du das?« Hestefan nickte und blinzelte, als erlangte er langsam das Sehvermögen wieder. »Aber«, fuhr Mitt fort, »du wirst Andmark über Holand erreichen. In Holand gehst du zu Hobin dem Büchsenmacher – hast du den Namen verstanden? – und sagst ihm, dass ich die Krone habe und er mir den Königsstein bringen soll. Verstanden?«
    »Nun… ja …«, antwortete Hestefan langsam. »Aber wenn Henda davon hört … Nein, nein! Das kann ich nicht!«
    »O doch, das kannst du!«, entgegnete Moril. »Mein Vater hat so etwas zeit seines Lebens getan! Gehorche!« Hestefan wandte sich Moril zu; er bebte so heftig, dass sein Bart zitterte. Dadurch blickten alle auf Moril. Moril war so blass, wie ein Mensch nur sein kann, so blass, dass er gespenstisch fahl aussah; auf seinem Gesicht zeigte sich so deutlich, wie betrogen er sich fühlte, dass jeder rasch wieder den Blick abwandte. »Gehorche«, sagte Moril, »oder ich verfluche dich, lege mit der Macht dieser Quidder den Fluch des Barden auf dich, sodass er dich über das Grab hinaus verfolgt! Du hast alle Barden verraten!«
    »Aber nein.« Hestefan hielt einen bebenden Finger hoch. »Ich habe nur getan, was an meiner Stelle jedermann …«
    »Du bist aber nicht jedermann!«, schrie Moril ihm ins Gesicht. »Du bist ein Barde! Ich dachte, du wärst ein guter Barde. Ich habe dir vertraut. Jetzt bin ich klüger. Fahr nach Holand. Sofort!« Er kehrte Hestefan den Rücken zu und sah aus, als müsse er sich übergeben.
    Keril wandte sich an Mitt. »Und was wird aus unseren südländischen Gefangenen?«, fragte er in einem höflichen und zugleich sarkastischen Tonfall, mit dem er Navis übertraf. »Ersinnst du auch für sie eine Verwendung?«
    Das genügte Mitt, um sich auf der Stelle etwas einfallen zu lassen. »Aber selbstverständlich! Meine Krone ist die Krone von ganz Dalemark. Ich brauche ein Heer, das sowohl aus dem Süden als auch aus dem Norden stammt. Sie alle können mir beim Kelch des Adons die Treue schwören, und die, bei denen er nicht leuchtet, können verdammt noch mal unter Bewachung hier bleiben. Ich will nicht, dass die Neuigkeit nach Süden dringt, bevor Hestefan bei Hobin gewesen

Weitere Kostenlose Bücher