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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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ist.«
    »Und was werden sie hier tun? Herumsitzen, die Köpfe noch immer auf den Schultern?«, fragte Keril.
    Mitt lachte. »Aber nein! Graben werden sie. Sie können das Fundament des Palastes ausheben, den ich hier errichten werde. Und danach können sie gleich weitermachen und das ganze alte Karnsburg wieder aufbauen.«
    »So ist’s recht!«, rief Alk. »Ich übernehme die Bewachung. Soll ich dir Zeichnungen und Pläne der Gebäude anfertigen? So etwas liegt mir viel mehr als die Schlacht. Mal sehen – Luthans Schreiber hatte doch Papier und Bleistift.« Er blickte die Statue in seiner Hand an und sah sich suchend nach einem Ort um, an dem sie sicher war. »Und da es deine Idee war, danach zu suchen«, sagte er zu Maewen, »halt sie so lange für mich, während ich einige Skizzen anfertige.«
    Er reichte ihr die Statue. Als ihre Hände das Gold berührten, verschwand sie.
     

 
     
     
    Teil 5
     
    Teil 5  Kankredin
     

22.
    Sie war nicht mehr dort, sondern stand wieder auf der Museumsgalerie des Tannoreth-Palastes, an genau der gleichen Stelle, an der sie gestanden hatte, als sie verschwunden war. Wend wollte die Statue gerade wieder wegschließen, fuhr zusammen und starrte Maewen an.
    Wend sah sauberer, gepflegter und besser aus denn je. Maewen wurde sich augenblicklich bewusst, dass sie schmutzig war und klamm von den Regenschauern, die sie schon seit Tagen nicht mehr beachtet hatte. Ihre Kettenrüstung roch nach Rost. Ihre Stiefel waren schmutzig. Die Wassersturzer Montur miefte nach nasser Wolle, Pferd und Mensch. Ihr Haar unter dem kleinen Helm fühlte sich feucht und verfilzt an.
    »Du bist wieder da!«, rief Wend.
    »Ja.« Die schier animalische Scharfsicht, die Maewen während ihrer Reise erlangt hatte, verriet ihr, dass Wend nicht erwartet hatte, sie wiederzusehen. Das stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, während er die Statue behutsam auf ihren Regalplatz stellte und die Glastür verschloss. Maewen sah ihm das deutlich an, obwohl es sie ein wenig ablenkte, dass ihre Gefolgsfrauenmontur sich auflöste und sie in schmuddligen Hosen und Hemd zurückließ. Das Haar fiel ihr wieder auf die Schultern, aber es fühlte sich feucht und verfilzt an. Das schrill fiepende Funkgerät an Wends Uniform fesselte ihre Aufmerksamkeit noch stärker, und doch bemerkte sie Wends Irritation genau.
    »Was ist passiert?« Wend rasselte beiläufig mit den Schlüsseln. Maewens Wahrnehmung ließ jedoch keinen Zweifel daran, wie neugierig er in Wirklichkeit war.
    »Hestefan der Barde hat Noreth ermordet, bevor sie auch nur nach Adenmund aufbrechen konnte«, sagte Maewen. Sie schämte sich ihrer Wahrnehmung – denn sie merkte dadurch, dass Wend erfüllt war von Wut und Frustration, die er sorgfältig verbarg –, aber sie konnte nichts dafür, sie merkte es. Sie alle hatten diese Wahrnehmung besessen: Moril, Mitt, Hestefan, Navis, einfach jeder. So lebte man damals eben.
    »Ich dachte, es wäre … einer der anderen gewesen«, sagte Wend, während das Piep-piep-piep aus dem Funkgerät auf seiner Brust gellte.
    Du hast gedacht, Mitt hätte den Mord auf dem Gewissen, meinst du!, dachte Maewen. Wieder die Wahrnehmung. Der Lärm aus dem Funkgerät begann ihr auf die Nerven zu gehen, deshalb sagte sie: »Ich glaube, du solltest darauf antworten.«
    Wend nahm das Funkgerät ab und legte den Schalter um. »Hier Orilsohn. Ende.«
    Major Alksens Stimme plärrte aus dem Lautsprecher. Sie klang, als spreche er in eine Blechdose. »Das wird aber auch Zeit. Wend, gehen Sie so schnell Sie können zum Vorhof. An Amils Grab ist irgendetwas los – ein Tier, oder jemand ist darin eingeschlossen worden. Ende.«
    »Ich bin schon auf dem Weg, Herr Major«, sagte Wend. »Ende und aus.« Er befestigte das Funkgerät wieder an seiner Uniform, lächelte Maewen gezwungen an und sagte: »Erzähl mir alles auf dem Weg.«
    Maewen sah zu, wie er die Galerie entlanghastete. Tanamoril, Osfameron, Mallard der Magier – jeder einzelne dieser Helden aus den vielen Gesichten war er gewesen, und er konnte gut einer ihrer eigenen Vorfahren sein – und wie endete er? Als Museumswächter, der mit Kankredin im Bunde stand. Sie wusste genau, was Moril für Hestefan zuletzt empfunden hatte: einen Abscheu, der bis ins Mark ging. Spielte ihr im Zug den Retter vor, damit sie ihm vertraute. Pfui Teufel!
    Es war, als wüsste man das Lösungswort eines Kreuzworträtsels instinktiv im Voraus und würde es sich dann schrittweise erarbeiten. Dieses Foto. Tante

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