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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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Maewen. »Aber…«
    »Ja, das ist sie«, sagte Hestefan tadelnd von seinem Wagen. »Wusstest du das nicht?«
    »Ich …« Maewen verrenkte den Hals, um wenigstens etwas von dem grauen Bart über sich zu sehen. Warum musste Hestefan sie erst daran erinnern? Über Karnsburg hätte sie von allein Bescheid wissen müssen. Sämtliche Führer im Palast wurden es nicht müde, darauf hinzuweisen, dass Amil der Große die Stadt wiederaufgebaut hatte. Keiner von ihnen hatte jedoch erwähnt, dass er sie aus dem Nichts neu errichtet hatte. »Ruinen und Trümmer?«, fragte sie.
    »Eher Gras und Buckel im Boden, wenn ich richtig gehört habe«, sagte Mitt.
    »Ach … verflixt!«, rief Maewen aus. »Wie soll ich denn dort die Krone finden?«
    »Ja, wie nur?«, murmelte Navis.
    »Es wird sich schon eine Möglichkeit ergeben, Herrin«, sagte Wend.
    Maewen ging davon aus, dass Wend bereits eine Möglichkeit wusste. Doch nachdem sie wieder aufgesessen und aufgebrochen waren, wurde sie den Gedanken nicht los, dass das Ziel der Reise mit jeder Meile, die sie vorankamen, schwieriger zu erreichen war. Sie fragte sich, ob Noreth das etwa begriffen hatte und einfach ausgerissen sei. Maewen hätte es ihr nicht verdenken können. Sechs Menschen reisten die alten Straßen entlang – einer davon auch noch durch eine Stimme aus der Luft des Diebstahls bezichtigt! – und suchten eine Krone, die in einer Stadt vergraben lag, welche es nicht mehr gab. Ohne Vorräte und fast keinem Gepäck reisten sie, um zu beweisen, dass das falsche Mädchen Anspruch auf die Königswürde habe. Als ob die Grafen sämtlicher Grafschaften Noreth unbehelligt lassen würden! Voll Unbehagen entsann sich Maewen, dass die Grafen dieser Tage selbst kleine Könige waren, schlechte Könige im Süden und etwas bessere im Norden, aber alle unabhängige Herrscher. Und unabhängige Herrscher legten immer großen Wert darauf, ihren Thron zu behalten.
    Dennoch hat es Amil der Große irgendwie geschafft, sagte sie sich. Warte nicht zu lange mit deinem Auftritt, Amil. Mit dem allergrößten Vergnügen überlasse ich dir alles!
    Währenddessen führte die Grüne Straße sie durch eine weitere enge, von Ebereschen überhangene Schlucht. Maewen ertappte sich dabei, wie sie immer wieder nervös zum Horizont blickte, der hoch über ihnen lag, und nach einer Gruppe von Gefolgsleuten Ausschau hielt, die ihnen ein Graf vielleicht nachgeschickt hatte, um zu verhindern, dass sie weit kamen. Ein Graf musste Noreth entführt haben. Einer ihrer fünf Begleiter stand im Sold eines Grafen.
    Als die Straße sie auf eine grüne Hochebene führte, fühlte sie sich schon wieder sehr viel besser. Frischer, belebender Wind umströmte sie. Weit unter ihnen lag das graue Meer; es wirkte, als habe es sich aufgerichtet, um den Himmel zu berühren. Weiße, galoppierende Wellen rührten es auf.
    Mitt schloss zu ihr auf. »Das ist schon besser«, sagte er. »Vielleicht liegt es daran, dass ich als Fischerjunge aufgewachsen bin; ich sehe das Meer immer gern. Vielleicht auch nur, weil ich ein Holander bin. Was sagst du dazu, Navis?«
    Navis ritt an Maewens anderer Seite. Er blickte mit genau dem gleichen Ausdruck wie Mitt aufs Meer: als sei es seine wahre Heimat. Er sagte: »Ich vermisse das Blau der See im Süden, aber ich war trotzdem nicht unglücklich, dass die Gräfin mich nach Adenmund geschickt hat. Dort gibt es viel Meer. Und ich habe noch keinen Augenblick lang bereut, Holand verlassen zu haben.«
    Navis ohne jeden Sarkasmus sprechen zu hören, erschien Maewen geradezu merkwürdig. Sie fragte sich, wie sie nur herausfinden sollte, was die beiden so weit fort von Holand geführt hatte, doch bevor sie sich etwas einfallen lassen konnte, sagte Navis zu ihr: »Du musst natürlich ein besonderes Interesse an diesem Küstenstreifen haben.«
    »Wieso? Weißt du da etwa mehr als ich?«, erwiderte Maewen. Eigentlich war es eine recht dumme Gegenfrage, doch Navis hatte etwas an sich, das sie zu solchen Reaktionen verleitete.
    »Ich meine, dass wir doch nicht weit von Kredinstal sind«, erklärte Navis, »und soweit ich weiß, bist du dort geboren worden, Noreth. Ist dein Vetter Kintor nicht dort der Baron?«
    Maewen antwortete rasch: »Ja, aber wir kommen nicht miteinander aus.« Sie hoffte, dass Navis nach dieser Entgegnung nicht mehr von ihr erwartete, ihren Vetter zu besuchen. Aber er muss sich doch irren!, dachte sie. Kredinstal trennten viele Meilen Küste von Adenmund. Selbst mit einem Wagen war man

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