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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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gesprochen, um von jemandem gehört zu werden, und keiner der anderen bewegte sich. Trotzdem antwortete ihr die Stimme; sie schien unmittelbar neben ihr aus der Luft zu kommen. »Ich bin der, der dich schon immer beraten hat. Und ich spüre, dass die Statue nicht weit ist. Einer dieser Fünf hat sie.«
    »Na, vielen Dank!« Maewen rollte die Decke zusammen. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr mich das jetzt beruhigt!« Sie dachte, sie würde wieder in einen Schock verfallen. Ihre Gedanken überschlugen sich. Wer immer die Statue entwendet hatte, musste sie Noreth gestohlen haben. Folglich musste einer ihrer Begleiter bei der Entführung Noreths geholfen haben, und dieser Mensch wusste, dass Maewen eine Betrügerin war. Warum hatte derjenige nichts gesagt? Oder belog die Stimme sie?
    »Ich bin froh, dass du es so gelassen aufnimmst«, sagte die Stimme. »Du gebärdest dich wie die Königin, die du sein wirst.«
    Gelassen!, dachte Maewen. Sie stieß die Decke und die Kleidungsstücke zurück in den Sack. Dann ging sie zu den anderen und jonglierte dabei mit Pastete, Käse und einem Apfel, weil ihre Hände zu stark zitterten, um etwas festzuhalten.
    Moril kam ihr entgegen. Er aß ein Riesenstück Brot – natürlich mit nur einer Hand, denn in der anderen hielt er seine Quidder. Maewen hatte ihn noch nie ohne das Instrument gesehen; es war, als sei es ein Stück von ihm. Ohne Erstaunen bemerkte sie nun, dass es die gleiche Quidder wie auf dem Porträt war, die Quidder, die neben dem Gemälde im Glaskasten lag. Im Augenblick bemerkte sie so vieles. Sie kam sich vor wie ein gehetztes Häschen, das mit großen Augen alles anstarrte. Sie bemerkte, dass Moril ebenfalls Sommersprossen auf der blassen Haut hatte, ähnlich wie sie, nur nicht so viele. Er musterte sie verwundert.
    »Was ist?«, fragte er sie mit vollem Mund. »Hast du ein Gespenst gesehen?«
    »Ja … wenigstens habe ich eins gehört«, antwortete Maewen. »Ein Mann hat mich angesprochen. Aus der Luft.«
    »Ich dachte mir schon, dass etwas passiert ist«, sagte Moril darauf. »Da muss ich wohl schon wieder meine Regel brechen. Einen Augenblick.« Er biß noch einen Mund voll Brot ab, ließ den Rest aufs Gras fallen und legte beide Hände an die Quidder. Einen Moment lang dachte er kauend nach, dann spielte er kurze Folge milde dahinplätschernder Akkorde.
    Friede überkam Maewen. Wie ein Kraftstrom stieg es ihr den Rücken hinauf und durchlief ihre Arme. In ihrem Gesicht entspannten sich Muskeln, von denen sie überhaupt nicht gewusst hatte, dass es sie gab. Sie stellte fest, dass sie träumerisch lächelte, und sagte sich, dass diese Stimme, was auch immer sie gewesen sei, ihr auf keine Art und Weise schaden konnte. »Danke«, sagte sie.
    Moril ließ die Quidder weitersummen und sah Maewen skeptisch an. »Das war leicht«, sagte er. »Du bist ohnehin schon ein sehr entspannter Mensch.« In sehr ernstem Ton fügte er hinzu: »Auf den Grünen Straßen geschieht so manches. Man erzählt sich viele Geschichten.«
    Er bückte sich und hob sein Brot wieder auf. Mitt und Navis schlenderten herbei. Moril musste sie aus dem Augenwinkel entdeckt haben, denn sein Gesicht wurde hart und unfreundlich. Augenblicklich ging er fort und gesellte sich zu Hestefan.
    Maewen setzte sich an ein Wagenrad, um zu essen. Über gezackte Felsen hinweg blickte sie auf blauschwarze Berge vor schwärzlichbraunen Gipfeln, hinter denen noch mehr zerklüftete Gebirge aufragten, und über allem lastete ein schwerer grauer Himmel. Sie musste Moril näher kennen lernen, überlegte sie. Er hatte zuerst so verträumt gewirkt, so als sei er ganz mit sich selbst beschäftigt, doch verträumt oder nicht, er sah sehr viel, und was immer er da auf seiner Quidder gespielt hatte … Nun, nur zu. Sag es, Maewen. Zauberei. Dieser Junge ist eine Art Zauberer, und du willst wissen, wie er das anstellt.
    Weit weg von ihnen fing sich die Sonne auf einer Bergspitze und färbte sie für einen Augenblick gelb und grün und purpurn.
    Wend wies mit der Hand dorthin, in der er ein Stück Käse hielt. »Die Stadt aus Gold!« Er, Moril und Hestefan riefen es fast im Chor. »Herns goldene Stadt.«
    »Was soll das?«, sagte Maewen. »Es kann nicht sein. Karnsburg liegt viele Meilen weit im Süden.«
    »Wir sagen das, Herrin«, erklärte Wend, »wenn sich die Sonne auf einem Gipfel fängt – um zu zeigen, dass wir uns der Stadt erinnern, obwohl sie lange zerstört und versunken ist.«
    »Zerstört und versun!«, rief

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