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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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Aber von euch anderen verlange ich, ebenfalls fröhlich zu sein!«
    Navis fragte glattzüngig: »Und wie stellst du dir vor, sollen wir deinen Befehl erfüllen?«
    »Du könntest zum Beispiel endlich deinen verdammten Sarkasmus drangeben!«, fuhr Maewen ihn an. »Und du« – sie wies auf Hestefan – »lass gefälligst mal das Träumen sein!«
    Mit dieser Zurechtweisung schien sie Hestefan zu erschrecken. Er starrte sie auf eine verblüffte und entsetzte Art an, die überhaupt nicht mit seiner Persönlichkeit vereinbar schien. Maewen begriff nicht, und dadurch beruhigte sie sich recht plötzlich. Sie hatte bei Mitt weitermachen und ihm vorschlagen wollen, Frieden mit Navis zu schließen, dann bei Moril, dem sie befohlen hätte, mit seinen dummen Unverschämtheiten aufzuhören, doch Hestefans Blick ließ sie erkennen, dass sie nicht einmal ansatzweise wusste, was zwischen diesen Menschen vorgefallen war, bevor sie ihnen begegnete. Vielleicht hatten sie Recht und Maewen Unrecht. Darum fuhr sie zu Wend herum, den Einzigen, den sie kannte. »Und du hör auf, die ganze Zeit so unerträglich höflich zu sein!«
    Wend riss sich die Mütze vom Kopf und schien sich wie schon so oft unterwürfig verbeugen zu wollen.
    »Nein!«, rief Maewen. »Denk nicht einmal daran.«
    Navis warf den Kopf in den Nacken und brüllte vor Lachen. Mitt schnaubte. Moril kicherte tatsächlich. Selbst Hestefan lächelte unsicher. Maewen überlegte, ob sie nicht auch in Wends Gesicht den Ansatz eines Grinsens entdeckt habe. Dank sei dem Einen! Maewen stieß bang ihren angehaltenen Atem aus und setzte sich wieder in Bewegung. Sie starrte auf einen großen Vogel – einen Adler? –, der den benachbarten Gipfel umkreiste, und versuchte sich zu beruhigen. Wie konnte sie nur wagen, Navis anzufahren? Egal. Es hatte funktioniert. Sie hörte nun, wie sich die Leute hinter ihr in einem normalen, lebhaften Tonfall unterhielten. Trotzdem kam ihr in den Sinn, dass sie am besten mit jedem in der Gruppe ein Gespräch unter vier Augen führte, wenn sie konnte. Auf diese Weise erfuhr sie vielleicht in Bruchstücken, die sie zusammensetzen konnte, was diese Menschen so mürrisch machte.
    Mitt schloss zu ihr auf, während sie noch überlegte. »Du hast die goldene Statue doch sicher verwahrt, oder?«, fragte er. »Vergiss nicht, dass sie zur Hälfte mir gehört.«
    Maewen wurde sofort wieder angespannt und wachsam. Keinen Augenblick lang zweifelte sie, welche Statue er meinte. Das Dumme war nur, die Statue befand sich zwei Jahrhunderte entfernt in der Vitrine eines Palastes, der noch nicht gebaut war. »Aber ja. Völlig sicher«, sagte sie, und das, fand sie, hätte wahrer nicht sein können.
     

7.
    Das erste Gespräch mit Mitt fiel Maewen schwerer wie kaum etwas. Lange bevor sie Halt machten, um zu Mittag zu essen, spürte sie, wie ihr der Schweiß ausbrach und in Perlen auf ihrem Gesicht stand. Die Luft wurde ohnehin milder, bis Maewen einfiel, dass es Mittsommertag war, doch daran lag es nicht, dass sie sich erhitzt fühlte. Dass es so schwer war, ihre Frau zu stehen, das brachte sie zum Schwitzen. Immer wieder sah sie Wend an in der Hoffnung, er würde ihr einen Tipp geben, was sie tun sollte, doch Wend marschierte unbeteiligt neben Navis, hielt mühelos Schritt mit dessen Pferd und sprach mit niemandem auch nur ein Wort. Maewen schloss daraus, dass Wend ihr erst dann zur Seite stehen würde, wenn sie wirklich gravierend patzte.
    In gewisser Weise war das tröstlich, denn es bedeutete, dass sie noch keinen schwerwiegenden Fehler begangen hatte, und trotzdem machte Wends Verhalten ihr Angst. Sie wusste, dass ihr Gesicht eine Ansammlung von Flecken war – von Sommersprossen und Schweißtropfen. Sie hasste es, wenn sie so aussah. Immer wieder warf sie einen raschen Seitenblick auf Mitt, den sie im aufgeschossenen, knochigen Profil sah, und hoffte, dass er sie nicht allzu abstoßend fände.
    Wenn Mitt es bemerkte, wandte er sich ihr zu und grinste sie an. Nach einer Weile begriff Maewen, dass er genauso befangen war wie sie. Zuerst glaubte sie, er verspüre eine Scheu vor ihr, weil sie Königin werden sollte, doch dann sagte er: »Ich sag’s dir ganz offen, Noreth. Gestern Abend dachte ich, mich trifft der Schlag, als ich herausfand, dass du schon so alt bist.«
    Alt!, dachte Maewen. Ach, diese verdammten Sommersprossen! Er muss wenigstens fünfzehn sein! Für wie alt hält er mich denn? – Achtzehn, antwortete ihr Gedächtnis. Noreth begann ihre Reise am

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