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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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Ewigkeiten unterwegs. Doch als sie weiterkamen, entdeckte Maewen die lang gestreckte grüne Landzunge, die sich, überzogen von Entwässerungsgräben, ins Meer vorschob. Dort stand in Maewens Zeit die große Raffinerie. Erst vor wenigen Tagen hatte sie das Werk vom Zug aus gesehen. Anscheinend verlief die alte Straße schnurstracks mitten durch das Gebirge.
    »Wie du auch zu deinem Vetter stehst«, sagte Navis, »ich könnte mir vorstellen, dass sich dir hier etliche Anhänger anschließen werden.«
    Anhänger! Das hätte mir noch gefehlt!, dachte Maewen. Was soll ich mit denen denn anstellen?
    »Ja, ich denke auch, du brauchst ein Heer hinter dir«, stimmte Mitt zu. »Zeig diesen Grafen, dass du es ernst meinst.«
    Wahrscheinlich hatten sie beide Recht, doch Maewen konnte sich überhaupt nicht vorstellen, ein Heer anzuführen. Dabei käme sie sich so töricht vor. Während sie weiterritt, überlegte sie fieberhaft, wie sie dieser Situation ausweichen könnte.
    Die Küste beschrieb eine lang gezogene Kurve, der die Straße folgte und so weit oben verlief, dass Maewen nicht in das große Kredinstal blicken konnte, das irgendwo tief unter ihnen liegen musste. Als sie die Krümmung hinter sich gebracht hatten, sahen sie vor sich einen Wegstein, der die Abzweigung ins Tal hinunter markierte. Auf den Felsen ringsum hatten sich zu Maewens Entsetzen tatsächlich sehr viele Menschen versammelt. Großes Hallo erhob sich, als Maewens Gruppe in Sicht kam. Immer wieder hörte sie: »Noreth!«, und sie konnte nicht anders, sie zügelte verängstigt ihr Pferd, bis es auf der Stelle stehen blieb. Ihre Knie bebten, und ihre Sicht verschleierte sich.
    Betäubt fragte sie: »Was meint ihr, was wollen die denn?«
    »Anscheinend wollen sie dich sprechen«, antwortete Navis.
    Offenbar vermutete er richtig. Angeführt von einem einzelnen Mann, eilten ihr Männer und Frauen eifrig entgegen. Ihnen folgte langsamer die Menge in einem Trott, bei dem Schals, Haare, Arme, Bänder und einige lange, im Wind knallende Banner flatterten. Mittsommerflaggen, dachte Maewen. Sie halten hier ihren Mittsommerjahrmarkt ab. Am liebsten hätte sie ihr Pferd zum Galopp angetrieben und wäre geflohen. Die Menge versperrte jedoch die Straße. Und alle schienen so froh zu sein, sie zu sehen.
    Ach Noreth!, dachte sie. Warum musstest du mich da nur hineinziehen ?
    Wend trat neben sie. »Darf ich dein Pferd halten, Herrin, während du hinuntergehst und mit ihnen sprichst?«
    Mitt hatte bemerkt, wie sie sich fühlte. »Ich gehe mit ihr. Würdest du auch Gräfin festhalten?«, fragte er Wend.
    »Und meins«, sagte Navis und warf ihm die Zügel über den Kopf seiner Stute hinweg zu.
    Maewen war zu dankbar, um sich dafür zu schämen, wie offensichtlich das Entsetzen ihr anzusehen sein musste. Es fiel ihr viel leichter, dem Anführer entgegenzugehen, während Mitt einen Schritt hinter ihr aufragte und Navis gemessen und forsch zugleich auf der anderen Seite marschierte.
    »Noreth Einentochter«, begrüßte sie der Mann eifrig. »Wir haben gehört, dass du diesen Mittsommer die Straße entlangreist, und bitten dich um Vergebung, dass wir dir hier sozusagen auflauern, aber…« Die kleinere Gruppe aus Frauen und Männern erreichte sie und blieb keuchend, nickend, lächelnd und stierend vor ihnen stehen. »Wir alle sind Vorarbeiter im Bergwerk«, erklärte der Anführer. »Ich bin Tankol Kolsohn und spreche für die Vorarbeiter. Herrin, wirst du für uns mit Baron Kintor reden, deinem Vetter? Wir sind wahrhaftig mit unserer Weisheit am Ende, aber wir wollen ganz ehrlich nicht gesetzesbrüchig sein, wie es uns diese neue Rechtsgelehrte nachsagt.«
    Kaum hatte er das gesagt, als die ganze Gruppe gleichzeitig zu reden begann. »Alles willige Arbeiter«, hörte Maewen – »Wo das Land so arm ist« und: »Im Sommer nichts verkauft, da will er nur die Hälfte zahlen«, übertönt von: »Das Bergwerk jetzt unser Haupterwerb« und: »Bleibt fast nichts übrig, wenn du ‘ne Familie ernähren willst!« Das alles ging halb in einem Satz unter, den jemand ständig wiederholte:
    »Dann müsste Baron Kintor seine Pferde verkaufen und das wollen wir nicht«, und jemand anderes sagte genauso oft: »Uns nur die Hälfte zahlen für das, was wir rausholen, und im Winter kriegen wir ein Viertel zurück – da müssen wir verhungern, Herrin!« Währenddessen war auch die Menge herangekommen, und Maewen war von Menschen umschlossen, die brüllten: »Daran ist nur seine neue Rechtsgelehrte

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