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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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und steckte sie wieder ins Wasser. Nachdem er es viermal versucht hatte, brummte er: »So bringe ich noch das Wasser zum Kochen.« Als er die Hand zum sechsten Mal eintunkte, kam Hestefan herbei, rieb sich den Bart und erkundigte sich gähnend, was denn los sei. Mittlerweile stand für Maewen fest, dass sie den Diebstahl des Ringes nicht wie geplant geheim halten konnte; genauso gut hätte sie ihn auch vom Gipfel des nächsten Berges verkünden können.
    Als Mitt die Hand zum siebten Mal aus dem Eimer holte, sagte Wend müde: »Lass mich mal versuchen.« Mit einer Hand umschloss er Mitts knochiges Handgelenk, mit der anderen den Ring. Und dann zerrte er.
    »Autsch!«, rief Mitt. »Du reißt mir ja die Hand ab!« Aber der Ring war ab. Alles schwieg, als Wend ihn ins Laternenlicht hielt, wo sie den roten Stein aufblitzen sahen. Er reichte ihn Maewen.
    Sie spürte, wie ihr der Schweiß zwischen die Sommersprossen trat. »Das ist der Ring des Adons«, sagte sie ohne weitere Umschweife. »Mitt war so freundlich, ihn mir zu… holen. Ich habe vor, alle Gaben des Adons zu sammeln. Morgen reisen wir weiter nach Auental.«
    »Wie günstig«, murmelte Navis Mitt zu. Doch Mitt beobachtete Maewen über den Finger hinweg, an dem er sog. Jeder beobachtete sie.
    Maewen begriff, dass sie sich unter keinen Umständen von ihr ablenken lassen würden. Sie musste den Ring aufziehen, jetzt und hier, mitten im Licht, und er würde ihr nicht passen. Er war riesig. Mitts Finger wirkten zwar lang und knochig, aber aus einem seiner Finger hätte man zwei für sie machen können. Wenn Vater Recht hat, sprach sie sich Mut zu, dann stammt Mutter irgendwo entfernt von Amil dem Großen ab. Dieser Tropfen königlichen Blutes aber war sehr stark verwässert worden, bevor er zu ihr gelangte. Sie holte tief Luft – und ging ein noch größeres Risiko ein – und schob sich den weiten Goldreif über den rechten Daumen, ihr einziges Glied, bei dem sie auch nur eine entfernte Chance sah, dass er passen könnte. Und er passte tatsächlich. Alles seufzte.
    »Ich kümmere mich um dein abscheuliches Pferd«, sagte Navis zu Mitt. »Du legst dich schlafen.«
     

10.
    Sie benötigten einige Tage, um Auental zu erreichen, obwohl ihr Weg sie direkt durchs Herz des Gebirges führte. Lange bevor sie dort ankamen, hingen allen außer Mitt die eingelegten Kirschen zum Halse heraus. Mitt hingegen war seiner selbst überdrüssig. Auf dem müden und daher unterwürfigen Gräfin ritt er lustlos am Ende des Zugs und sah den Wolken zu, die sich herabsenkten und als graue Schals unter schwarzen Berggipfeln hingen. Dann schwangen auch diese Gipfel zur Seite und offenbarten hinter sich noch viele andere Gipfel, gegen die ebenfalls Wolken wogten. Die Grüne Straße schien ständig anzusteigen und sie durch die zentralen Höhen des Nordens zu führen.
    Mitt räumte ein, dass das Panorama durchaus sehr schön und erhebend sein mochte, doch war er dergleichen einfach nicht gewöhnt. Diese Schönheit war herber als die des Meeres und in ihrer Grausamkeit noch offensichtlicher. Und leerer. Einmal, als sie Halt machten, bemerkte Navis, dass sie auf dem ganzen Weg noch keiner anderen Menschenseele begegnet seien. »Alles ist zu Hause und feiert den Mittsommer, denke ich«, sagte er. »Wann könnte man besser reisen, ohne gesehen zu werden?«
    Mitt grunzte nur: »Gut.« Er schien an nichts anderes mehr denken zu können als an das Versprechen, das er Alk gegeben hatte. In gewisser Weise lastete es ihm auf der Seele, und das machte ihn besorgt. Ihm erschien es so kläglich, sich hinter einem Versprechen zu verbergen. Selbstgefällig. Man sagte sich, man könne nun nichts mehr falsch machen, und was tat man am Ende: nichts – wie ein völliger Versager. Gleichzeitig hatte er das ungute Gefühl, sein Versprechen enge ihn genauso schrecklich ein, wie es der Ring getan hatte, und auch das bedeutete Nichtstun und völliges Versagen. Das Versprechen war noch übler als Keril und die Gräfin.
    Maewen wurde es zur Angewohnheit, über den roten Stein an dem Ring um ihren Daumen zu reiben. Die Stimme hatte ihr geraten, sich diesen Ring zu verschaffen, und nun besaß sie ihn. Auf irgendeine Weise flößte es ihr jedoch Unbehagen ein. Sie hatte das gleiche prickelnde Gefühl, etwas Falsches zu tun, das Wend ihr im Zug und im Palast vermittelt hatte. Ohne es sich wirklich einzugestehen, achtete sie bedachtsam darauf, niemals irgendwo allein zu sein, wo keiner der anderen sie hören konnte.

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