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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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dann weißt du auch warum. Es ist … nun ja … es ist, als trätest du unversehens in einen Schatten – oder der Schatten in dich. Ein wenig ist es so.« Alk streckte die Hand vor und hielt sie vor den schmalen Schlitz, den er in der Blende der Laterne offen gelassen hatte. Ein gewaltiger, wie eine Hand geformter Schatten glitt über den Fußboden, über Mitt und die Bücherwand hinter ihm. Mitt erschauerte. »Siehst du?«, fragte Alk. »Dort ist er, aber er ist nicht fest – trotzdem könnte ich mich irren. Und Noreths Mutter lebt nicht mehr, sonst könnte sie mir sagen, dass ich mich tatsächlich irre, oder?«
    Als Graf Keril in etwa das Gleiche gesagt hatte, war Mitt davon nicht beeindruckt gewesen. Aus Alks Mund gewannen die Worte ein ganz anderes Gewicht. »Aber der Eine redet wirklich zu ihr«, wandte er ein. »Ich glaube, ich habe ihn einmal gehört. Und es macht ihr Angst.«
    »Ich zweifle nicht an deinem Wort«, sagte Alk. »Und nun kommt der schwierigste Teil des schwierigen Teils: Wenn der Eine wirklich ein Interesse am Geschehen hat, dann sollten wir Sterblichen ungeheuer vorsichtig sein. Dem Einen kommt man besser nicht in die Quere. Ich wünschte nur, meine Gräfin würde das ebenfalls so sehen. Doch Keril gehört zum neuen Schlag – vernünftige Leute, für die die Unvergänglichen nur veralteter Aberglaube sind. Und sie hört auf ihn.« Er stützte seine massigen Arme auf die Bücher und brütete verdrossen.
    Nach einem Augenblick fragte Mitt: »Hast du damit gerechnet, dass ich … wiederkomme?« Seine Stimme klang noch immer unerfreulich rau.
    »In gewisser Weise schon. Es war eine Möglichkeit«, antwortete Alk. »Ich war hier, weil eine geringe Chance bestand, dass du dich dafür entscheidest, dich dieser Noreth anzuschließen und ihren Anspruch zu unterstützen. Als ich deinen Gaul aus dem Wald hörte, wusste ich, dass ich Recht hatte. Ich bin davon wach geworden. Wahrscheinlich hat er sogar die Toten aufgeweckt. Sie ist hinter des Adons Gaben her, nicht wahr?«
    Mitt sank das Herz. Er merkte, dass er leicht zusammensackte.
    Alk bemerkte es auch. Ihm entging selten etwas. »Dachte ich’s mir doch. Sie weiß es, und du weißt es, dass sie keinen echten Anspruch hat. Du wolltest den Ring hier klauen, oder nicht?«
    Mitt brachte ein leises, kehliges »Ja« hervor.
    »Und ich dachte, du hättest nie geglaubt, dass er nur auf das richtige Blut reagiert!« Alk lächelte schwach; sein Gesicht bestand nur noch aus Lichtbögen und Schatten. Er schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich wüsste, wie der Kerl, der ihn schuf, das gemacht hat.
    Ich habe immer wieder versucht, ihn dabei zu ertappen, wie er seine Größe ändert, und wirklich alle Möglichkeiten ausprobiert, aber es will mir nicht gelingen. Meine Gräfin kann ihn auf jeden Finger und sogar auf ihre Daumen stecken, und er passt. Ich habe ihn von Gregin probieren lassen, und er fiel von ihm ab. Deshalb zweifle ich nicht, dass er deiner Noreth passt, ganz gleich, wie groß ihre Hände sind.«
    »Klein.« Mitts Blick fiel verlangend auf den Glaskasten, wo der Ring unter der laternenbeleuchteten Scheibe funkelte, als liege er unter Wasser. Wie immer wirkte er sehr groß, fast groß genug, um auf einen von Alks gewaltigen Fingern zu passen. Wenn er Noreth nicht augenblicklich wieder vom Finger rutschte, wäre es in der Tat ein Wunder.
    »Trotzdem eine sehr dumme Methode, sich aus der Klemme zu befreien«, sagte Alk. »Und du steckst in der Klemme, Mitt. Wenn du diesen Ring nimmst oder einen anderen falschen Schritt machst, dann geht dir meine Gräfin an den Hals – oder Keril. Ich habe das Gefühl, dass sie dich ohnedies nicht lange am Leben lassen wollen. Oder sie beabsichtigten, dich bis ans Ende deines Lebens als ihren Meuchelmörder einzusetzen. Meine Gräfin wollte weder das eine noch das andere zugeben, aber eins von beiden muss es sein.«
    Mitt nickte. So weit hatte auch er schon gedacht. Er versuchte sich auszumalen, wie Alk der Gräfin solche Antworten entwand, doch es gelang ihm nicht. Das war, als wollte er sich vorstellen, wie eine von Alks Maschinen an einer Hauswand hochkletterte.
    »Und du kannst dich nur dadurch vor ihnen schützen, dass du dich unerschütterlich ans Gesetz hältst und ihnen keine Handhabe bietest. Wenn du das tun willst, stehe ich auf deiner Seite. Versprichst du mir, dass du weder jemanden ermorden noch etwas stehlen wirst und auch keine ähnliche Untat begehst?«
    Alk begriff nicht. Immer eindeutiger stand

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