Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
Vom Netzwerk:
»Das war sehr freundlich von dir.« Und Mitt fragte sich, ob Moril womöglich doch nicht wusste, dass er direkt hinter ihnenging.
    »Du solltest Mitt im Auge behalten«, sagte Moril. »Er versucht dich für sich einzunehmen, wie es die Art aller Südländer ist. Aber er ist verschlagen. Vielleicht hat man ihn sogar als Spion in den Norden geschickt.«
    So!, dachte Mitt. Jetzt reicht’s aber! Moril wusste genau, dass er hinter ihnen ging. Daran konnte kein Zweifel mehr bestehen.
    Noreth entgegnete: »Nun wirst du selber albern, Moril. Wenn du so weitermachst, höre ich dir nicht mehr zu.«
    Mitt fand das nett von ihr, doch er war nicht im Mindesten besänftigt. Als der Nebel zu einem feuchten gelben Schleier aufklarte und Navis nach hinten rief, er habe einen guten Platz fürs Mittagessen gefunden, dachte Mitt nur: Wenn dieser kleine Schleicher auch nur noch ein Wort gegen mich sagt! Als er Gräfin aus dem Nebel zerrte, saßen die anderen schon auf nassen Steinen und packten Brot, Käse und eingemachte Kirschen aus. Der Hohlweg mit den Seen hatte sich zu etwas geöffnet, das man schon fast eine Wiese nennen konnte. Die Pferde strichen umher und weideten in dem Gras, das halb verborgen in einem wechselhaften goldenen Nebel lag, der vielleicht die Oberseite einer Wolke war.
    Das Brot war altbacken. Jeder aß schnell und packte wieder zusammen. »Wir sind nun am höchsten Punkt der Grünen Straßen, Herrin«, sagte Wend zu Noreth. »Von jetzt an geht es nur noch abwärts nach Auental.«
    »Das ist gut«, antwortete sie. »Richtiges Essen. Wenn ich noch eine dieser eingelegten Kirschen essen soll, fange ich an zu schreien. Oder weiß jemand eine Möglichkeit, sie so zuzubereiten, dass sie anders schmecken?«
    »Ich habe eine Idee«, sagte Mitt. »Zusammen mit Käse und Speck auf einen Spieß und grillen.«
    Sie alle waren schon in Bewegung und bereiteten den Aufbruch vor. Moril bedachte Noreth mit einem wissenden Blick, während er zum Wagen ging. »Siehst du, was ich meine? Er schmeichelt sich bei dir ein.«
    »Das nimmst du zurück, du mieser Drecksack!«, brüllte Mitt und stürzte mit Riesenschritten zu Moril.
    Moril drehte sich um und lehnte sich an die Rückwand des Wagens. Er war vorbereitet. Wie einen Schild hielt er die Quidder vor sich. »Was soll ich zurücknehmen?«, fragte er kühl. »Hat dir etwa niemand befohlen, vor ihr auf dem Bauch zu rutschen?«
    In seinen Worten lag genügend wenn auch verzerrte Wahrheit, sodass Mitt noch wütender wurde. Die Quidder bildete einen armseligen, zerbrechlichen Schild, doch ein Jahr in Aberath hatte Mitt gelehrt, welchen Wert ein altes Instrument wie dieses besaß. Er wusste jedoch auch, dass es die lässlichere Sünde wäre, Moril zu verletzen. »Du kleiner Feigling!«, sagte er und griff nach seinem Arm.
    Moril wich zur Seite aus und versuchte, einen Akkord auf der Quidder zu spielen. Mitts Hand, die nun zur falschen Stelle vorzuckte, traf die Saiten, während Moril daran zupfte. Die Quidder dröhnte. Der Akkord war sehr laut und schien immer weiterzudröhnen. Mitt spürte, wie sich an seinem ausgestreckten Arm die Härchen aufstellten. Was Moril spürte, konnte er nicht sagen, doch es musste eine sehr starke Empfindung sein: Ihm stand das Entsetzen in sein weißes Gesicht geschrieben. Mitt hingegen kam es vor, als hätte er gerade gegen eine Quidder aus solidem Granit geschlagen.
    Dann standen sie beide bis zu den Schultern in rauschendem kaltem Wasser.
    Die Tiere gerieten in Panik und wollten durchgehen. Die anderen vier hetzten ihnen hinterher. Wend packte den Zaum des Maultiers auf der einen, Hestefan hielt es schon auf der anderen Seite. Mit gemeinsamer Anstrengung zerrten sie Maultier und Wagen durch das dahinschießende seichte Wasser auf den Streifen trockenen Landes neben den Felsen. Die drei Pferde waren weiter vom Ufer entfernt. Maewen wurde von Kopf bis Fuß durchnässt, als Mitts Pferd an ihr vorbeistrampelte und am Ufer entlang fortgaloppierte, aber es gelang ihr, das eigene Pferd zu fangen, bevor es Mitts Tier hinterhereilte. Navis war gleich hinter ihr und beruhigte seine Stute, während er sie über trügerische Steine durch die reißende Strömung führte. Maewen und er erreichten fast gleichzeitig den Steilhang. Beide waren tropfnass, drehten sich um und starrten auf den gewaltigen Fluss, der plötzlich dort entlangströmte, wo eben noch nur Gras gewesen war.
    Der Strom war eine gute halbe Meile breit, einer dieser boshaften, hinterhältigen

Weitere Kostenlose Bücher