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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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sein, denn das erforderte alle Konzentration, die er noch übrig hatte. Doch kaum war das Pferd auf der Straße nach Orilsweg, sodass es sich nicht mehr verirren konnte, als Mitt vermutlich im Sattel einschlief. Er glaubte zu träumen, Alk habe ihm den Ring des Adons gegeben. Das muss ein Traum gewesen sein, dachte er, als er nur ungefähr hundert Schritt vom Lagerplatz entfernt zu sich kam. Dass Alk so etwas täte, war höchst unwahrscheinlich. Warum war er aufgewacht? Vermutlich lag es an Gräfin, der sich plötzlich nicht mehr schwankend dahinschleppte, sondern eine weit energischere Gangart vorlegte. Nein, er war aufgewacht, weil mit seiner linken Hand etwas nicht stimmte.
    Etwas nicht stimmte? Das war wohl eine Untertreibung! Sein kleiner Finger fühlte sich an, als sei er in einem von Alks Schraubstöcken eingeklemmt. Und jemand erhöhte gerade die Kraft der Backen. Bumb, bumb, bumb. Mitt spürte geradezu, wie sein Finger anschwoll. Er ließ die Zügel los und zerrte an dem Ring. Er bewegte sich kein bisschen. Lodernder Ammet! Eher riss er sich den Finger aus, als dass er den Ring abstreifen könnte! Er brauchte Licht – Hilfe – irgendetwas! Er sprang vom Pferd und eilte in die Richtung los, in der er das Lager vermutete.
    Maewen sprang auf. Sie hatte halb wach gelegen, ständig gelauscht und gehofft, Mitt nicht auf seinem furchtbaren Pferd in Schwierigkeiten gebracht zu haben. Sie hörte wilde Trampelschritte, auf die ein heiserer Fluch folgte und dann die laute Frage: »Wo ist dieses verdammte Lager denn nur? Die können doch nicht ohne mich aufgebrochen sein!« Maewen lief in die Richtung der Stimme. Und da war Mitt, eine langbeinige Gestalt, die durch das Dunkel wie wahnsinnig auf den südlichsten Wegstein zurannte und dabei die Hände zu ringen schien.
    »Was ist denn?«
    Mitt eilte zu Maewen und baute sich über ihr auf, während er noch immer an seinem Finger zerrte. »Ich hab deinen Ring. Das verdammte Ding sitzt auf meinem Finger fest! Den krieg ich im Leben nicht mehr ab!«
    Maewen ergriff die Hand, mit der er ihr vor dem Gesicht umherwedelte. Sie ertastete den Ring, ein dünnes Metall um einen Finger, der so groß und heiß erschien wie eine Brühwurst, die frisch aus dem Siedewasser kommt. »Ach du liebes bisschen!« Sie zog daran. Mitt jaulte auf. Der Ring steckte so fest, wie ein Ring nur feststecken kann. »Was bist du auch so unvernünftig, dir einen Ring aufzuziehen, der zu klein für dich ist.«
    »Woher sollte ich das wissen? Ich hab mein Lebtag noch keinen Ring getragen!«
    »Na, du hättest aber doch nachdenken können! In alter Zeit waren die Leute so klug!« Aber das ist die alte Zeit. Und er ist nicht klug. Egal.
    Sie beugten sich über Mitts Hand, beide von der gleichen Panik erfasst. »Ich werde das Ding bis an mein Lebensende tragen müssen!«, quetschte Mitt hervor.
    »Leck dran. Wir wollen sehen, was viel Spucke ausrichtet«, sagte Maewen. »Oder Seife.« Aber in ihrem Gepäck hatte sie keine Seife gefunden. Man musste zu dieser Zeit doch schon Seife gekannt haben, oder? Niemand hier kam ihr so schmutzig vor. »Oder … Wasser … mit Wasser können wir deinen Finger kühlen.«
    »Ich hab ein bisschen Seife«, sagte Moril von der Seite. »Soll ich sie holen.«
    »Ja, und Licht auch«, sagte Maewen.
    Moril schoss davon. Mitt hielt sich die Hand vor den Mund und spuckte kräftig darauf. Maewen half ihm, den Speichel ganz über den geschwollenen Finger zu verteilen. Dann zog sie, und Mitt zog auch. Keiner von ihnen hatte den Ring auch nur ein bisschen verschoben, als Moril mit einem Stück Seife und einer entzündeten Laterne aus dem Wagen herbeieilte. In ihrem Licht sah Moril ehrfürchtig und zugleich spöttisch aus.
    »Das ist der Ring des Adons?«, fragte er.
    »Jawohl«, antwortete Mitt und rieb ihn kräftig mit Seife ein.
    »Er passt nur Menschen von königlichem Geblüt«, erklärte Moril.
    »Das weiß ich«, fuhr Mitt ihn an. »Ich hab ihn nur aufgesteckt, um ihn nicht zu verlieren, du dämlicher kleiner…«
    »Beruhige dich«, sagte Navis. Er brachte einen plätschernden Ledereimer.
    »O nein!«, rief Mitt. »Haltet ihn mir vom Leib! Er wird versuchen, ihn loszukochen oder so was!«
    »Das ist nur kaltes Wasser«, entgegnete Navis. »Halte deine Hand hinein.«
    »Ja, davon sollte die Schwellung zurückgehen«, stimmte Wend ihm zu, der gähnend an Navis’ Seite ging.
    Mitt tauchte die Hand in den Eimer. Dann zog er sie heraus, seifte sie neu ein, zog an dem Ring, seufzte

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