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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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arbeitet mit dem, was du denkst, wenn du sie spielst.«
    »Dann sollten wir uns klar machen, was wir beide denken«, schlug Mitt vor. Er blickte auf das Wasser, das kochend den Felsblock umspülte. »Du hast gedacht, dass du am liebsten zusehen würdest, wie dieser Südländer im tiefen Wasser absäuft. Stimmt’s?«
    Moril zog voll Unbehagen den nassen Kopf ein. »Nicht ganz. Wenigstens hatte ich wohl mehr die See im Sinn. Ich dachte: Soll dieser Südländer doch dahin verschwinden, wo er herkommt, und ich wusste, dass du übers Meer gekommen bist…«
    »Woher?«, verlangte Mitt zu wissen.
    »Letztes Frühjahr habe ich in Lavreth von dir gehört«, antwortete Moril. »Im ganzen Norden hatte es sich herumgesprochen, dass ein Südländer auf der Straße des Windes gekommen sei, vor und hinter sich die Unvergänglichen, die ihn beschützten. Die Barden nennen das Meer in vielen alten Liedern die Straße des Windes.«
    »Das habe ich gar nicht gewusst!«, rief Mitt. »Und in gewisser Weise ist es sogar wahr!«
    »In Adenmund erzählte man mir, dass du es wärst«, fuhr Moril fort, »und ich konnte dich nicht leiden, weil ich dir ansah, dass du etwas Übles im Schilde geführt hast.«
    Mitt erschauerte. Er empfand immer größere Ehrfurcht vor Morils scharfen Sinnen, ganz zu schweigen von der Quidder. Moril wäre ein gefährlicher Gegner gewesen, wenn sie sich nicht zufällig zusammen in diesen Schlamassel gebracht hätten. »Das sah wohl ein Blinder, was?«, fragte er kläglich. »Man sollte glauben, dass ich mich besser verstellen kann, schließlich habe ich mein Leben lang Geheimnisse und ein schlechtes Gewissen gehabt. Also gut. Du wolltest mich also zurück aufs Meer schicken.«
    »Und du hast die Saiten ebenfalls berührt, und deshalb sind wir beide auf diesem Fluss. Was hast du dir dabei gedacht?«, fragte Moril.
    Mitt stand auf und blickte finster auf die Schaumstreifen, die vom nächsten gezackten Felsblock in die Strömung hingen. Er glaubte mit Bestimmtheit, dass er längst nicht so zornig auf Moril gewesen wäre, wenn er sich nicht selbst so gefangen gefühlt hätte. Schließlich hatte Moril mit seiner Frage: »Hat dir etwa niemand befohlen, vor ihr auf dem Bauch zu rutschen?« das Fass zum Überlaufen gebracht. Diese Frage hatte Mitt zwei Bilder vor Augen geführt. Das eine zeigte die Gräfin, wie sie aufrecht auf ihrem Stuhl saß und Mitt klar machte, er habe zu tun, was Keril verlange. Das andere zeigte Alk, wie er massig genau diesen Stuhl auffüllte und die ganze Angelegenheit mit seinem Versprechen auf den Kopf stellte, Mitt aber das gleiche Gefühl des Gefangenseins vermittelte, weil der Eine an der Sache ein Interesse haben musste.
    »Auf seltsame Weise«, sagte er, »habe ich vielleicht über den Einen nachgedacht. Auf jeden Fall war ich gerade dabei, als meine Hand die Saiten traf.«
    Moril hob den Kopf. Seine Augen hatte er bestürzt zusammengekniffen. »Wirklich? Dann sind wir zurück in den Strom des Einen versetzt worden, in die Zeit, bevor er Kankredin vernichtete. Ich hoffe, er ist nicht allzu wütend auf uns.«
    »Du meinst, wir sind in die Vergangenheit gereist?«, wollte Mitt wissen. »Oder sind wir tot?«
    »Mehr … an der Stelle in den Geschichten, wo auch der Eine wirklich ist, glaube ich«, entgegnete Moril unsicher. »Es ist schwer zu erklären, aber die andere Welt, in der die Quidder wandelt, ist der Ort, wo die Geschichten sind.«
    Mitt blickte wieder in die Strömung, die an ihrem Felsblock vorbeirauschte, und dachte, dass er nur selten etwas Realeres gesehen hatte. Ebenso real waren seine dampfenden, klammen Sachen. Ihm kam der Gedanke, der Eine ergreife die Gelegenheit, um deutlich zu machen, auch er sei real. Kein Wunder, dass Alk so vorsichtig gewesen war. »Kommen wir denn zurück, wenn wir uns entschuldigen und den Einen bitten, uns gehen zu lassen?«, fragte er.
    Moril nickte. Er sah so nüchtern aus, wie Moril sich fühlte. »Ich werde fragen, wenn es dir recht ist, denn ich weiß, wie es geht. Halt dich bereit, noch einmal auf die gleiche Stelle zu schlagen wie vorhin, wenn ich nicke.«
    »Ich weiß doch nicht mehr, wohin ich getroffen habe!«, rief Mitt. »Und wenn ich’s falsch mache, dann geht es schief, oder?«
    »Du hast die tiefste Saite getroffen«, erklärte Moril. »Die hier – sie ist immer die Gefährliche –, und ich hatte sie nicht berührt, weil ich dich nicht umbringen wollte oder so etwas, aber ich habe sie gehört. Zupf einfach mit einem Finger daran,

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