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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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Nähe von Wassersturz – dort wimmelt es vor Südländern –, und ich habe keinen Beweis, dass Navis und du nicht geschickt worden seid, um mich zu töten. Hestefan ist fast der einzige Mensch, dem ich trauen kann.«
    »Hör bloß auf!«, rief Moril. »Ich hab doch gehört, wie du Noreth erzählt hast, wie dicke du mit Graf Keril befreundet bist. Deshalb bin ich so wütend.«
    »Schon, aber er behandelt mich wie… wie ein Kind«, sagte Moril. »Und ich habe etwas so … Schreckliches getan, dass ich weggehen und mit mir selbst ins Reine kommen musste.«
    »Das ist auch in Ordnung, solange du deinen Ärger nicht an mir auslässt«, entgegnete Mitt. »Du siehst mir übrigens nicht sehr kindlich aus, wenn dir das ein Trost ist. Wie alt bist du eigentlich?«
    »Ich werde nächsten Monat dreizehn«, antwortete Moril bedauernd. »Und wie alt bist du?«
    »Im Herbst werde ich fünfzehn«, sagte Mitt.
    »Ich dachte, du wärst älter«, entgegnete Moril verwundert. »Du kommst aus irgend so einem Armenviertel, richtig? Du siehst jung und zugleich alt aus. Das habe ich in Holand und anderswo schon oft gesehen. Aber ich dachte, du wärst mindestens so alt wie mein Bruder.«
    »So sieht man eben aus, wenn man sich von Kindesbeinen an sein Brot selber verdienen muss«, sagte Mitt. »Aber ich schätze, das gilt wohl für uns beide.«
    Danach war es für Mitt ganz natürlich, sich auf die Felskante zu setzen, seine durchtränkten Stiefel über dem rauschenden Wasser auszukippen und Moril von seinem Leben in Holand, seiner Reise nach Norden und von der Gräfin und von Keril zu erzählen. Morils Gesicht verdüsterte sich, als er das hörte. »Ich mag Keril«, sagte er zweifelnd und nachdenklich zugleich. »Ob er wirklich so tief drinsteckt?«
    »Nein«, sagte Mitt. »Nur gerade so tief, dass er Noreth beseitigen lassen möchte, bevor sie Königin wird.«
    Morils Gesicht flammte auf. Er sah ganz ähnlich aus wie vorhin, als er im Nebel mit Noreth gesprochen hatte. »Sie muss Königin werden! Das ist wie in den alten Geschichten von Enblith und Tanamoril. Ich möchte ihr helfen. Ich weiß, dass das Alte auch heute noch wahr ist.«
    »Na ja, na ja«, meinte Mitt. »Wenn ich dich so reden höre, komme ich mir alt vor. Ich wollte sagen, dass das Land unbedingt zusammenwachsen muss, weil der Norden so arm ist wie ein leeres Fass voller Mäuse – sehen wir ruhig der Tatsache ins Auge – und der Süden reich; das heißt, er könnte reich sein, wenn die Grafen sich nicht alles unter den Nagel reißen würden. Noreth will das Land vereinen, deshalb stehe ich auf ihrer Seite. Ein ganz langweiliger, politischer Grund.«
    Moril lachte. »Deshalb reitest du wie in einer alten Geschichte durch die Nacht, um des Adons Ring für sie zu stehlen.«
    »Was das betrifft«, sagte Mitt, weil er wusste, dass sein Gesicht rot angelaufen war, »so beweist es wohl, dass ich sie nicht hinterrücks erstechen will, oder?«
    »Damit hast du mich eifersüchtig gemacht«, gestand Moril. »Du musst mir erlauben, den Kelch für sie zu stehlen. Außerdem habe ich auch einen langweiligen, politischen Grund. Sie sagt, dass sie findet, die Barden sollten von der Königin bezahlt werden, damit sie an einem Ort bleiben und bessere Musik machen können, anstatt in einem Wagen durchs Land zu ziehen. Eine königliche Akademie, so hat sie es genannt. Mir gefällt die Idee.«
    »Sie hat sehr gute Ideen«, stimmte Mitt zu. »Mir gefiel es wirklich ganz großartig, wie sie die Bergleute beruhigt hat. Na schön. Wir stehen also auf der gleichen Seite. Bist du jetzt glücklich genug, um darüber nachzudenken, wie wir wieder aus diesem Fluss herauskommen?«
     

11.
    Moril hob die Quidder vorsichtig auf, damit sie nicht durch seine Kleidung feucht wurde. »Kannst du lesen, was vorne auf ihr steht?«
    Mitt sah längs der Saiten Schnörkel und Punkte aus Perlmutt in das Holz eingelegt. Er erkannte es als Alte Schrift, doch das war auch alles. »Kann ich nicht«, sagte er. »Ich brauche schon sehr lange, um die übliche Schrift zu entziffern.«
    »Ich kann auch nicht lesen«, gestand Moril. »Aber mir wurde gesagt, dass ein Teil davon lautet: ›Ich singe für Osfameron‹ – und das ist außer Tanamoril mein zweiter Vorname –, und ein anderer: ›Ich schreite in mehr als einer Welt‹.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Mitt. »Meinst du, wir sind in einer anderen Welt?«
    »Ich … weiß es nicht«, gab Moril zu. »Mit der Quidder muss man immer die Wahrheit sprechen. Sie

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