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Jordan, Penny

Jordan, Penny

Titel: Jordan, Penny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Glut in mir
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mühelos war sie von einer selbst auferlegten Rolle einer unnahbaren Frau in die der Tochter des Volkes ihrer Mutter zurückgeschlüpft, dass es ihr beinahe Angst machte.
    Selbst in der hellen Morgensonne war sie noch überzeugt, dass Naomi zu ihr gekommen war. Davon würde sie Miles allerdings nichts erzählen. Er war ihr Geliebter, und sie gab bereitwillig zu, dass sie ihn ebenfalls liebte. Aber sie vertraute ihm nicht bedingungslos. Wie sollte sie auch? Dies waren Ausnahmetage, eine Flucht vor der Wirklichkeit. Doch die Wirklichkeit war da, und eines Tages musste sie dorthin zurückkehren.
    Im Augenblick genügte es ihr, tagsüber in der heißen Sonne zu liegen und deren Sinnlichkeit in sich aufzunehmen, um sie später in den kühlen schattigen Räumen an Miles weiterzugeben. Während früher allein schon der Gedanke, mit einem Mann zu schlafen, Abscheu und Entsetzen in ihr hervorgerufen hatte, war sie jetzt ausgesprochen sinnlich geworden. Miles bedauerte einerseits, dass ihr so viel entgangen war, andererseits erfüllte es ihn mit männlichem Stolz, die leidenschaftliche Frau in ihr geweckt zu haben, die hinter all den Ängsten verborgen gewesen war.
    Von Liebe sprachen sie beide nicht. Pepper mied das Thema, weil sie sich immer noch nicht über Miles’ Beweggründe klar war, und er schwieg dazu, weil er sie nicht bedrängen wollte. Manchmal fürchtete er sogar, dass er vergessen könnte, weshalb er Pepper hierhergebracht hatte. Immer wieder warnte er sie vor Simon, doch sobald er davon anfing, verstummte Pepper.
    Auch von Oliver war nie die Rede. Erst am letzten Abend brachte Miles die Unterhaltung auf den Jungen, denn er fand, dass es nötig war.
    Nachdem sie sich geliebt hatten, legte er besitzergreifend die Hand auf Peppers Bauch und sah sie an.
    „Solltest du ein Kind von mir empfangen, verheimliche es mir bitte nicht, wie du es bei Herries getan hast.“
    Pepper rührte sich nicht. Miles wusste also von Oliver. Ihr Mund wurde ganz trocken. Sie drehte den Kopf und sah den Mann neben sich an. In seinen großen Augen waren nur Mitgefühl und Zärtlichkeit zu lesen. Nach Verachtung oder Hochmut suchte sie vergeblich.
    „Ich wollte das Baby abtreiben lassen.“ Sie hätte selbst nicht sagen können, weshalb sie ihm das erzählte. „Ich wollte sein Kind töten, bevor es geboren wurde.“
    Der alte Schmerz, den sie so grausam verdrängt hatte, kehrte zurück. Ohne sich dessen bewusst zu sein, begann Pepper zu weinen, und Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Miles erschrak, wie verzweifelt sie war. Er zog sie in seine Arme und wünschte, er hätte das Thema nie erwähnt.
    Sie wussten beide, wie es war, keine Eltern zu haben. Daran musste Pepper denken, als sie heiser hinzufügte: „Philip und Mary haben ihn gern zu sich genommen. Sie konnten ihm so viel Liebe schenken. Ich war achtzehn – und hätte ihn nicht behalten können. Ich ertrug den Gedanken nicht, ihm eines Tages erzählen zu müssen, wie ich ihn empfangen hatte und wer sein Vater war.“
    „Du hast es richtig gemacht.“
    Miles war davon überzeugt, und während er es aussprach, begrub er für immer die eigene Vergangenheit. Wie oft hatte er als Kind gewünscht, zu wissen, wer seine Eltern waren? Wie oft hatte er seine Mutter verwünscht, weil sie ihn fortgegeben hatte? War Colonel Whitegate nicht der beste Vater der Welt für ihn gewesen? Hatte er nicht ein Beispiel gesetzt, das er gern an seine eigenen Kinder weitergeben würde? Und nun weinte Pepper an seiner Brust – um ihr Kind, um sich selbst und um das Leid der ganzen Menschheit.
    „Wir müssen zurück“, sagte Miles leise, nachdem sie sich beruhigt hatte. „Morgen fliegen wir nach Hause. Bevor wir dieses Haus verlassen, versprich mir jedoch, deine Rachepläne aufzugeben.“
    Eigensinnig verzog Pepper den Mund. „Das kann ich nicht, Miles. Diese Rache hat mir all die Jahre zu viel bedeutet“, wandte sie ein. Als er nichts sagte: „Ich kann nicht einfach darauf verzichten. Herries muss bestraft werden …“
    „Aber nicht von dir“, antwortete Miles ruhig. „Du darfst dich nicht über das Recht hinwegsetzen, Pepper – weder über das göttliche noch über das vom Menschen geschaffene. Das musst du einsehen.“
    Pepper schwieg beharrlich, und Miles seufzte. Er hatte gewusst, dass er sie nicht leicht überzeugen konnte, und die Tatsache, dass sie inzwischen miteinander schliefen, machte es nicht einfacher. Pepper liebte ihn zwar, aber sie vertraute ihm noch nicht ganz. Für ihn

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