Jordan, Penny
wie man es von einem ehemaligen Etonschüler erwartete. Die Sache war für ihn erledigt.
Simon kochte innerlich vor Wut. Der Zwang, jene körperlich zu vernichten, die sich gegen ihn gewendet hatten, wütete wie ein Fieber in ihm. Doch sein kühl berechnender Verstand, der wie ein Damm seine fanatische Raserei in Schach hielt, riet ihm, nicht übereilt zu handeln. French würde irgendeine Reaktion von ihm erwarten, also musste er vorsichtig sein.
Als Erstes rief er Alex und Richard zu sich. Er musste herausfinden, wie viel sie wussten. Das Gespräch war ziemlich unergiebig, und der Instinkt, der sich stets bemerkbar machte, wenn es um sein eigenes Wohlergehen ging, verriet Simon, dass er langsam die Kontrolle über die beiden verlor.
„Hat einer von Ihnen kürzlich etwas von French gehört?“, fragte er wie beiläufig, als der richtige Augenblick gekommen schien.
Alex und Richard wechselten einen verblüfften Blick.
„Nicht, seit er das Land mit Pepper Minesse verlassen hat“, antwortete Richard.
Als Simon die Stirn runzelte, fügte er hinzu: „Er hat uns doch erzählt, was er vorhatte!“
„Sie meinen seinen verrückten Plan, die Frau zu entführen und zur Herausgabe der Unterlagen zu zwingen?“
„So verrückt ist der Plan gar nicht“, warf Richard ein. „Immerhin hat Miles den ersten Schritt schon geschafft.“
„Wohin hat er sie gebracht?“ Simon hatte keine Lust, sich Richards Lobeshymne über Miles French anzuhören.
„Das weiß ich nicht. Er sagte, es wäre zu unserer eigenen Sicherheit besser, wenn wir es nicht erführen. Falls etwas schiefginge …“
Alex hörte den beiden zu und merkte, dass Simon vor Zorn innerlich raste. Wie hatte er so blind sein können, nicht zu erkennen, wie gefährlich dieser Mann war? Vor seinem Abflug hatte Miles ihnen dringend geraten, Simon so wenig wie möglich zu erzählen. Es traf zu, dass er nicht erwähnt hatte, wohin er Pepper bringen wollte.
Simon spürte, dass sich das Verhalten der beiden Männer ihm gegenüber verändert hatte. Alex und Richard würden ihm nicht mehr helfen. Nein, er war ganz allein, und das war Peppers Schuld. Dafür würde sie büßen … Irgendwie würde er sie dafür zahlen lassen … Sollte sie sich bei Miles in Sicherheit wiegen; sollten die beiden glauben, sie hätten ihr Ziel erreicht. Bald würden sie merken, dass er sich nicht an der Nase herumführen ließ.
Ein wilder Hass erfasste Simon, eine blinde, rasende Wut, die er beinahe körperlich spürte. Er würde Pepper Minesse bestrafen, und diesmal … Diesmal würde er es richtig machen. Aber erst musste er sie finden. Gleichgültig, wohin French sie gebracht hatte, er würde sie aufspüren, und dann würde er sich so gründlich rächen, dass sie nie mehr in der Lage wäre, ihn erneut zu quälen. Sein Wahnsinn nahm zu, wurde immer stärker und verdrängte die Wirklichkeit restlos.
Alex schauderte leicht, nachdem Simon gegangen war, und er war froh, dass er nicht in Miles’ oder Peppers Haut steckte.
Richard, der nicht so fantasievoll war, tat das Gespräch mit einem Achselzucken ab und dachte bald nicht mehr daran. Er hatte wichtigere Sorgen.
Die Arbeit in der Bank langweilte ihn. Er wusste es schon eine ganze Weile und gab es jetzt zu. Ob Morris den Vorsitz des Aufsichtsrates übernehmen würde, damit er selbst etwas Neues anfangen und sich ausschließlich unternehmerischen Aufgaben widmen konnte? Das wäre genau die Herausforderung, die er liebte.
Natürlich musste er vorher mit Linda darüber reden. Sie war seit einigen Tagen so geistesabwesend und entzog sich ihm beinahe. Manchmal schob sie ihn sogar von sich, wenn er sie berühren wollte. Hatte sie einen anderen Mann gefunden? Vielleicht sollten sie ein paar Tage verreisen.
Entschlossen betrat Richard ein Reisebüro und buchte eine kurze Luxuskreuzfahrt auf dem Mittelmeer. Sie dauerte nur fünf Tage, so lange konnte er sich freinehmen.
Er blieb absichtlich länger im Büro, denn er wollte nicht vor Linda zu Hause sein. Ohne sie war es dort merkwürdig leer.
Linda war früher von der Arbeit zurückgekehrt. Den ganzen Nachmittag war ihr schlecht gewesen, nicht aufgrund der Schwangerschaft. Sie hatte Angst, Richard davon zu erzählen, aber er musste es bald wissen. Und sie war weiterhin entschlossen, das Kind zu behalten, gleichgültig, was er dazu sagte.
Richard öffnete die Tür und glaubte zunächst, Linda wäre noch nicht da. Dann sah er sie auf dem cremefarbenen Ledersofa sitzen, bemerkte ihren
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