Jordan, Penny
können. Geoffrey war nicht der Einzige, der über ihre Beziehung zu Nick Howarth Vermutungen anstellte. Sie kannten sich seit vielen Jahren, und obwohl beide regelmäßig mit anderen Partnern gesehen wurden, nahm man in ihrem Freundeskreis allgemein an, dass sie ein Verhältnis miteinander hätten.
Nick war anders als der überaus geduldige Geoffrey. Vor nicht allzu langer Zeit hatte Howarth Pepper ein Ultimatum gestellt. Er war nicht der erste Mann, der so etwas tat, und er würde auch ganz sicher nicht der letzte sein.
Im Augenblick war er verreist, aber bald würde er zurückkommen, und dann …
Ich werde schon eine Möglichkeit finden, mit ihm fertig zu werden, sagte sich Pepper. Inzwischen hatte sie wichtigere Dinge im Kopf.
Eine heftige Erregung erfasste sie. In vier Wochen … Nein, sie durfte jetzt nicht daran denken. Dafür war noch genügend Zeit, wenn … Sie hatte längst gelernt, ihre Gedanken und Impulse zu kontrollieren. Deshalb schob sie alles beiseite und konzentrierte sich voll auf ihre Umgebung.
Pepper betrat den Ballsaal und sah sofort, dass zahlreiche anwesende Damen Modelle von Emanuel aus Tüll und Chiffon trugen. Ihr eigenes Ballkleid stammte von Bellville Sassoon. Der weite blaue Rock aus Rohseide schwang bei jeder Bewegung um ihre Beine, und das eng sitzende Oberteil gab gerade ihren Brustansatz frei. Die tief eingesetzten Ärmel und der Rocksaum waren mit alter Spitze besetzt, die beinahe so teuer gewesen war wie das Kleid selbst. Das Haar hatte sich Pepper weich aus dem Gesicht gekämmt und es mit einer passenden Seidenblume zurückgehalten. Zwischen den weichen Rosa- und Pfirsichtönen der anderen Frauen fiel ihre Garderobe geradezu unwahrscheinlich auf.
Die Herzogin von York hatte rotes Haar Mode werden lassen. Aber nicht deshalb blieben so viele Gäste stehen und sahen unauffällig zu ihr hinüber.
John Fletcher und Louise Faber saßen schon am Tisch. Pepper stellte ihnen Geoffrey vor und nahm das Glas Champagner, das man ihr anbot.
Sie unterhielten sich einige Minuten, während die Tische um sie herum ebenfalls besetzt wurden. Erregung wurde im Saal spürbar, als der Prinz und die Prinzessin von Wales angekündigt wurden. Stuhlbeine scharrten über den Boden, denn alle standen auf.
„Sie ist hübsch, nicht wahr?“, flüsterte Louise Pepper zu, während sie der Begrüßungsrede der Vorsitzenden lauschten.
John betrachtete eingehend das Kleid der Prinzessin und erklärte: „Sie trägt ein Modell von Bruce Oldfield. Es muss ganz neu sein.“
Während des Essens sprachen sie über geschäftliche Dinge. John hatte Zeit gehabt, über Peppers Vorschlag nachzudenken, und er gefiel ihm. Er hatte schon eine Vorstellung davon, was für eine Garderobe er für Louise entwerfen wollte.
„Nachdem ich von Ihnen fortging, habe ich kurz mit der Redaktion der ‚Vogue‘ telefoniert“, erzählte Pepper ihm. „Eine Redakteurin soll heute Abend hier sein. Rosemary Bennett – kennen Sie sie?“
„Ja. Ich habe sie schon irgendwo gesehen.“ John blickte in die Runde. „Sehen Sie – dahinten, Pepper. Die Frau in dem Modell von Giorgio Armani – aus weißem Satin. Soll ich Sie miteinander bekannt machen?“
„Nein, nicht hier. Ich werde im Lauf der Woche zur ‚Vogue‘ gehen und dort mit ihr sprechen.“ Pepper sah sich weiter im Saal um und wurde ganz starr, als sie einen Mann bemerkte, der zwischen den Tischen hindurchlief. Einen Moment dachte sie, er sei auf dem Weg zu ihr, und wurde kreidebleich.
„Was ist los, Pepper?“
Irgendwie gelang es ihr, den Blick von dem Mann loszureißen.
„Ist Ihnen nicht gut?“ John runzelte die Stirn, und seine Augen wurden dunkel vor Sorge.
Was ist denn mit mir los? überlegte Pepper. Sie hatte doch alles fest in der Hand, und trotzdem erschütterte ein einziger unerwarteter Blick auf Miles French sie derart, dass sie noch immer um Fassung ringen musste.
Der heutige Nachmittag war doch anstrengender gewesen, als sie angenommen hatte. Miles French hatte nicht wie die anderen reagiert. Er war wesentlich kühler und selbstsicherer gewesen, und er hatte sie wiedererkannt. Das hatte sie nicht erwartet. Schließlich hatte sie sich inzwischen derart verändert, dass eigentlich nichts von dem Mädchen von damals geblieben sein konnte.
Miles French hatte ihr das Gegenteil bewiesen, und diese Erkenntnis beunruhigte sie.
Auf der anderen Seite des Saales fuhr Rosemary Bennett mit ihren langen Fingernägeln vorsichtig über Miles’ Handgelenk. „Du
Weitere Kostenlose Bücher