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Jordan, Penny

Jordan, Penny

Titel: Jordan, Penny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Glut in mir
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haben“, hatte Philip vor einigen Jahren einmal zu ihr gesagt. „Aber“, war er fortgefahren, „man muss immer einen Preis dafür zahlen.“
    Pepper hatte ihren Preis gezahlt, jetzt waren die anderen an der Reihe.
    Sie stand auf, ging nach unten und suchte im Küchenschrank, bis sie die Dose mit der Trinkschokolade gefunden hatte. Sie stand dort seit Marys letztem Besuch vor zwei Jahren zum Weihnachtseinkauf. Mary und Philip fühlten sich in diesem Londoner Haus nie ganz wohl. Die kühle Designer-Eleganz machte sie sprachlos.
    Glück und Zufriedenheit waren immer die Maßstäbe gewesen, an denen die beiden ihr Leben maßen. Pepper wusste, dass sich das Ehepaar auf seine Weise um sie sorgte. Ohne es zu ahnen, hatte es allen Grund dazu.
    Pepper verzog das Gesicht, bereitete sich das Kakaogetränk zu, trug es hinauf in ihr Zimmer und kuschelte sich so an die Satinlaken und Kissen, dass ihr dunkelrotes Haar über die antiken Borten fiel. Ohne Make-up und mit offenem Haar sah sie beinahe wie siebzehn aus. Aber sie war keine siebzehn mehr …
    Pepper seufzte und sperrte ihren Geist gegen die aufdringlichen Erinnerungen, aber es war zu spät. Schon kehrten sie zurück und überschütteten sie mit Schmerz und Angst. Sie entspannte sich und gab sich ihnen hin.
    Vielleicht soll es so sein, dass ich mich heute Nacht erinnere, überlegte sie erschöpft, getreu dem Glauben ihres Volkes, das das Unabwendbare und die Unerbittlichkeit des Schicksals hinnahm.
    Nun, wenn sie sich erinnern musste, dann sollte es auch vollständig sein. Sie würde zu den Anfängen zurückkehren – zum Ursprung.
    Im Januar 1962 lagerte der Zigeunerstamm, dem Peppers Mutter angehörte, auf einem Stück Land, das dem Clan der MacGregors gehörte.
    Es war ein kalter Winter, mit Schnee und heulenden Ostwinden, die direkt von der Nordsee herüberwehten. Sir Ian MacGregor war ein stattlicher Mann mit einem freundlichen Gesicht, und der Tradition entsprechend, war er als Oberhaupt seines Clans für das Wohlergehen der Zigeuner ebenso verantwortlich wie für seine eigene Familie.
    Die MacGregors waren nie ein besonders reicher Clan gewesen. Zwar besaßen sie Grund und Boden, aber der eignete sich nur für die Schafhaltung und zur Verpachtung als Jagdrevier an reiche Amerikaner. Als sein Verwalter Sir Ian meldete, dass die Zigeuner wieder wie üblich im Tal lagerten, war er zunächst erleichtert gewesen, dass sie sicher angekommen waren. Der Zigeunerstamm überwinterte seit über zweihundert Jahren in diesem Tal, doch diesmal hatten heftige Schneefälle seine Ankunft verzögert. Sir MacGregors zweiter Gedanke war, wie der Stamm in der bitteren Kälte überleben könnte. Deshalb schickte er seinen Verwalter mit Heuballen für die Ponys und Wild, das er und sein Jagdgehilfe unmittelbar vor Weihnachten geschossen hatten, ins Tal hinab.
    Duncan Randall war nicht nur MacGregors Verwalter, er war auch sein Neffe und Erbe, ein großer, eher zurückhaltender achtzehnjähriger junger Mann mit schwarzem Haar und einem schmalen, knochigen Gesicht. Duncan war ein Träumer und Idealist. Er liebte seinen Onkel und das Land und bewahrte tief in seinem Innern die Romantik seiner keltischen Vorfahren.
    Der Schnee hatte über Nacht den Durchgang durch das Tal blockiert, sodass die Zigeuner völlig eingeschlossen waren. Dunkle Gesichter und argwöhnische Blicke beobachteten ihn, während er mit seinem Landrover auf ihr Lager zufuhr. Rauch stieg von ihren Feuern auf, und kleine Gruppen drahtiger, schweigender Kinder kauerten vor den Flammen, um sich in deren Hitze zu wärmen.
    Es war ein schlechtes Jahr für den Zigeunerstamm gewesen. Ihr Führer war im Herbst gestorben und hatte sein Volk wie ein ruderloses Schiff zurückgelassen. Er war 68 Jahre alt geworden, und der Stamm hielt sich nun an seine Witwe Naomi.
    Nur ein Kind war aus der Ehe hervorgegangen – ein Mädchen. Layla war fünfzehn und musste nach den Regeln des Stammes jenen Mann heiraten, den sie zu ihrem Führer wählten.
    Rafe, ihr künftiger Ehemann, war dreißig Jahre alt und der jüngere Sohn des Führers eines anderen Lee-Stammes. Für die fünfzehnjährige Layla war er alt und gleichzeitig beängstigend. Ihr Vater hatte sie verwöhnt, weil sie das Kind seiner alten Tage war, obwohl ihn die Mutter davor gewarnt hatte. Layla war ein wildes, beinahe übermütiges Mädchen und wechselhaft wie das Aprilwetter. Naomi sorgte sich ihretwegen, denn sie wusste, dass jemand wie sie es im Leben nicht leicht

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