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Jordan, Penny

Jordan, Penny

Titel: Jordan, Penny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Glut in mir
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stammte, ahnte aber nichts von seiner tatsächlichen gesellschaftlichen Stellung.
    „Nun?“, fragte er und beobachtete sie fröhlich. Diese kleine naive Unschuld! Was glaubte sie, was er vorhatte? Ihr einen Heiratsantrag zu machen? Beinahe hätte er laut aufgelacht.
    „Ich soll über das Wochenende mit zu dir – nach Hause kommen?“
    „Habe ich das nicht gerade gesagt?“
    Plötzlich überlief Rachel ein Schauder. Eiskalt wurde es ihr. Doch sie verdrängte das Gefühl und beachtete die innere Stimme nicht.
    „Ich muss erst fragen, ob ich bei der Arbeit freibekommen kann.“
    Tim hatte Mühe, seine Ungeduld zu bezähmen. Am liebsten hätte er Rachel gesagt, sie solle ihren dummen Job vergessen. Aber er musste vorsichtig sein und durfte durch sein unbedachtes Verhalten keinen Verdacht bei ihr hervorrufen. Die Erlegung dieses Opfers hatte etwas wohltuend Stimulierendes.
    Plötzlich sah er das Mädchen vor seinem inneren Auge nackt auf dem Altar der Kapelle in Marchington liegen, während ihr leuchtend rotes Blut auf den reinweißen Boden tropfte. Eine wilde Erregung erfasste ihn, und ihm schwirrte der Kopf. Er merkte, wie das Gefühl der Macht ihn aufpeitschte und ihm beinahe den Atem raubte. Die Zeremonie würde wunderbar werden. Doch er zwang sich, geduldig zu bleiben, und versuchte geschickt, Rachel die letzten Zweifel zu nehmen.
    Als Tim und sie sich trennten, konnte Rachel es immer noch nicht recht glauben. Er wollte sie mit in sein Elternhaus nehmen. Sie würden gemeinsam in seinem Wagen hinfahren. Sie würde seine Familie kennenlernen. Vorsorglich hatte Tim nicht erzählt, dass alle verreist waren – sein Großvater in Schottland, seine Eltern und seine Schwestern auf Urlaub in der Nachsaison an der Algarve.
    Bernadette merkte, dass Rachel sehr schweigsam war, während sie sich für die Nacht zurechtmachten. Da sie neugierig war, fragte sie schelmisch: „Du hast dich heute Abend wieder mit deinem Freund getroffen, nicht wahr? Wo seid ihr gewesen?“
    „Oh, wir haben nur einen Spaziergang gemacht“, antwortete Rachel.
    Bernadette warnte sie: „Nimm dich in acht. Sag ihm, er soll dich in ein nettes Lokal führen. Er darf dich doch nicht verstecken, als könne er sich nicht mit dir sehen lassen.“
    „Er möchte, dass ich nächstes Wochenende mit zu ihm nach Hause fahre.“
    Bis sie die Worte laut aussprach, hatte Rachel selbst noch nicht ganz daran geglaubt. Als hätte Bernadettes Schreck die Sperre gelöst, wurde ihr plötzlich ganz leicht ums Herz.
    „Das kann doch nicht wahr sein!“, keuchte Bernadette wie vom Donner gerührt.
    „Doch, natürlich. Weshalb sollte ich es dir vorschwindeln? Glaubst du, ich könnte hier freibekommen?“
    „Bestimmt! Und wenn nicht, werde ich schon eine Ausrede für deine Abwesenheit finden“, antwortete Bernadette, deren Großzügigkeit rasch über den Anflug von Neid gesiegt hatte. „Erzähl keinem Menschen davon. Ich rede mit den anderen – du hast uns schon so oft einen Gefallen getan. Im Pub musst du allerdings Bescheid sagen. Aber der Chef wird Verständnis für dich haben. Schließlich ist es dein erstes freies Wochenende. Was wirst du anziehen? Du brauchst doch etwas anderes als deine Jeans!“
    Bernadette gehörte zwar längst zu der entwurzelten Generation der Zeit, konnte aber ihre irische Erziehung nicht ganz verleugnen. In der Gesellschaft, aus der sie stammte, gab sich ein junges Mädchen besondere Mühe, wenn sie der Familie eines Mannes vorgestellt werden sollte, und in ihren Augen bedeutete Rachels Einladung nichts anderes.
    Was sollte sie anziehen? Bisher hatte Rachel noch nicht darüber nachgedacht.
    „Du wirst schon etwas finden“, tröstete Bernadette sie. „Wenn du möchtest, können wir morgen Einkäufe machen.“
    Rachel lächelte. Sie hatte längst den Unterschied zwischen der preiswerten Kleidung bemerkt, die Bernadette und die anderen Mädchen kauften, und den Sachen, die die wohlhabenden Studentinnen trugen.
    Jeans waren eine anonyme Uniform, die von allen getragen wurde, aber die Studentinnen besaßen noch andere Kleidung, die den kleinen Unterschied ausmachte – sie war ebenfalls eine Art Uniform, die aber nur von den Privilegierten getragen wurde. Und die konnte Rachel sich nicht leisten.
    „Du brauchst unbedingt etwas für abends, wenn dein Freund tatsächlich so piekfein ist“, warnte Bernadette sie. „Du weißt schon, etwas Schickes.“
    Etwas Schickes … Beinahe die ganze Nacht zerbrach Rachel sich den Kopf. Die Kleidung

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