Jordan, Penny
dort nur langweilen.
„Das erinnert mich an etwas: Du solltest jetzt dem Golfklub beitreten. Dort kannst du die richtigen Leute kennenlernen.“
Golf! Alex verzog das Gesicht. Er bevorzugte aktivere Sportarten wie Squash oder Tennis. Eine dumpfe Teilnahmslosigkeit erfasste ihn. War dies das Ergebnis seiner Ausbildung in Oxford – lähmende Langeweile?
Alex hatte angenommen, dass er von nun an jeden Tag in die Fabrik gehen würde, um das Geschäft von der Pike auf zu erlernen. Doch sein Vater schlug ihm vor, den Rover zu nehmen und erst einmal nach dem Abschluss seines Studiums einen wohlverdienten Urlaub anzutreten.
Obwohl es wenig Sinn zu haben schien, mit den ehemaligen Informatikstudenten in Verbindung zu bleiben, hatte ihm jemand von einem zwanglosen Treffen geschrieben, das einmal im Monat in Cambridge stattfinden sollte, damit sie sich gegenseitig über die neueste Entwicklung auf dem Laufenden halten konnten. Da er rund einen Monat freihatte, packte Alex die Koffer, fuhr vierzehn Tage in aller Ruhe durch die Landschaft und erreichte Cambridge genau zwei Tage vor der geplanten Zusammenkunft.
Der Student, der ihn informiert hatte, wohnte außerhalb von Cambridge. Nachdem er ein Hotel gefunden hatte, beschloss Alex hinauszufahren und ihn zu besuchen. Er fand das Dorf mühelos und erfuhr, dass der junge Mann der Sohn des Landpfarrers war. Das Pfarrhaus, ein langes, weitläufiges Gebäude, stand in einem Garten mit wild wachsenden Blumen und Sträuchern.
Alex stellte den Wagen auf der mit Unkraut überwucherten Einfahrt ab und läutete. Ein schlankes junges Mädchen mit dichtem blonden Haar und großen sherrygoldenen Augen öffnete ihm. Sie trug den knappesten Rock, den Alex je gesehen hatte, und ihre Zehennägel, die aus ihren hübschen Sandalen hervorschauten, waren mit einem kräftigen Fuchsiarot lackiert. Sie wirkte beim besten Willen nicht wie die Tochter eines Pfarrers. Sein Gesichtsausdruck musste seine Gedanken verraten haben, denn sie sah ihn ziemlich reserviert an, bevor sie ihn ins Haus bat.
„Ich bin ein Freund von William“, sagte Alex zögernd. „Er erwartet mich nicht, aber …“
„Wir sind im Garten. Komm mit.“
Sie ging voran, bevor er etwas einwenden konnte, und er folgte ihr zögernd.
Der rückwärtige Garten des Pfarrhauses war ebenso verwildert wie der Vorgarten, obwohl jemand den Rasen gemäht hatte. William saß in einem Liegestuhl und war in ein technisches Handbuch vertieft. Seine Überraschung verwandelte sich in Freude, sobald er den Besucher erkannte.
„Ich bin wegen des Treffens am Mittwoch gekommen“, erklärte Alex ein wenig befangen, „und wollte nur mal hereinschauen. Deine Schwester …“
Er blickte sich nach dem jungen Mädchen um und sah, dass es in einem Liegestuhl saß und eine weitere Lackschicht auf die Zehennägel trug.
William runzelte die Stirn, dann grinste er jungenhaft. „Julia ist nicht meine Schwester.“
Zu seinem Kummer errötete Alex ein wenig. Wie hatte er so ins Fettnäpfchen treten können …
„Mein Eltern sind zurzeit verreist“, erklärte William, sodass Alex sich noch unbehaglicher fühlte. Auf keinen Fall wollte er das unerwünschte fünfte Rad am Wagen bei dem Liebespaar spielen. „Deshalb war meine kleine Cousine Julia so nett, herüberzukommen und sich um mich zu kümmern.“
Sie waren also Vetter und Cousine. Das schloss jedoch nicht aus … Alex sah von Julia zu William und wieder zurück. Hatten die beiden eine sexuelle Beziehung oder nicht? Unter anderen Umständen hätte er einfach gefragt, ob er störte. Doch seit er Oxford verlassen hatte, schien etwas von der Moral seiner Eltern auf ihn abgefärbt zu haben, und er wusste nicht recht, wie er sich ausdrücken sollte. Unbehaglich stellte er fest, dass Julia ihn beobachtete.
„Ich wollte nur kurz hereinschauen und dann …“
„Bleib doch, und iss mit uns zu Abend.“
Ihre Einladung war das Letzte, was er erwartet hatte. Alex sah Julia an, doch ihre goldenen Augen waren verschleiert.
„Ja, bleib“, stimmte ihr William unbefangen zu.
Erst nach Mitternacht stand Alex widerstrebend auf und erklärte, er müsse gehen. „Sonst werde ich noch aus meinem Hotel ausgesperrt.“
„Weshalb willst du überhaupt wieder dahin zurück?“, fragte Julia und beobachtete ihn mit ihren ruhigen rätselhaften Augen. „Wir haben hier viele leere Zimmer.“
„Meine Sachen … Ich …“
Was hatte dieses zierliche Mädchen an sich, dass er in ihrer Gegenwart keinen
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