Jordan, Penny
die Peppers Enthüllungen in ihm geweckt hatten, vereinten sich zu einem wilden, brennenden Begehren.
Simon stand auf, packte Giles, hob ihn unter den Arm und öffnete die Flügeltüren. Er war lange nicht bei dem kleinen See gewesen, aber er entdeckte das flache Boot sofort und ließ Giles auf den Boden fallen. Als der Junge zu schreien begann, schlug er ihn heftig und genoss das Gefühl der zarten Haut unter seiner Faust.
Er handelte nicht bewusst, sondern folgte nur dem alten inneren Zwang, von seinem Sohn denselben Preis zu fordern, den er damals an seinen Vater gezahlt hatte. Er fragte sich weder nach den Motiven noch nach seinen Gefühlen und kümmerte sich auch nicht um Giles’ unterdrückte heisere Schreie, während er den schwankenden Kahn zur Abfahrt bereit machte.
Schon das Besteigen des Kahns hatte eine wilde Erregung in ihm hervorgerufen. Sein Körper bebte vor Lust und einem gefährlichen, irrsinnigen Machtgefühl. Es war nur recht und billig, dass sein Sohn dies ebenso wie er ertragen musste.
Er merkte nicht, dass Giles ihn wort- und tränenlos anstarrte und eine Urangst vor seinem Vater empfand. Er zitterte in der kühlen Nacht, und Elizabeth, die nicht hatte schlafen können und heruntergekommen war, um nach ihrem Mann zu schauen, stand wie versteinert auf der Türschwelle und betrachtete ungläubig das Bild, das sich ihr bot.
Wohin wollte Simon mit Giles? Was hatte er mit ihm vor? Es war eine kalte feuchte Nacht. Giles würde sich erkälten …
Plötzlich erkannte sie Simons Absicht und rannte entsetzt los. Ihr Herz pochte vor Angst, und sie erreichte den Kahn in dem Augenblick, als Simon vom Ufer ablegen wollte. Verzweifelt griff sie nach dem Staken und konnte ihn Simon entwinden.
Erst jetzt merkte Elizabeth, dass sie ins Wasser gewatet war und ihre Füße im Schlamm versanken. Doch die Angst um ihren Sohn verlieh ihr ungeheure Kräfte, und sie widerstand Simons Versuchen, den Staken wieder an sich zu bringen.
Giles hockte auf dem Boden des Kahns. Sein Körper zuckte krampfhaft, und seine Augen waren vor Entsetzen und Angst blicklos geworden. Er schien an seinen Eltern vorbeizuschauen und etwas unvorstellbar Schreckliches zu sehen.
Wie durch ein Wunder gelang es Elizabeth, Simon den Staken endgültig zu entreißen. Ohne zu überlegen, hob sie ihn an und schlug mit dem flachen Ende wie wild auf ihren Mann ein. Er taumelte, und der Kahn begann heftig zu schwanken. Elizabeth sah, wie Simon stürzte und mit dem Kopf auf die Bootskante schlug. Sofort ließ sie den Staken los, ergriff ihr Kind, nahm es fest in die Arme und taumelte mit ihm zurück zum Haus.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Emma endlich wach war. Sie wehrte sich heftig und wollte nicht wieder fort. Doch diesmal ließ Elizabeth ihre eigensinnige Tochter nicht gewähren. Das Entsetzen darüber, was sie in den Augen ihres Mannes gesehen hatte, war zu groß, um noch einen Augenblick zu zögern.
In der Garage stand ein kleiner Ford, der vor allem vom Personal gefahren wurde. Der Schlüssel dafür hing in der Küche. Zitternd steckte Elizabeth ihn ins Zündschloss und fürchtete, dass Simon jeden Moment um die Ecke kommen könnte.
Erst als sie auf der Autobahn nach Süden fuhr, fühlte sie sich sicher.
Aber für wie lange? Simon würde sie verfolgen. Er durfte nicht riskieren, dass sie der Welt erzählte, was er seinem eigenen Kind hatte antun wollen – oder früher schon angetan hatte, überlegte Elizabeth zitternd.
Sie wagte nicht, in ihr Haus zurückzukehren, und ging in Gedanken ihre Londoner Freundinnen durch. Nein, keine stand ihr so nahe, dass sie sich in solch einer heiklen Lage an sie wenden konnte.
Plötzlich fielen ihr die Frauenhäuser ein, die zum Schutz von Müttern und deren Kinder eingerichtet worden waren, die von ihren Ehemännern misshandelt und missbraucht wurden. Zum Glück hatte sie genügend Geld bei sich, um für heute Nacht ein Hotelzimmer zu nehmen – natürlich unter einem falschen Namen. Morgen würde sie sich nach einem dieser Zufluchtsorte erkundigen …
Hoffentlich war es noch nicht zu spät, und Giles blieb von den Untaten seines Vaters verschont.
13. KAPITEL
D urch Vermittlung von Colonel Whitegate konnte Miles French Oxford verlassen, sein Jurastudium abschließen und gleich darauf als Referendar der Anwaltskammer beitreten. Zunächst hielten sich die anderen Mitglieder misstrauisch zurück. Miles besaß keine Beziehungen zur Justiz und hatte keine angesehene Familie im Hintergrund.
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