Jordan, Penny
verheiratet worden.
Die Ehe war nicht glücklich geworden. Der Vetter war zu arm gewesen, um eine so reichte Braut abzulehnen, liebte aber offensichtlich eine andere Frau.
„Sie haben keine Kinder bekommen – ich habe sogar den Verdacht, dass die Ehe nicht einmal vollzogen wurde. Natürlich macht Hamish die arme Amanda dafür verantwortlich. Sie lebt jetzt in London. Zum Glück hat sie von ihrer Mutter ein kleines Vermögen geerbt. Trotzdem geht sie nie aus. Ihr Vater hat ihr so lange eingeredet, sie sei eine Versagerin, dass sie es inzwischen selbst glaubt. Sie müsste wieder heiraten … Aber wie soll sie jemand kennenlernen, wenn sie nicht unter die Leute geht? Ich möchte, dass Sie sie ausführen, Miles – die Kosten übernehme ich.“
„Heißt das, die junge Frau soll nicht wissen, dass …“, begann er.
Lady Ridley schüttelte den Kopf. „O nein, so habe ich das nicht gemeint, mein Junge. Ich habe Ihnen doch gerade erzählt, dass Amanda schreckliche Minderwertigkeitskomplexe besitzt. Sie würde niemals glauben, dass ein so gut aussehender junger Mann wie Sie freiwillig mit ihr ausginge. Aber sie hat nicht viel Geld. Deshalb habe ich ihr erklärt, es sei meine Pflicht als Patentante, dafür zu sorgen, dass sie unter die Leute kommt. Sie muss die Vergangenheit endlich hinter sich lassen, Miles.“
Miles war bereit, Amanda zu einer eleganten Cocktailparty zu begleiten. Er wusste selbst nicht, was er erwartet hatte, gewiss nicht die auffallend hübsche, brünette junge Frau, die ihm die Tür ihres kleinen Hauses in Chelsea öffnete.
Er bemerkte die Besorgnis in ihren großen goldbraunen Augen und erkannte, dass Lady Ridley recht hatte: Amanda besaß tatsächlich keinerlei Selbstvertrauen. Ihre Stimme klang heiser vor Anspannung, und ihm war klar, dass sie bei der geringsten Veranlassung von der Einladung zurücktreten würde.
Miles hatte das Taxi warten lassen. Als er Amandas Arm ergriff, wich sie zurück. Sie war so nervös, dass er beinahe nicht wusste, wie er mit ihr umgehen sollte.
Der Abend wurde kein Erfolg. Amanda zuckte jedes Mal sichtbar zusammen, wenn ein Mann in ihre Nähe kam, und Miles merkte, wie sehr es sie schmerzte, mit jemandem ausgehen zu müssen, der dafür Geld bekam. Jeden Versuch einer Unterhaltung vereitelte sie mit einem einsilbigen „Ja“ oder „Nein“, und es war überdeutlich, dass sie das Ende des Abends herbeisehnte.
Auf dem Rückweg saß sie steif in der Ecke des Taxis und blickte gerade vor sich hin. Beim Aussteigen blieb sie mit dem Absatz hängen und stolperte. Instinktiv kam Miles ihr zur Hilfe, wie er es bei jedem getan hätte. Doch sie zuckte selbst bei diesem zufälligen Körperkontakt zusammen, sodass er sie sofort wieder losließ.
Auf dem Heimweg wurde Miles immer ärgerlicher. Heute hatte er zum zweiten Mal in seinem Leben erfahren, welch einen nicht wiedergutzumachenden Schaden Männer bei Frauen anrichten konnten. Erst dieses junge Mädchen in Oxford und jetzt diese Frau …
Er wunderte sich nicht, dass er kein zweites Mal gebeten wurde, Amanda auszuführen.
Lady Ridley litt von Zeit zu Zeit an Gichtanfällen und konnte das Haus nicht verlassen. Miles besuchte sie, wenn er konnte, und schwieg taktvoll, wenn sie weiterhin über die Einsamkeit ihrer Patentochter jammerte.
„Ich habe den idealen Mann für sie gefunden. Er ist Kabinettsminister – ein Witwer mit zwei Kindern. Wie Amanda ist er in Schottland aufgewachsen und passt hervorragend zu ihr. Aber wie soll ich sie mit ihm zusammenbringen, Miles?“
Nach dem, was vorangegangen war, hatte Miles nicht erwartet, Amanda auf einer Werbeveranstaltung mit Prominenten wiederzusehen, die er als Begleiter eines bekannten Serien-Stars besuchte.
Verblüfft sah er zu ihr hinüber. Als hätte Amanda seinen Blick gespürt, hob sie den Kopf und errötete tief – ob vor Verärgerung oder Verlegenheit, wusste er nicht. Sie besaß eine helle reine Haut, und Miles hatte plötzlich das Bedürfnis, die Finger auf ihre heiße Wange zu legen. Eigentlich besaß er genügend sexuelle Erfahrung, um von einem Begehren nicht überrascht zu werden. Doch diesmal war es der Fall, und es dauerte etliche Sekunden, bis er seine Aufmerksamkeit von Amandas Gesicht lösen konnte. Schon spürte er, wie sein Körper zu schmerzen und zu pochen begann …
Miles schüttelte den Kopf und wunderte sich über seine Reaktion. Er hatte die Frau bisher nur einmal gesehen, und jetzt begehrte er sie stärker als sein allererstes
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