Jordan, Penny
ins Kabinett einzutreten, aber er machte sich ständig bemerkbar. Er wollte den Erfolg, und niemand würde ihn daran hindern. Elizabeth hatte ihn auf eine Scheidung angesprochen, aber er hatte abgelehnt. Ihre Familie unterstützte ihn dabei, außerdem mussten sie an die Kinder denken. Deshalb gab sie nach und sagte sich, dass sie es nicht schlechter getroffen hätte als viele andere Frauen.
Kummer bereiteten ihr die Spannungen zwischen ihrem Sohn und seinem Vater. Giles war ein ruhiger, sanfter Junge. Beinahe von Geburt an hatte er sich von Simon ferngehalten. Elizabeth hatte sich geweigert, ihn in ein Internat zu schicken, und in diesem Fall hatte sie sich durchgesetzt.
Emma war dagegen ganz die Tochter ihres Vaters. Sie hatte seine Überheblichkeit geerbt und – wie Elizabeth manchmal fürchtete – auch etwas von seiner Grausamkeit.
Henry Calvert war ebenso wie Simon der Ansicht, dass Elizabeth Giles zu einem Schwächling erzog. Wie Simon mochte ihre Familie Emma lieber.
Elizabeth bedauerte, dass ihre Tochter so verwöhnt wurde. Emma war bei ihren Mitschülerinnen nicht beliebt, und die Leitung der exklusiven Mädchenschule hatte sich bereits ein paarmal über ihre Neigung beschwert, die jungen Mädchen zu schikanieren.
Wie jeden Herbst kehrte Elizabeth ungern von Boston nach London zurück. Simon galt inzwischen ernsthaft als nächster Kandidat für den Vorsitz seiner Partei. Er war vor ihrer Abreise sehr gereizt gewesen. Bestimmt steckte eine neue Affäre dahinter.
Drei Tage, nachdem Simon Peppers Ultimatum erhalten hatte, war Elizabeth wieder in London und erfuhr, dass ihr Mann in den Norden gereist war. Sie und die Kinder sollten nachkommen. Vor Jahren hatte sie bereits festgestellt, was geschah, wenn sie seine Wünsche missachtete. Deshalb packte sie so viele Sachen, wie sie für etwa eine Woche benötigte, und wies den Fahrer an, sich nach dem Abendessen zur Abreise bereitzuhalten.
Das Herrenhaus lag völlig im Dunklen, als sie in die Auffahrt bogen, und Elizabeth runzelte die Stirn. Wo war Simon? Es war noch nicht spät, er musste sie eigentlich erwarten. Nur das Stammpersonal wohnte das ganze Jahr über im Haus, und der Verwalter stellte weitere Hilfskräfte ein, wenn sie im Sommer einen Monat und gleich nach Neujahr eine Woche hier im Norden verbrachten.
Elizabeth bat den Fahrer, die schwere Tür zu öffnen und das Gepäck hineinzutragen. Sie folgte ihm, machte Licht und erschauderte, weil die Heizung nicht eingeschaltet war. Wo war das Personal?
Sie entdeckte einen schwachen Lichtschein unter der Tür zum Arbeitszimmer und stieß sie auf. Simon lag in einem Sessel, und sie roch den Cognac, sobald sie näher trat. Entsetzt blickte sie auf die leere Flasche. Simon hatte getrunken! Das hatte sie noch nie erlebt … Rasch entließ sie den Fahrer, schob die Kinder nach oben und kümmerte sich nicht um Emmas schrille Fragen.
Es war niemand da, um die beiden ins Bett zu bringen. Deshalb ließ sie ihnen ein Bad ein und ging in die Küche, um das Abendessen zu bereiten.
Die Schränke und der Kühlschrank waren gut gefüllt. Alle möglichen Gedanken gingen Elizabeth durch den Kopf, während sie sich an die Arbeit machte. Was war geschehen? Hatte Simon den Verstand verloren und das ganze Personal entlassen? Nein, das würde er niemals tun.
Sie trug das Abendessen nach oben und versorgte die Kinder, dann kehrte sie ins Arbeitszimmer zurück. Simon schnarchte.
Elizabeth beschloss, ihn nicht aufzuwecken, sondern ging zur Wohnung des Fahrers über der Garage und bat ihn, auswärts zu essen, da die Haushälterin nicht da sei. Auf diese Weise brauchte er nicht noch einmal ins Haus zu kommen. Simon würde es ihr niemals verzeihen, wenn ihn jemand in diesem Zustand sah.
Sie kehrte ins Haus zurück, brühte frischen Kaffee auf, trug ihn ins Arbeitszimmer und stellte ihn auf eine Wärmeplatte. Sie wollte Simon nicht aufwecken und sich nicht seiner schlechten Laune aussetzen. Nach einem verbitterten Blick zurück schloss sie die Tür.
Simon wachte ruckartig auf und wusste nicht recht, wo er war. Ihm war nur klar, dass er sich in Gefahr befand, denn er bekam kaum Luft. Er schien gefesselt zu sein – und eine Gestalt hatte sich über ihn gebeugt …
Sein Vater … Wie von Sinnen schrie er auf und erwartete den Schmerz. Dann wurde sein Kopf klarer, und er merkte, dass sein Sohn ihn beobachtete. Heftiger Zorn erfasste ihn, als er die Zurückweisung in den Augen des Jungen entdeckte. All die Wut und die Ängste,
Weitere Kostenlose Bücher