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Jorina – Die Jade-Hexe

Jorina – Die Jade-Hexe

Titel: Jorina – Die Jade-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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gewandete Mädchen an seiner Seite. »Ihr habt Euch als Opfer geradezu angeboten. Welch ein Aufschrei der Empörung ging durch den Ritterstand dieses Landes, als Euer Verrat ruchbar wurde! Raoul de Nadier, der Sieger in zahllosen Turnieren, Träger eines der ältesten Namen des Landes, verrät Karl von Blois auf dem Schlachtfeld und führt seine Männer in den Sumpf. Ihr müsst zugeben, es war eine brillante Idee, um sich eines Feindes zu entledigen! Niemand wird je auf den Gedanken kommen, dass Ihr in Wirklichkeit bewusstlos am Rande des Schlachtfeldes lagt, während Luc le Feu Eure Rolle spielte.«
    »Eure Brillanz hat dem geliebten Neffen des Königs das Leben gekostet! Ganz zu schweigen von den tapferen Männern, die vor Auray gefallen sind, weil sie auf vergeblichem Posten kämpften«, warf der Ritter bitter ein.
    »Je nun, in Schlachten gibt es nun mal Opfer.« Der Herzog zuckte mit den Schultern. »Es liegt in Gottes Hand, wen es erwischt. Ihr könnt von Glück reden, dass Ihr noch am Leben seid. Ihr müsst einen besonders harten Schädel haben!«
    »Ich bedaure diesen Umstand selbst am allermeisten«, erwiderte Raoul de Nadier und sank wieder in seinen Ketten zusammen. »Wenn Ihr das Werk vollenden wollt, bedient Euch. Worauf wartet Ihr, gebt Eurem Henker dort hinten den Befehl!«
    Auch er sah nicht mehr von Landry als einen bedrohlichen Umriss im Schatten. Er zog seine eigenen Schlüsse aus der Reglosigkeit des Mannes. Es gab keine Niederträchtigkeit, die er Cocherel nicht zutraute.
    »Geduld, mein Freund, Geduld!« säuselte der andere mit soviel falscher Freundlichkeit, dass Jorina von Neuem erbebte. »Ihr werdet als Erster erfahren, wozu ich mich entschlossen habe! Bis dahin gehabt Euch wohl und genießt meine Gastfreundschaft!«
    Er packte das Mädchen am Arm und zog es aus der feuchten, klammen Kammer. Es blieb dem Schwarzen Landry überlassen, die Fackeln zu nehmen und die Riegel vorzulegen. Der Gefangene sagte kein Wort. Jorina wusste, dass es falsch war, aber sie sah doch durch die offene Tür zurück. Für einen kurzen Herzschlag trafen sich ihre Blicke. Ihrer bittend, flehend geradezu, seiner kalt und geringschätzig. Was hatte sie erwartet? Etwas so Seltenes und Kostbares wie auf Zuneigung gegründetes Vertrauen?
    Sie war so mutlos und verzweifelt, dass sie auf dem Weg nach oben kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Warum nahm er sie mit hinauf? Warum warf er sie nicht auch in eines dieser Löcher und vergaß sie? Welch müßige Frage, sie wusste es natürlich. Es war noch nicht zu Ende. Es ging um den grünen Stein, der unter dem Felsen an der Quelle ruhte. Wie viel mochte er wert sein? Ein Menschenleben?

18. Kapitel
    »Ich schlage Euch ein Geschäft vor.«
    Jorina sagte es so beiläufig, dass Paskal Cocherel im ersten Augenblick nicht einmal von dem Weinpokal aufsah, in den er düster grübelnd starrte.
    »Ein Geschäft?« brummte er schließlich widerwillig und ließ sich am Ende doch stören. »Was kannst du mir schon verkaufen? Deine Unschuld? Ich bezweifle, dass du sie jemals besessen hast ...«
    Jorina überging diese Beleidigung. Sie saß auf einem Fenstersitz in der Kammer des Herzogs und schaute reglos über die nebelverhangenen Felder zum Wald hinüber. Was sollte sie schon anderes tun, während der Herzog einen Becher Wein nach dem anderen in sich hineinschüttete? In den vier Wänden des Gemachs herrschte die Freudlosigkeit einer Winternacht auf einem verlassenen Dorffriedhof, obwohl die ganze Burg annahm, dass sich der Herr mit seiner neuen Buhle im Alkoven vergnügte.
    »Kann es sein, dass Ihr den Stern von Armor vergessen habt?« fragte sie beherrscht. »Jener, den ich erhalten habe, ist ein eckig geschliffener Jadebrocken von dem tiefen, satten Grün eines sommerlichen Waldes und von unvergleichlichem Glanz!«
    Ein Ruck fuhr durch St. Cado. Er riss den Kopf hoch und starrte sie wutentbrannt an. Jorina hielt seinem Blick stand. Sie gab zum ersten Mal zu, dass sie von dem Stein wusste. Ihre genaue Beschreibung bewies, dass sie ihn tatsächlich besessen hatte.
    »Verfluchte, hinterhältige Schlange«, schnaufte der Herzog, als wäre er zu schnell gerannt. Seine buschigen grauen Brauen sträubten sich förmlich.
    »Ich bin bereit, Euch den Stein zu verkaufen«, sagte Jorina in das Schweigen hinein, das sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte.
    »Verkaufen?« Der Herzog fügte seinen Flüchen noch ein paar schändliche Ausdrücke hinzu. »Weshalb sollte ich mich auf so etwas

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