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Jorina – Die Jade-Hexe

Jorina – Die Jade-Hexe

Titel: Jorina – Die Jade-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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eine Hand ausgestreckt und sie davor bewahrt. Sie taumelte, fand Halt an der feuchten Steinwand neben der Tür und unterdrückte mühsam ihr Schluchzen.
    Weder Paskal Cocherel noch der junge Ritter bemerkten etwas davon. Sie waren ganz auf das mörderische Duell konzentriert, das sie mit Worten führten.
    »Im Grunde ihres Herzens sind alle Weiber Dirnen«, erklärte der Herzog in scheinheilig-väterlichem Spott. »Die eine verkauft sich für einen edlen Namen und ein Vermögen, die andere für ein Seidenkleid und eine Mahlzeit. Dabei ist es völlig egal, ob sie aus einer Burg oder einem Kloster stammen.«
    »Gewinnt Ihr Eure Schlachten jetzt mit Hilfe von Weibern, Cocherel?« Schweißperlen standen auf der Stirn des Gefangenen, obwohl eisige Kälte im Verlies herrschte. »Welch jämmerlicher, widerwärtiger Abschaum Ihr doch seid ...«
    »Geifert nur, mein Freund«, spottete der Herzog und packte Jorinas Arm von Neuem. »Seht sie euch an, sie ist es schließlich wert. Ein gieriges kleines Stückchen, mit einem höchst entgegenkommenden Hurenschoß! Sie konnte gar nicht genug von mir bekommen!«
    Jorina sah, wie sich die grünen Augen in ohnmächtigem Zorn verdunkelten. Sie versuchte alle ihre Gedanken auf den Ritter zu konzentrieren, ihn mit der ganzen Kraft ihrer Liebe und ihres Herzens zu erreichen.
    Glaub ihm nicht! beschwor sie ihn stumm. Siehst du nicht, dass er dich nur quälen will? dass er ein Puppenspieler ist, der an den Fäden zieht? lass nicht zu, dass er zerstört, was uns verbindet. Schau tiefer, achte nicht nur auf die Äußerlichkeiten!
    Ihre Botschaft konnte jedoch die Qual und den Zorn nicht überwinden, der rote Schleier vor Raouls Augen tanzen ließ. Rot wie das verdammte Gewand, das wie ein Wasserfall aus Blut jedes ihrer Glieder nachzeichnete. Er erkannte den geschmeidigen, vertrauten Körper unter der blanken Seide. Die provozierend entblößten Brüste und die besitzergreifende Weise, in der sich Paskal Cocherel Jorinas bediente, ohne dass sie auch nur ein einziges Mal Widerwillen zeigte. Hatte sie sich freiwillig unterworfen, oder hatte er ihren Willen gebrochen?
    Bei Gott, es wirkte auf ihn, als genieße sie es, dass dieser Kerl sie vor seinen Augen befingerte. Sie klebte an ihm wie eine Schlingpflanze! Nichts als Seide und alabasterweiße, geschmeidige Haut, rosige Lippen, die von den Spuren gewalttätiger Küsse geschwollen waren.
    Er fühlte sich wie der letzte Trottel. Jeden bewussten Moment in diesem düsteren Höllenloch hatte er sich den Kopf darüber zermartert, was er tun oder Cocherel anbieten konnte, damit sie freikam. Währenddessen hatte sie sich mit diesem Schurken amüsiert, sich ihm vermutlich mit der gleichen Hingabe und Zärtlichkeit geschenkt, die er kennengelernt hatte. In einem musste er dem Herzog angeekelt recht geben: Mochte sie Novizin, Hexe oder Magd sein, eine Hure war sie allemal!
    »Bringt sie fort!« knirschte er. »Wenn Ihr sie zu Eurer Buhle gemacht habt, dann könnt Ihr sie auch behalten. Denkt nicht, dass es mich kümmert.«
    »In der Tat?« Cocherel lachte hämisch. Es gefiel ihm, den Zorn seines Opfers noch weiter zu reizen. »Es missfällt Euch, dass ich dort ernte, wo ihr gesät habt, nicht wahr? Am Ende werde ich alles haben, lasst Euch das gesagt sein. Nicht nur Eure Buhle, sondern das ganze Land, nicht zu vergessen auch Eure Burg und Euer Vermögen. Wenn sich erst die Sterne von Armor in meiner Hand befinden, habe ich die Macht über alle!«
    Jorina lehnte in seinem Arm, weil ihre Füße sie nicht mehr trugen. Der verächtliche Blick, den der Seigneur ihr zugeworfen hatte, traf sie wie ein tödlicher Schlag. Er hatte nicht den geringsten Zweifel gehabt, schien sich nicht gefragt zu haben, weshalb sie diese erbärmliche Komödie vor ihm aufführte. Die kostbaren verzauberten Stunden, die sie im Wald neben der Quelle erlebt hatten, bedeuteten ihm nichts. Nicht einmal soviel, dass er ihr Gerechtigkeit widerfahren ließ.
    Ihr ganzer Körper verkrampfte sich in unfassbarem Leid. Ein Schauer ließ sie erbeben, und auch dies trug nur dazu bei, das falsche Bild zu vervollständigen, das sich Raoul de Nadier von ihr machte.
    »Gnade Gott der Bretagne«, knirschte er und schloss die Augen, um nicht mehr sehen zu müssen. »Wollt Ihr sie ebenso mit Lug und Trug ruinieren, wie Ihr es mit meinem Leben getan habt? Denkt Ihr, der König von Frankreich wird dies zulassen?«
    »Worüber beschwert Ihr Euch?« erwiderte St. Cado höhnisch und tätschelte das rot

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