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Jorina – Die Jade-Hexe

Jorina – Die Jade-Hexe

Titel: Jorina – Die Jade-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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Magd fassungslos aus weit aufgerissenen Augen an. Was hatte sie von Paskal Cocherel gefordert? Dass Raoul von seiner Hand nichts Böses geschah! Sie hatte nur von seiner Hand gesprochen!
    »Glaub’s mir nur«, meinte Maé schadenfroh. »Ich hab’s von Hauptmann Gordien persönlich. Er soll den Seigneur den Schergen des hohen Herrn ausliefern. Cocherel macht sich seine Finger nicht an ihm schmutzig, das überlässt er anderen. Angeblich hat er dir zugesichert, dass dem Ritter von seiner Hand kein Übel geschieht. Du hättest wissen sollen, dass dem alten Fuchs ein Weg einfällt, sein Wort zu halten und trotzdem das zu tun, wonach ihm der Sinn steht! Dafür ist er schließlich bekannt.«
    Der Streich war so typisch für den alten Haudegen, dass Jorina keinen Moment an der Wahrheit von Maés Worten zweifelte. Sie hatte Raoul de Nadier vor Cocherel gerettet, damit jener ihn in Schimpf und Schande nach Rennes schaffte und dafür auch noch eine Belohnung kassierte. Vermutlich kippte er im Augenblick einen Becher Wein nach dem anderen und feierte seinen Sieg.
    »Dieser lügnerische Schurke«, murmelte Jorina erbittert und ballte die eiskalten Finger zu Fäusten.
    »So ist er nun einmal«, erklärte Maé. »Was wirst du tun? Ihm seinen Betrug auf den Kopf zusagen? Er wird dich auslachen und sich an deinem Ärger weiden. Er mag es, die Menschen zur Weißglut zu bringen.«
    »Ich wünschte, ich wäre ihm nie begegnet«, murmelte Jorina unbeherrscht. »Es wäre besser gewesen, sie hätten mich auf dem Scheiterhaufen in Penhors verbrannt!«
    »Na na ...« Von der leidenschaftlichen Verzweiflung in diesen Worten wider Willen gerührt, tätschelte Maé Jorinas Arm. Sie hatte sich über Jorina geärgert, aber sie war trotzdem keine Frau, die anderen absichtlich Böses zufügte, nicht einmal aus Eifersucht. »Kein Mensch gehört auf den Scheiterhaufen, aber hierher gehörst du auch nicht, wenn du mich fragst«, meinte sie schließlich.
    Jorina schüttelte müde den Kopf. »Es ist egal, was mit mir wird und wo ich bin ...«
    »Ach Unsinn!« protestierte Maé. »Du bist nur traurig, weil du es nicht gewöhnt bist, dass man so mit dir umspringt, nicht wahr? Nein, sag nichts, ich weiß, dass du keine gewöhnliche Magd sein kannst. Er hatte immer schon eine Schwäche für deinesgleichen. Man sagt sogar, dass er sich verheiraten will, mit einem noblen Edelfräulein, dessen endlos lange Ahnenliste bis auf den seligen König Gradlon zurückgeht.«
    »Die Dame wird sich freuen, wenn man sie in diesen Saustall bringt«, rutschte es Jorina heraus. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es auf dieser Welt einen Vater gibt, der seine Tochter wirklich einem solchen Ungeheuer anverlobt!«
    »Du bist vielleicht einfältig!« Maé lachte und biss herzhaft in einen der Äpfel, dass der Saft über ihre molligen Finger rann. »Weiß du nicht, dass er reich ist? Die Truhen in dieser Burg sind voller kostbarer Stoffe, und um seine Goldschatullen würde ihn jeder Wechsler beneiden. Dafür bekommt man sogar eine adelige Braut!«
    »Mich dauert das arme Mädchen. Was er tut, ist mir einerlei«, murmelte Jorina und versuchte sich an der umfangreichen Gestalt Maés vorbeizudrücken. »Ich weiß nur eines, dass er in Bezug auf den Seigneur seine Rechnung ohne mich gemacht hat. Ich werde dafür sorgen, dass er nicht bekommt, wonach er so sehr giert!«
    Maé riss die Augen auf, als Jorinas wütender Blick sie traf. Bisher hatte sie das Mädchen nur als traurig, scheu, schüchtern und bedrückt kennengelernt. Jetzt trat sie unwillkürlich respektvoll einen Schritt zurück.
    »Was willst du tun?« fragte sie besorgt. »Ihn damit bestrafen, dass du sein Lager nicht mehr teilst? Er wird es nicht zulassen, du handelst dir eine schlimme Tracht Prügel von ihm ein.«
    Jorina lachte bitter. »Aber dir würde es gefallen, nicht wahr? Wann glaubst du mir, dass ich lieber in der Hölle schmoren würde, als die Aufmerksamkeiten deines Herrn zu ertragen?«
    Etwas in den durchdringend hellen Augen überzeugte Maé unerwartet davon, dass Jorina die Wahrheit sprach. Auch wenn sie diese Wahrheit nicht verstehen konnte.
    »Willst du mir weismachen, dass du kein Vergnügen in der Umarmung eines Mannes findest?« erkundigte sie sich in höchster Verblüffung. »Der Seigneur ist vielleicht ein wenig grob, aber ...« Sie brach ab, weil sich ein so herzzerreißender Ausdruck von Sehnsucht über Jorinas Züge breitete, dass sie keine Worte mehr fand.
    Jorina hatte nicht verhindern

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