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Jorina – Die Jade-Hexe

Jorina – Die Jade-Hexe

Titel: Jorina – Die Jade-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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Ihr Euch einen der Männer des Dorfes als Führer nehmen müssen«, sprach Jorina weiter. »Laßt Euch zu den Ruinen führen, wo die Kräuterfrau verbrannt wurde; jedes Kind im Dorf kennt die Lichtung. Danach folgt Ihr dem Bach, der am westlichen Rand der Lichtung vorbeifließt, bis zu einem runden Teich ...«
    Jorina lieferte Jos de Comper eine detaillierte Schilderung bis zum Felsen an der Quelle. Ehe sie auch das letzte Geheimnis lüftete, holte sie tief Atem und begegnete dem Blick des Herzogs. Würde sie es bereuen, ihm jetzt zu vertrauen? Doch hatte sie eine Wahl?
    »Im hintersten Teil, dort, wo der Felsen auf den Sand trifft, werdet Ihr im Stein einen schwarzen Fleck entdecken, der entfernt einem Stern gleicht. Beginnt dort zu graben, und zwar mindestens vier Hand tief. Dann werdet Ihr auf ein Stück Stoff treffen, das einen grünen Stein umhüllt. Einen eckig geschliffenen Jadebrocken. Nehmt ihn und bringt ihn Eurem Herrn und Herzog, denn er ist der Preis für das Leben Eures Freundes!«
    »Ein Jadebrocken?« Jos de Comper traute seinen Ohren nicht. Weshalb sollte ein Edelstein, und wäre er auch noch so groß, das Leben eines Menschen wert sein?
    »Dieses besondere Stück Jade ist ein Stern von Armor!« erklärte der Herzog. »Er zierte einst das Kreuz von Ys.«
    »Ihr glaubt an diese Gerüchte ...«, begann Jos de Comper und brach ab, als der Herzog nickte.
    »Es gibt Beweise dafür, dass das Kreuz von Ys tatsächlich existiert. Die Perle, die es einst geziert hat, befindet sich bereits in meinem Besitz ...«
    Compers Blick glitt zu der jungen Frau zurück, die nun auf ihre gefalteten Hände sah. »Wer seid Ihr?« fragte er mit drängender Stimme.
    »Ich bin nicht wichtig.« Jorina verweigerte erneut die Antwort auf diese Frage. »Reitet und holt den Stein, damit Euer Freund nicht sterben muss.«
    »Nehmt eine vertrauenswürdige Eskorte mit«, riet der Herzog. »Paskal Cocherel jagt ebenfalls hinter diesem Geheimnis her!«
    »Raouls Bogenschützen stehen jetzt unter meinem Befehl«, gestand Jos de Comper mit einem schiefen Lächeln. »Sie werden wie der Teufel reiten, wenn es um die Rettung ihres Seigneurs geht. Ihr erlaubt, dass ich mich gleich auf den Weg mache?«
    »Geht mit Gott«, meinte der Herzog und nickte.
    Als die Tür hinter dem davoneilenden Ritter ins Schloss fiel, herrschte geraume Zeit völlige Stille im Arbeitskabinett des Herrschers.
    »Warum tust du das für ihn?« forschte der Herzog sanft, und Jorina protestierte nicht, dass er das höfische Ihr aufgab. »Ich hätte dir ein angesehenes Leben in Luxus und Sorglosigkeit für diesen Stein verschafft!«
    »So ist er besser verwendet«, flüsterte Jorina. »Was sollte ich mit Luxus? Ich bin die unerwünschte Tochter einer Frau, die von ihrer eigenen Dorfgemeinschaft verstoßen wurde. Ein Waldmädchen, eine davongelaufene Novizin. Nicht einmal gut genug, dass ich am Ende den Schleier in Sainte Anne bekommen hätte. Was die Tuchhändlerin dazu getrieben hat, sich meiner anzunehmen, kann ich nicht sagen. Ich bin’s nicht wert!«
    Der Herzog schüttelte betroffen den Kopf. »Welch seltsames, stolzes und zugleich demütiges Geschöpf. Er bezweifelte, dass eine der hochwohlgeborenen Damen seines Hofes sich für einen verfemten, entehrten Mann dermaßen eingesetzt hätte. Dieses kleine Waldmädchen besaß ein Herz, das mehr wert war als jener Stein, den sie, ohne zu zögern, für Raoul de Nadier in die Waagschale geworfen hatte. Es würde interessant sein herauszufinden, was der junge Ritter von ihr hielt, für den sie alles gewagt hatte.
    »Du möchtest sicher in der Burg bleiben, bis Jos de Comper zurück ist«, entschied er, ohne auf ihre Worte einzugehen.
    Jorina warf ihm einen ihrer typischen misstrauischen Blicke zu. »Ich bin Eure Gefangene?«
    »Ihr seid mein Gast!« verbesserte der Herzog. »Ich werde ...«
    Ein leises Kratzen an der Tür unterbrach ihn, und einer der zahllosen schwarzgekleideten Sekretäre des Herzogs eilte herein und beugte sich wichtig tuschelnd zum Ohr seines Herrn.
    »Bringt sie auf der Stelle hierher!« unterbrach der Herzog den Bericht unwillig. »Wie oft muss ich noch sagen, dass es keine Verzögerungen geben darf, wenn jemand das Passwort nennt! Beeilt Euch!«
    Der Sekretär stürmte davon, und der Herzog wandte sich wieder an Jorina. »Ich lasse eine Nachricht in die Rue St. Sauveur schicken, aber ich denke, es ist nicht angebracht, dass Ihr weiterhin im Hause des Tuchhändlers wohnt. Wir werden eine Lösung

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