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Jorina – Die Jade-Hexe

Jorina – Die Jade-Hexe

Titel: Jorina – Die Jade-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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allerdings erst zeigen.
    »Ihr besitzt ebenfalls einen der Steine?«
    Weder der Herzog noch Jorina fragten sich in diesem Moment, woher der eine das Geheimnis des anderen kannte. Die Audienz des mächtigen Herrn für die kleine Ziehtochter des Tuchhändlers war unversehens zu einem gefährlichen Spiel auf Leben und Tod geworden.
    »Ich besitze den Jade-Stern«, gab Jorina zu. »Und dies ist mein Handel: der Stern von Armor gegen das Leben Raoul de Nadiers!«
    »Ihr müsst umnachtet sein«, brauste Jean de Montfort auf. »Wollt Ihr mich erpressen?«
    Jorina hielt dem mörderischen Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken. Angst konnte sie später haben.
    »Ich will jedes Mittel wahrnehmen, um ihn zu retten!«
    »Wenn der Stein in Eurem Besitz ist, werde ich ihn finden«, drohte Jean de Montfort finster. »Ich werde das Haus des Tuchhändlers auseinandernehmen und ...«
    »Und wenn Ihr ganz Rennes in Mauersteine zerlegt, Ihr werdet nichts finden«, trotzte Jorina dem Herzog unerschrocken. »Nur ich kenne das Versteck. Ich bin bereit, Euch den Jade-Stern zu geben, aber nur, wenn Ihr meinen Preis dafür zahlt!«
    »Raoul de Nadier«, knirschte der Herzog mit den Zähnen.
    Er kämpfte mit dem dringenden Wunsch, dieses störrische Frauenzimmer so lange zu schütteln, bis es seinen Trotz aufgab. Aber inzwischen bezweifelte er bereits, dass ein solches Mittel Erfolg haben würde. Jorina war dabei, ihm seine Grenzen zu zeigen.
    »Raoul de Nadier«, bestätigte sie und sank mit zitternden Knien auf das Taburett zurück.
    Jetzt hatte sie Angst, der Herzog sah es ihr an, aber er wusste mittlerweile, dass diese Angst keinen Einfluss auf ihren Willen haben würde. Sie fürchtete nicht um sich selbst, sondern um den jungen Ritter, für den sie so aufopfernd kämpfte.

24. Kapitel
    »Ihr seid sein Freund?«
    Jorina betrachtete den hochgewachsenen Edelmann, der mit verschränkten Armen an der Kaminfassung stand.
    Er trug den Waffenrock der Montfort-Soldaten, und seine Haltung verriet trotz aller Lässigkeit betonte Vorsicht.
    »Was habt Ihr mit Raoul de Nadier zu schaffen?« antwortete er mit einer brüsken Gegenfrage. »Ich kenne Euch nicht!«
    Sein Blick glitt durch das Arbeitskabinett des Herzogs. Er war sich der Anwesenheit seines Souveräns nur allzu deutlich bewusst, denn der schmale Grat zwischen Wohlwollen und Unwillen, auf dem er sich bei ihm bewegte, erforderte alle Diplomatie, die er besaß. Ein Fehler, und er würde das Schicksal seines Freundes teilen.
    »Es ist auch nicht nötig, dass Ihr mich kennt«, entgegnete Jorina trocken. »Wichtig ist nur Eure Loyalität zu Messire de Nadier. Ihr haltet sein Leben in Euren Händen, wenn Ihr tut, was ich Euch sage!«
    Jos de Comper konnte nicht verhindern, dass ein ratloser Blick zu Jean de Montfort flog. Er erntete ein schmales Lächeln, das die Augen des Herzogs nicht erreichte.
    »Ihr dürft der Dame glauben, Monsieur de Comper«, bestätigte er Jorinas Worte. »Sie hat mir einen Handel angeboten, dem ich nicht widerstehen kann, dessen Natur jedoch unter uns Dreien bleiben sollte, wenn wir keinen Aufstand hervorrufen wollen.«
    »Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich etwas verstehe«, murmelte der junge Ritter verärgert. »Habt Ihr Euch entschlossen, mich endlich anzuhören? Meinem Schwur zu glauben?«
    »Ich glaube, dass Ihr ein treuer Freund und ehrenhafter Kampfgefährte seid und die Dinge so schildert, wie Ihr sie gerne sehen wollt«, seufzte der Herzog, und es hörte sich an, als habe er diese Worte bereits mehrmals gesagt. »Wenn de Nadier einen Freund hat, dann seid ihr es, der diesen Ehrentitel verdient.«
    Jos de Comper begriff, dass diese Rede nicht ihm, sondern der jungen Frau galt, die ihn ansah, als wolle sie bis in seine Seele schauen. Mit neu erwachter Neugier betrachtete er seinerseits die zierliche Gestalt im schlichten, dunkelblauen Wollkleid. Die schwarzen Samtbänder am Saum und an den Ärmeln verrieten einen gewissen Wohlstand, das hochgeschlossene Dekolleté ebenso wie die biedere Leinenhaube die bürgerliche Herkunft.
    Allein das Antlitz hatte nichts Gewöhnliches. Fein gemeißelte klare Züge, hochgewölbte Brauen, eine zierlich edle Nase und ein sinnlich geschwungener Mund, der einen Heiligen in Versuchung geführt hätte. Welche Haarfarbe sie wohl hatte?
    »Ich benötige einen Boten, der etwas für mich holt«, sagte sie nun leise. »Kennt Ihr das Dorf Penhors?«
    »Ich werde es zu finden wissen.« Der junge Ritter nickte knapp.
    »Dort werdet

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