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Jorina – Die Jade-Hexe

Jorina – Die Jade-Hexe

Titel: Jorina – Die Jade-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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finden, wenn der Ritter das Juwel zurückbringt ...«
    »Ihr wartet ab, ob er es wirklich findet. Ob ich nicht doch gelogen habe«, flüsterte Jorina matt.
    »Ich vertraue Euch«, verteidigte sich Jean de Montfort. »Aber habt Ihr nie daran gedacht, dass auch Paskal Cocherel seine Spitzel hinter Euch herschicken könnte? Dass er sich nicht damit zufriedengibt, seinerseits von Euch hereingelegt worden zu sein? Ehe der Stein nicht in Sicherheit ist, seid Ihr in ständiger Gefahr. Man darf diesen Mann nie unterschätzen!«
    Wie zur Bestätigung dieser Worte wurde in diesem Moment zwischen zwei Bewaffneten eine Gestalt in das Kabinett geführt, die Jorina einen leisen Aufschrei des Schreckens entlockte. Es war eine Frau. Eine einstmals dralle Person, die nun in schmutzigen Lumpen wie eine jämmerliche Karikatur ihrer selbst wirkte.
    Man hatte ihr den Kopf kahl geschoren, und eine hässliche Brandwunde, die auf ihrer rechten Wange schwärte, würde sie für ewig verunstalten. Ein schmutziger, blutverklebter Verband um die Stoppeln auf ihrem Kopf bedeckte die Stelle, wo einmal ein rechtes Ohr gewesen war, aber Jorina erkannte sie trotzdem.
    »Maé! Um Himmels willen, wie ist das möglich? Was ist geschehen?«
    »Ihr kennt die Frau?« staunte der Herzog und winkte alle Bewaffneten und Bediensteten so unwirsch aus dem Raum, dass sie fast über die eigenen Füße fielen, um diesem Befehl nachzukommen.
    »Du bist doch Maé?« fragte Jorina, nun doch unsicher geworden, weil die Frau so wenig der üppigen, lebenslustigen Magd glich, die sie in St. Cado kennen- und schätzen gelernt hatte.
    »Freilich bin ich’s«, krächzte Maé und betrachtete ihrerseits mit wieselflinken Augen die völlig veränderte Jorina und das luxuriöse Zimmer. »Das hätt’ ich mir denken können, dass ich dich ... ich meine Euch hier finde. Ich wusste ja gleich, dass Ihr Besseres seid ...«
    »Zum Donnerwetter, würde mir vielleicht eine der Damen endlich erklären, was hier vorgeht!« brüllte der Herzog ungeduldig und erntete zu seiner Überraschung so gut wie keine Reaktion.
    Von Maé nicht, weil sie brüllende Männer wahrhaftig gewöhnt war und keine Ahnung hatte, wer der aufgebrachte Edelmann war. Von Jorina nicht, weil sie in ihrem ersten Entsetzen kaum auf ihn achtete.
    »Was ist geschehen?« wiederholte sie ihre Frage und geleitete Maé zu jenem Taburett vor dem Kamin, auf dem sie eben selbst noch gesessen hatte. Ohne zu fragen, goss sie etwas Wein in einen der kostbaren Pokale und reichte ihn der zitternden Magd. »Trink und dann erzähl!«
    »Freilich«, fügte Jean de Montfort betont sarkastisch hinzu. »Laßt Euch meinen besten Malvasier nur schmecken, gute Frau!«
    »Ihr seht doch, dass sie am Ende ihrer Kräfte ist«, rügte ihn Jorina, als sei er es, der sich in diesem Augenblick unpassend benahm. »Und dann diese schrecklichen Wunden. Wie konnte das passieren?«
    »Er ist verrückt geworden vor Wut, als er Eure Flucht entdeckt hat«, schnaufte Maé und rutschte unruhig auf dem bestickten weichen Polster hin und her. »Nicht einmal die Braut konnte ihn beruhigen, das arme Ding. Er hat seine Wut an allem ausgelassen, was ihm in den Weg kam, und irgendwann ist ihm der Junge dabei zwischen die Finger geraten. Hat auf einen seiner Befehle nicht reagiert, der arme Stumme. Er hat ihn zu Tode geprügelt und mich binden lassen, als ich mich dazwischen warf...«
    Jorina goss erneut den Pokal voll. Während Maé den kostbaren Wein wie Wasser hinunterschüttete, lieferte sie ihrerseits dem Herzog die längst fälligen Informationen über seine Besucherin.
    »Das ist Maé, die erste Magd der Burg von St. Cado. Der Stumme war ihr Sohn, fast noch ein Kind. Er hat mir bei der Flucht geholfen ...«
    »Es hat ihm nicht gefallen, dass ich den Jungen retten wollte«, sagte Maé und warf einen vorsichtigen Blick auf die prächtig gekleidete Männergestalt. Im Gegensatz zu Jorina fühlte sie sich jetzt von ihm eingeschüchtert, und ihre Stimme geriet ins Stocken. »Außerdem hat er ohnehin vermutet, dass ich damit zu tun hatte, dass du verschwunden bist. Eine der anderen Mägde hat behauptet, sie hätte uns zusammen gesehen ... Und dann ... sie haben mich in das Verlies unter dem Torturm gebracht und ...«
    »Arme Maé ...«, wisperte Jorina und berührte sanft die Schulter der geschundenen Frau. »Wie ist es dir gelungen, ihm zu entkommen?«
    »So genau weiß ich das selbst nicht«, gab Maé zu. »Es ging mir ziemlich dreckig, aber Landry hat mich aus

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