Joschka, die siebte Kavallerie
klar?“
Wir nickten gehorsam, doch insgeheim grinsten wir uns verschmitzt an. Das Wort Bett verstanden wir nämlich als Schlafsack und unsere Schlafsäcke lagen auf Camelot. Verflixt! Das hab ich euch noch gar nicht erzählt. Mein Geburtstagsfest sollte eine Gruselnacht werden, und damit ihr gleich nicht zu mächtig erschreckt, warne ich euch jetzt schon mal vor. Das wurde sie auch. Beim Tyranno-touristischen-Monster-Rex! Meine Geburtstagsnacht wurde gruseliger und gemeiner, als ich es mir wünschte. Deshalb lest dieses Kapitel lieber bei Tag und am besten, wenn eure Mutter neben euch sitzt. Ja, lacht mich ruhig aus. Aber, falls ihr lacht, merkt euch eins: Es wird euer letztes Lachen sein und das für lange, ganz lange Zeit. In dieser Nacht begann nämlich die dunkelste Zeit unseres Lebens. Nichts, was wir bis dahin durchgemacht hatten, kann man mit diesem Abenteuer vergleichen. Selbst mich schüttelt es noch, wenn ich nur daran denke. Und meine Stimme wird leise, heiser und brüchig, wenn ich euch davon erzähle.
Aber zum Glück wussten wir an diesem Freitagabend von alledem nichts. Selbst ich hatte meinen Zusammenstoß mit den Flammenmützen vergessen. Keinen Augenblick lang dachte ich an das Ultimatum, das ich ihnen gestellt hatte. Aber genau das lief heute Nacht ab.
„Ich geb’ euch drei Tage. Drei Tage, hört ihr? Dann liegt mein Maskottchen, der Wilde Kerl , sauber und gekämmt bei Willi im Kiosk.“
Könnt ihr euch daran erinnern? Nun, ich konnte es nicht. Ich wollte es nicht und deshalb ging es uns prächtig. Verflixt prächtig, sage ich euch, und damit es uns noch prächtiger ging, gab es Fischstäbchensandwich-Berge mit Ketschup von meiner Mutter und ein Fass Malzbier von meinem Vater dazu.
Wir aßen und tranken alles ratzefatz leer. Selbst den Schokoladenpudding schafften wir noch, und dazu einen Eimer Schlagsahne. Dann schleppten wir uns in das Baumhaus hinauf, legten unsere Schlafsäcke in der Halle, dem untersten Stockwerk, sternförmig im Kreis und erwarteten die magische Stunde.
Staraja Riba und der Allmächtige Pink
Endlich färbte die Sonne den Himmel feuerrot ein. Nein, wenn ich ehrlich bin, war er absolut pink. Das sahen wir durch die Schießscharten Camelots. Das Baumhaus ächzte und knarrte und ganz weit entfernt heulte ein Hund wie ein Wolf. Oder war es schon eine der Flederkatzen von Staraja Riba, der bösesten Hexe der Welt?
Nun, das würden wir sehen. Wir waren bereit. Das war die magische Stunde. Die Stunde, in welcher der Allmächtige Pink die Welt vor der bösen Hexe beschützt. Ich gab Felix mein Buch, mein Lieblings-Gruselbuch, und dann hingen wir alle an seinen Lippen. Der Wirbelwind war ein Genie. Er las Bücher wie ein richtiger Profi und wenn wir ihm zuhörten, lief ein Film vor uns ab. Wir konnten es nicht mehr erwarten.
„Los, Felix, fang an!“, rief Vanessa.
„Ja, mach schon! Verdammichnochmal, schieß endlich los!“, forderte Jojo, und Rocce, der Zauberer, schlug ein Kreuzzeichen nach dem anderen.
„Beim Santa Panther im Raubkatzenhimmel! Bringen wir ’s hinter uns!“
Der Wirbelwind nickte. Er schlug das Buch auf, blätterte noch ein paar Seiten weiter und fand dann die richtige Stelle.
„Es war ein Abend wie jeder andere“, begann er und wir glaubten ihm natürlich kein Wort.
„Es war ein Abend wie jeder andere“, übertönte er unseren Protest, als würde er uns verspotten. „Der Rosa Palast schwebte auf den Wolken des Sonnenuntergangs um die Welt und der Rosa König, der Allmächtige Pink, flog mit seinen rosa Flamingos durch die Wolken hindurch und strich sie mit seinem Pinsel rosarot an. Das musste er tun. So beschützte er den Tag vor der Nacht, und so gab er den Menschen auf der Erde die Hoffnung, dass sie die Dunkelheit überstehen. Denn in der Dunkelheit hauste die furchtbare Hexe Staraja Riba und die hatte nichts Besseres vor, als sich die Herrschaft der Welt unter ihre krummen Nägel zu reißen.“
Felix holte tief Luft und ich schluckte gewaltig. Ich schielte durch eine der Schießscharten hindurch und atmete auf. Gott sei Dank! Der Himmel war immer noch pink.
„Mach weiter!“, flüsterte ich.
„Ja, mach schon! Hottentottenalptraumnacht!“, zischte Raban, der Held, und kroch noch ein Stück tiefer in seinen Schlafsack hinein.
Felix musterte ihn. Er blätterte um. Das Knistern des Papiers zerriss die eisige Stille. Dann las er weiter:
„Die Hexe lebte am Ende der Welt, auf einer von Finsternis umbrandeten Klippe. Dort hauste sie
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