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Joschka, die siebte Kavallerie

Joschka, die siebte Kavallerie

Titel: Joschka, die siebte Kavallerie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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klatschnass am Kopf. Fabi, der Läufer, den nichts umbringen konnte, pfiff und ächzte wie Felix. Mein Bruder Juli „Huckleberry“ Fort Knox, die Viererkette in einer Person, konnte sich höchstens nur noch verdoppeln, und Leon und Marlon, die Kämpfer, bissen die Zähne zusammen. Sie ballten die Fäuste wie Boxer und hatten sich eines geschworen: Wir gehen nicht in die Knie. Ja, und Vanessa warf Willi Blicke zu, für die sie einen Waffenschein brauchte.
    Doch sonst beschwerte sich keiner. Nein. Ganz im Gegenteil: Wir nahmen die Herausforderung an. Wir suchten unsere Grenzen und wir brachen sie auf. Das war wie ein Sprung von der Brücke in den Kanal vor unserem ersten Spiel gegen die Bayern . Könnt ihr euch daran nicht mehr erinnern? Das wollten wir zuerst auch nicht tun, doch dann trauten wir uns und dann waren wir stark. Abrakadabra-touristischer-Zauberstreich! Und genauso stark wollten und mussten wir jetzt wieder werden. Denn heute war Dienstag, und schon am Samstag fand das erste Spiel der Rückrunde statt. Es ging um die Meisterschaft in der Dimension Acht, und obwohl unsere Gegner ein Jahr älter waren als wir, obwohl der TSV Turnerkreis mit sechs Punkten Abstand vor uns die Tabelle anführte, gaben wir den Titelkampf noch lange nicht auf. Nein, beim touristisch-bombastischen Bärenbauchspeck! Wir bissen die Zähne zusammen, wir kämpften bis zur Erschöpfung und als wir im Schein der Baustrahler-Flutlichtanlage, die Willi nur für uns gebaut hatte, unsere neuesten Freistoßtricks übten, ging es uns wieder ganz prächtig.
    Maxi „Tippkick“ Maximilian legte sich das Leder am rechten Rand des Strafraums zurecht. Dann ging er fünf Schritte für den Anlauf zurück. Ganz langsam tat er das und dabei verengten sich seine Augen zu ganz schmalen Schlitzen. Er sah jeden Spieler im Teufelstopf und mich spürte er sicher im Rücken. Dann lief er an. Vor ihm verbarrikadierte die Mauer aus Vanessa, der Unerschrockenen, Jojo, der mit der Sonne tanzt, Deniz, der Lokomotive, und Juli „Huckleberry“ Fort Knox, der Viererkette in einer Person, das Tor. Dahinter lauerte Markus, der Unbezwingbare, zwischen den Pfosten. Felix, der Wirbelwind, wurde auf dem linken Flügel von Raban, dem Helden, gedeckt. Fabi, der schnellste Rechtsaußen der Welt, wurde von Rocce, dem Zauberer, wie von seinem eigenen Schatten verfolgt. Und Marlon, die Nummer 10, hielt seinen Bruder Leon, den Slalomdribbler, Torjäger, und Blitzpasstorvorbereiter, hinter dem Rücken von Willi fest am Trikot. Maxi blieb nur der direkte Schuss auf das Tor. Damit rechneten alle. Jeder erwartete seinen Trippel-M.S.: den Mega-Mörser-Monster-Schuss. Doch noch vor dem ersten Schritt seines Anlaufs hatte sich Maxi an die Nase gefasst und das war das Zeichen. Anstatt abzuziehen spielte er das Leder ansatzlos und ganz kurz nach links und dort erschien ich aus dem Nichts. Ich, Joschka, die siebte Kavallerie, kam aus Maxis Rücken und nahm unbedrängt Maß. Die Mauer stand für meine Schussposition jetzt viel zu weit rechts. Markus lauerte viel zu weit links in der Kiste. Das lange Eck klaffte sperrangelweit auf und alle auf dem Platz sahen zu, wie ich den Ball dort sicher versenkte.
    Extra-touristische Tellergans! Danach war ich wieder sieben. Danach hatte ich endlich wieder Geburtstag. Wir waren wieder die Wilden Fußballkerle e.W. , die Mannschaft, die bereit war, die Welt zu erobern. Und als am Ende des Trainings, vor Willis Kiosk die wohlverdiente Feierabend-Apfelsaftschorle in unseren Kehlen verdampfte, lud ich all meine Freunde zu meinem Geburtstagsfest ein. Einem Geburtstagsfest, wie es zu einem Jungen, der endlich ein echter Wilder Fußballkerl war, nun mal gehörte.

Camelot-Gruselnacht
    Drei Tage später trafen wir uns alle auf Camelot, dem Baumhaus, das Juli und ich dreistöckig in unseren Garten gebaut hatten. Spätestens vor dem ersten Spiel gegen die Bayern war es zu unserer Zentrale geworden. Damals, als wir den Plan vom Revolverhelden beschlossen und in der Honig- und Federschlacht gegen den Dicken Michi und seine Unbesiegbaren Sieger , hatten wir es zu einer richtigen Burg ausgebaut.
    Doch jetzt herrschte Frieden. Es war Freitagabend. Ein wunderbar lauer Vorfrühlingsabend, und weil unser Spiel am Samstag erst am frühen Nachmittag stattfand, hatten wir die gnädige Erlaubnis von Willi bekommen: Wir durften bis 22 Uhr feiern.
    „Ausnahmsweise!“, hatte Willi gesagt. „Ganz ausnahmsweise. Aber um zehn Uhr liegt ihr alle im Bett. Ist das

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