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Joschka, die siebte Kavallerie

Joschka, die siebte Kavallerie

Titel: Joschka, die siebte Kavallerie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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getroffen. Sie werden von Tag zu Tag mehr.“
    „Schlotterbein!“, raunte Maxi und Rocce bekreuzigte sich.
    „Beim Santa Panther im Raubkatzenhimmel!“
    Er starrte mich an, als wäre ich schon selbst ein Vampir. Als hätten mich Sexy James und Wilson Gonzales gebissen. Am liebsten hätte er mich mit Weihwasser bespritzt, mit Silberkugeln durchbohrt und als mit Knoblauch gespickte, transsilvanisch-touristische Dracula-Torte per Nachnahme an die Flammenmützen zurückgeschickt.
    „Und?“, fragte Leon und schaffte es fast, das Beben in seiner Stimme vor mir zu verbergen.
    „Und w-was?“, echote ich und schindete Zeit.
    „Du weißt genau, was er meint!“, ermahnte mich Fabi und Marlon tat das Schlimmste von allen.
    Er sah mich einfach nur an.

    In mir drehte sich wieder alles im Kreis. Ich musste ihnen die Wahrheit erzählen, verflixt! Sie waren doch meine Freunde! Aber das war genau der Haken dabei. Versteht ihr das nicht? Wie sollte ich meinen Freunden erklären, dass ihre Welt untergeht? Und das in exakt drei Tagen! Ja, und dass ich Schuld daran war. Nein! Das konnte ich nicht. Das wollte ich nicht, und deshalb senkte ich meinen Kopf. Ich schaute auf meine Füße. Ich druckste herum und ich versuchte alles, um zu vergessen, dass ich sieben Jahre alt war. Ich versuchte alles, um wieder das Wilde Fußballkerle -Baby zu sein.
    „Sie haben mich ausgelacht“, jammerte ich. „Sie haben sich über mich lustig gemacht und sie haben mir meinen Wilden Kerl weggenommen.“
    „Und?“, brach Marlon sein Schweigen.
    „Ja! Und was dann?“, fragte Leon und beugte sich zu mir vor.
    Das musste er auch, denn ich sprach jetzt nur noch ganz leise. „Sie haben gesagt, dass sie ihn auf den Mond schießen wollen.“
    „Das interessiert mich nicht!“, fuhr mir Leon über den Mund.
    Ich schluckte. Ich löste den Blick von meinen Füßen und schaute ihn an. „Aber er war das Geburtstagsgeschenk von meiner Mutter. Sie hat die Puppe eigenhändig für mich genäht.“
    „Das interessiert mich nicht!“, wiederholte Leon.
    „Was ist dann noch passiert?“
    Ich zuckte zusammen. Ich würgte. Ich wollte es sagen. Ich wollte ihnen wirklich alles erzählen. Doch ich bekam es einfach nicht über die Lippen.
    „Nichts“, hauchte ich. „Gar nichts. Sie haben mich weggeschickt. Zurück in den Kindergarten.“
    „Wohin?“, explodierte Fabi. „Sag das noch mal!“
    Und obwohl ich mich hartnäckig weigerte, kochte Fabis Wut auf.
    „Leon! Das müssen sie büßen! Rocce, Maxi, Vanessa! Was ist? Lassen wir uns so was gefallen?“
    Die anderen starrten ihn an. Auch sie waren wütend. Ihre Fingernägel bohrten sich in das Gummi ihrer Fahrradlenkergriffe hinein. Doch sie sagten kein Wort. Das war zu gefährlich. Die Flammenmützen provozierte man nicht. Nein! Die waren zu mächtig für uns. Sie waren alles, wovor wir Angst hatten. Das habe ich euch doch gerade gesagt. Und deshalb ignorierten wir sie. Wir taten so, als ob es sie gar nicht gab. Die Nebelburg war nur ein weißer Fleck mitten in unserer Wilde Fußballkerle -Landkarte und mit zusammengepressten Augen wünschten wir uns jeden Tag, dass die Flammenmützen diesen Weißen Fleck niemals verließen. So wie ich mir heute Morgen bei meinem Geburtstagsfrühstück gewünscht hatte, dass alles so bleibt, wie es ist.
    Das galt auch für Fabi. Er hatte es in seiner Wut nur für ein paar Sekunden vergessen. Jetzt spürte er den eisigen Hauch, der mir aus der Nebelburg nachgeweht war, und deshalb schob er sein Fahrrad so stumm wie wir alle in den Fahrradunterstand vor der Schule.
    Der Unterricht danach war stickig und zäh, und in den Pausen bewegten wir uns wie durch klebrigen Honig. Wir konnten den Schulschluss gar nicht erwarten, und als der Gong dann endlich ertönte, rasten wir los.
    Wir fuhren, als ginge es um Leben und Tod. Wir sprangen auf unseren Rädern über den Hügel hinweg und in den Teufelstopf rein, denn dort, im Hexenkessel aller Hexenkessel, im Wilde Fußballkerle -Stadion, wartete Willi auf uns, der beste Trainer der Welt.

    Er scheuchte uns über den Platz. Er nahm uns hart ran, noch härter als die richtigen Profis, und von Mitleid hatte er noch nie was gehört. Auch nicht bei Felix, der Asthma hatte, oder bei mir, dem Kleinsten im Team! Verflixt! Wir fluchten und schimpften und Raban raufte sich die roten Haare. Seine Coca-Cola-Glas-Brille rutschte ihm wie ein Stück Seife auf der Nase herum, so schwitzte er. Deniz’ roter Irokesenhaarkamm pappte schwarz und

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