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Joschka, die siebte Kavallerie

Joschka, die siebte Kavallerie

Titel: Joschka, die siebte Kavallerie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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verschwunden.“
    Er fixierte jeden von uns.
    „Ich spreche von jedem Graffiti. Ich denke an jedes Logo. Ob es auf Wänden, T-Shirts, Fahrrädern oder euren Unterhosen steht. Ich spreche von eurem Kampfschrei und eurem Wilde Kerle -Gruß. Von euren Spitznamen und euren Schimpfwörtern oder euren Spielerverträgen. All das ist in 48 Stunden verschwunden. So, als hätte es nie existiert. Und falls ihr euch nicht daran haltet, passiert etwas, das ihr mit Sicherheit nicht überlebt. Dann gibt es Krieg.“
    Der blasse Vampir atmete aus. Sein eisiger Atem hüllte uns ein. Er lähmte uns. Wir wurden so steif und so kalt wie Frösche im Winter.
    „Und damit ihr nicht zu viel Arbeit habt, nehme ich den hier schon mal mit.“
    Er hielt den schwarzen Ball in die Luft. Den schwarzen Ball mit dem Wilde Kerle- Logo darauf. Den Ball, den Raban, der Held, höchstpersönlich vom Fußballorakel erhalten hatte, damit er seine neue Aufgabe fand. Unsere Zukunft. Die Teilnahme an der Fußballweltmeisterschaft 2006. Ja, dieser Ball war schwarze, runde Magie. Er war unersetzbar für uns. Das Fußballorakel fand nur alle 24 Jahre statt: Immer nur zu Silvester, wenn mitten im Winter in den Nächten vor Silvester Glühwürmchen glühen. So etwas würden wir nie mehr erleben. Nie mehr!
    Doch Wilson Gonzales juckte das nicht. Ihm juckte höchstens die Nase.
    „Hatschi!“, nieste er und sein Niesen ließ unseren Traum von der Fußballweltmeisterschaft wie eine Seifenblase zerplatzen. „Hatschieh! Hatschiiiieeh!“
    Das Niesen schüttelte ihn.
    „Hatschi! James! Wo steckst du denn bloß? Beim Allmächtigen Pink!“
    Im nächsten Augenblick erschien das Mädchen in der Tarnfarbenhose und dem pinkfarbenen T-Shirt auf der Straße hinter dem Gartenzaun.
    „Hatschiiiih!“ Wilson krümmte sich, als hätte er schreckliche Schmerzen. „Verdammt noch mal! James! Ich hasse Fußball nicht nur, ich bin allergisch dagegen. Das weißt du doch! Hatschiieh!“
    Wilson warf ihr den Ball zu. Dann packte er eines der Seile, die von den Ästen des Baumes herabhingen, und schwang sich über unsere Köpfe hinweg zu ihr auf die Straße. Er landete auf seinem Board. Er nieste noch einmal, doch dann war er wieder er selbst. Er kickte sein Skateboard mit einem „Healflip“ vom Boden, nahm drei Schwünge Anlauf, sprang auf den Gartenzaun und rutschte auf ihm mit seinem Skateboard direkt in die Nacht. Sexy James aber blieb noch zurück. Sie kreiste am Gartenzaun. Sie machte einen Handstand auf ihrem rollenden Board, sie sprang wieder auf und sie überschüttete uns mit stummer Verachtung.

    „Los! Auf die Räder!“
    Leons Stimme schnitt durch die Stille.
    „Wir holen uns unseren Ball wieder zurück!“
    Das war der Zauberspruch. Innerhalb einer Nanosekunde wachten wir auf. Kein Skateboarder konnte unseren Rädern entkommen. Selbst Gonzales’ Vorsprung war noch nicht groß genug und das Mädchen kreiste immer noch vor dem Zaun. Wir sprangen auf unsere Sättel. Wir rissen unsere Bikes auf den Hinterreifen herum und wir gaben Gas.
    „Alles ist gut! Solange du wild bist!“, riefen wir in die Nacht und Sexy James stoppte ihr Board. Sie schaute verwundert zu uns herüber. Sie wusste, jetzt hatten wir sie. Oder besser, wir dachten, dass sie das wusste. Doch stattdessen stellten sich unsere Lenker jetzt quer. Unsere Hinterreifen rutschten und eierten wie auf Glatteis herum. Selbst Vanessa legte es hin und am Ende gingen fast alle Wilden Kerle zu Boden. Fassungslos lagen wir unter unseren Rädern auf dem Asphalt und starrten auf die zerstochenen Reifen. Dann hörten und sahen wir Sexy James.
    „Beim Allmächtigen Pink!
    Seid ihr flink!“
    Sie klappte ihr Taschenmesser zusammen, steckte es ein, schulterte den Rucksack mit unserem Ball und rollte, nachdem sie sich noch die Zeit für einen „Caspar“ gegönnt hatte, rappend davon.
    „Ich sag dir und ich sag dir,
    ich kann es nicht fassen.
    Die Hälfte der Welt
    wird mich echt dafür hassen.
    Aber die Wilden Kerle gibt es nicht mehr!
    Der Kindergarten ist zu.
    Das Baumhaus ist leer.
    Oh Gott, ja ganz deppert, zerschepper, kawumms!
    Die Stadt gehört uns!
    Der mächtigsten Gang zwischen Magischer Furt,
    und der Graffiti-Burg!
    Ha! Ha! Ha! Ha!
    Die Flammenmützen sind da!“

Der Skorpion und der Frosch
    Jetzt war es also passiert. Die Flammenmützen hatten die Nebelburg verlassen und sie verlangten die Herrschaft über die Stadt. Ihr Anführer, Wilson „Gonzo“ Gonzales, der blasse Vampir, streckte seine Hand nach

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