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Joseph Anton

Joseph Anton

Titel: Joseph Anton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rushdie
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er, als man ihn fortbrachte.
    Scotts Frau Barbara hatte sich um Elizabeth ›gekümmert‹, doch erzählte sie ihm, die Mitarbeiter der Sicherheitsfirma hätten sie nicht in den Konferenzsaal gelassen, weshalb sie in der Garage sitzen musste. Elizabeth trug es mit Fassung, diesmal aber war er es, dem der Kragen platzte.
    Man bereitete ihnen einen herzlichen Empfang im Haus von Maurice Rosenblatt, einem redseligen, fünfundsiebzig Jahre alten Gentleman und mächtigen liberalen Lobbyisten, der eine wichtige Rolle beim Sturz von Senator Joseph McCarthy gespielt hatte. Während Rosenblatt monologisierte, kochte Andrew noch immer vor Wut darüber, dass das Treffen mit den Kongressabgeordneten geplatzt war. Als Scott anrief, fiel er über ihn her. »Ich erkläre Ihnen später, was Sie für ein Arschloch sind«, sagte Scott und bat dann darum, mit Mr Rushdie sprechen zu dürfen, dem er sagte: »Andrew schulde ich keine Erklärung, aber Ihnen.« Während sie sich unterhielten, meldete sich auf der zweiten Leitung Peter Galbraith, ein hoher Mitarbeiter des Senatskomitees für Auswärtige Angelegenheiten. Er hatte ihn selbst noch nie getroffen, kannte ihn aber als Sohn von John Kenneth Galbraith sowie pikanterweise auch als Lover von Benazir Bhutto in Studententagen. Peter Galbraith teilte mit, dass das Treffen nun doch stattfinden würde. Er sei zum Lunch mit den Senatoren in deren privaten Speisesalon eingeladen. Tischherren waren die Senatoren Daniel Patrick Moynihan und Patrick Leahy, allerdings würden noch viele weitere Senatoren dazukommen. Die Hitze im Raum sank rapide. Andrew beruhigte sich und entschuldigte sich bei Scott; Scott fühlte sich rehabilitiert, und es herrschte allgemein große Erleichterung. Sie gingen erschöpft zu Bett, fühlten sich aber deutlich besser.
    Sie hielten sich zum ersten Mal in Washington auf, und am nächsten Tag sah er sich mit Elizabeth die Hochburgen und Festungen der amerikanischen Macht an. Dann überließ er es Elizabeth, das Smithsonian und den Botanischen Garten zu erkunden, während er zum Capitol gebracht wurde, wo ihm Senator Leahy entgegenkam, groß, onkelhaft, mit Bärenpranken. Und auch die Senatoren Simon, Lugar, Cranston, Wofford und Pell waren gekommen, sowie Daniel Patrick Moynihan höchstpersönlich, wolkenkratzergroß, wie es sich für den Senior Senator von New York gehörte, ein Mann mit Fliege und professionellem, lausbübischem Lächeln. Sie hörten aufmerksam zu, während er seine Lage erklärte. Senator Simon unterbrach ihn als Erster, um darauf zu bestehen, dass der Senat eine Resolution zu seiner Unterstützung verabschiedete. Bald kamen alle mit Vorschlägen, und es war ohne Zweifel sehr aufregend zu erleben, wie diese Männer sich um ihn scharten. Zum Ende des Mittagessens (Salat mit Hühnchen, ohne die geringste Aussicht auf einen Tropfen Alkohol) gab Moynihan den Ton an und schlug vor, er und Leahy würden eine Resolution aufsetzen und dem Senat vorlegen. Das war ein großer Schritt vorwärts.
    Andrew hatte dafür gesorgt, dass alle Teilnehmer ein Taschenbuchexemplar von Die satanischen Verse erhielten, doch in ebendiesem Moment zückten die Senatoren zu seinem Erstaunen diverse Exemplare der gebundenen Ausgabe und wollten, dass er sie signierte und ihnen eine Widmung für sie und ihre Familien hineinschrieb. Es geschah nicht oft, dass ihn Signierstunden beeindruckten, aber diese hier war wirklich etwas ganz Besonderes.
    Dann folgte eine weitere Überraschung. Die Senatoren führten ihn in ein Vorzimmer des Komitees, und da wartete eine riesige Meute von Journalisten und Fotografen auf ihn. Scott hatte ›sich den Arsch aufgerissen‹ und Andrews Entschuldigung mehr als verdient. Und Andrew sollte sich tatsächlich später am Tag bei ihm entschuldigen. »So etwas mache ich eigentlich nicht«, sagte Scott. »Ich bin Schriftsteller, kein Verleger. Normalerweise versuche ich, die Sicherheitshürden rund um eine Geschichte zu überwinden, nicht, sie aufrechtzuerhalten.« Doch seine gute Laune war wieder da.
    Und so gab der Autor von Die satanischen Verse , »bloß ein Autor auf Lesereise«, eine Pressekonferenz im Herzen der amerikanischen Macht, um ihn herum die Senatoren wie eine Begleitband, alle mit einem Exemplar des Taschenbuchs in der Hand. Hätten sie jetzt noch ein kleines doo-wop, shang-a-lang angestimmt, hätte ihn das an diesem Tag der Überraschungen auch nicht weiter erstaunt.
    Er redete davon, dass dies nur eine Schlacht in einem größeren Krieg

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