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Joseph Anton

Joseph Anton

Titel: Joseph Anton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rushdie
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des iranischen Regimes, die in Frankreich und in der Schweiz im Exil leben, wurden Anschläge verübt. Wenn das kein staatlich geförderter Terrorismus ist, was dann? Die Antwort des Westens aber ist beschämend zimperlich ausgefallen … Es steht weit mehr als das Leben von Mr Rushdie auf dem Spiel, wenn die westliche Welt den Iran nicht mit vereinter Stimme davor warnt, dass es zu dem ersehnten Handelsaustausch zwischen den Staaten nur dann kommen kann, wenn der Iran aufhört, Terrorismus zu predigen und zu exportieren .« Nationen agieren aus Eigeninteresse. Damit der Iran die Fatwa widerrief, musste ihm klargemacht werden, dass dies in seinem eigenen Interesse stand. Genau das hatte er zu Mrs Graham gesagt und davor zu Mike Wallace. Nun sagte es auch The New York Times .
    Man brachte Elizabeth zu ihrem Flugzeug, und einige Stunden später flog ihn die Maschine der RAF außer Landes. Mit Highlife war es erst einmal vorbei. Die Polizei in London wollte nicht, dass er ins Ritzy-Kino in Brixton zu einer Gedenkveranstaltung für Angela Carter ging. Schlagartig wurde er auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, und er musste lange reden, ehe man schließlich bereit war, ihn doch gehen zu lassen. Elizabeth kam wie üblich separat. Das Ritzy, knallbunt und etwas heruntergekommen, war für Angela genau der richtige Ort. Auf der Bühne stand eine große, dreiteilige Leinwand, von Corinna Sargood in leuchtenden Farben mit Papageien bemalt. Dazu ein Meer von Blumen. An den Wänden hingen Bilder von Filmszenen. Nuruddin Farah umarmte ihn und sagte: »Es gibt da eine Frau, die ich dir unbedingt vorstellen muss.« Er antwortete: »Es gibt da eine Frau, die ich dir unbedingt vorstellen muss.« Auch Eva Figes umarmte ihn und sagte: »Es tut gut, Sie fühlen zu können, statt Sie immer nur am Bildschirm zu sehen.« Lorna Sage hielt eine wunderbare Rede und beschrieb Angelas Lachen – der Mund wie im Starrkrampf weit geöffnet, dann mehrere Minuten lang ein stummes Beben, ehe es schließlich aus ihr hervorbrach. Sie hatte Angela nach der Lektüre von Helden und Schurken kennengelernt und den Roman überschwänglich gelobt. »Ich muss irgendwie seltsam geklungen haben«, erinnerte sie sich, »denn nach einer Weile richtete Angela sich auf und sagte: ›Aber nicht, dass Sie glauben, ich bin lesbisch.‹« Nach der Feier forderte ihn die Polizei auf, gleich wieder zurückzukehren. Clarissa und Zafar waren ebenfalls dort, doch durfte er sie nicht begrüßen. »Ich bin dir nachgelaufen, aber du warst schon weg«, erzählte Zafar später. Er war seinem Vater durch den Seitenausgang gefolgt und hatte nur noch gesehen, wie er rasch fortgefahren wurde.
    *
    St. Peter’s Street Nr. 41 stand leer, die meisten Möbel waren in ein Lager gebracht, an Sameen und Pauline verschenkt oder von Elizabeth in ihre neue Wohnung am Rand von Hampstead Heath gestellt worden. Die Schlüssel wurden an Robert McCrum geschickt, der Verkauf war nun vollständig angeschlossen. Ein Kapitel seines Lebens ging zu Ende.
    Am 9. April veranstalteten Melvyn Bragg und Michael Foot gemeinsam eine Wahlnachtparty in Melvyns Haus in Hampstead. Der Abend begann in Feierlaune und voller Vorfreude darauf, dass die langen Jahre der ›Tory-Misswirtschaft‹ endlich zu Ende gingen. Im Verlauf des Abends aber wurde rasch klar, dass Kinnock verloren hatte. Noch nie hatte er eine Partei so zügig untergehen sehen. Er ging früh, da er es einfach zu traurig fand, inmitten der gescheiterten Hoffnungen zu bleiben.
    Eine Woche später bat Helen Hammington um ein weiteres Treffen. Er sagte, er bestehe darauf, dass sein Anwalt anwesend sei, und man brachte Bernie Simons in die Hampstead Lane. Helen Hammington sah ziemlich unbehaglich und peinlich berührt drein, als sie ihm erklärte, dass man, was seinen Personenschutz angehe, die ›Pläne überarbeitet‹ habe. Dann machte sie deutlich, dass sie, und mit ihr Howley, in allen Punkten nachgab. Der Personenschutz würde fortgesetzt, bis die Bedrohung vernachlässigbar war. Und falls das neue Haus ›aufflog‹, würde sich daran nichts ändern.
    Er sollte stets glauben, dass er Amerika – den Senatoren, den Zeitungen – für diesen kleinen Erfolg zu danken hatte. Amerika hatte es möglich gemacht, dass England seine abwehrende Haltung aufgab.

VI
    Warum es unmöglich ist, die Pampa zu fotografieren

A LS ER VOR LANGER ZEIT EINMAL Mijas besuchte – die Stadt, in der sich Manuel Cortés drei Jahrzehnte lang in einem Alkoven hinter

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