Joseph Anton
Deal über die EU hinkriegen, dann werden wir ihn annehmen, nachdem sechseinhalb Jahre niemand einen Finger gerührt hat, um uns zu helfen.« – »Ich melde mich wieder bei Ihnen«, sagte Larry Robinson.
Am 10. April, dem entscheidenden Tag der EU -Außenministerkonferenz, rief Hoggs Assistent Andy Ashcroft an und sagte, Hurd und Major seien jetzt beide ›dabei‹ und die französische Initiative entspreche dem Kurs der britischen Regierung. Mr Anton wies noch einmal darauf hin, wie wichtig es sei, die Iraner über einen gewissen Zeitraum hinweg zu kontrollieren, um sicherzugehen, dass sie sich an ihre Zusagen hielten, und Ashcroft sagte: »Genau so werden wir vorgehen.« Als er aufgelegt hatte, rief er den Herausgeber der Times, Peter Stothard, und den Herausgeber des Guardian , Alan Rusbridger, an und sagte ihnen, sie sollten sich auf Entwicklungen gefasst machen. Er rief Larry Robinson an und sagte: »Es handelt sich weder um eine Alternative zur Aufhebung der Fatwa, noch soll damit eine ›Fatwa-freie Zone‹ geschaffen werden, die Europa und die USA einschließt; die Vereinbarung kennt keine Grenzen.« Robinsons Vorbehalte lagen nahe. »Der Iran könnte uns vom Haken gehen.« Doch er habe noch nichts aus Washington gehört und wisse deshalb nicht, ob die Regierung unterm Strich ›pro oder anti‹ sei. Er selbst habe den Eindruck, die Gefahr durch Kopfgeldjäger sei gesunken, die Bedrohung durch das Regime indes nicht.
»Klar, es ist ein Risiko«, sagte er zu Larry. »Aber was ist das nicht?«
Er redete mit Richard Norton-Taylor beim Guardian . Es gebe einen Textentwurf, und die EU werde den Iran auffordern, ihn zu unterschreiben. Er werde eine ausdrückliche Nicht-Umsetzungs-Garantie enthalten und könnte ein Schritt in Richtung Aufhebung der Fatwasein.
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Das Treffen der Außenminister war ein Erfolg. Andy Ashcroft setzte ihn darüber in Kenntnis. Zwar habe man dem Text keinen Verweis auf ›Verbündete‹ hinzugefügt, doch die Franzosen hätten eingewilligt, dass die Troika der Außenminister diesen Punkt mündlich mit den Iranern erörtern würde. Er pflichtete ihm bei, dass man jetzt mit der Presse reden und die wichtigen Punkte herauskehren müsse.
Sie hatten Aufmerksamkeit erregt. Die Nachricht war auf sämtlichen Titelseiten. Die Times wollte eine Fortsetzungsstory daraus machen. Wieso war die Regierung nicht früher auf so etwas gekommen? Die Initiative war offenbar allein von ihm ausgegangen, und er hatte die Franzosen davon überzeugt, ohne dass das britische Auswärtige Amt sich sonderlich bemüht hätte. Okay, dachte er, sehr gut .
Auf Radio Teheran ließ man verlauten: Dass die EU eine formelle Nicht-Umsetzungsgarantie verlangt, ist unlogisch, denn die iranische Regierung hat nie behauptet, dass sie die Fatwa umsetzen will. Das klang schon fast wie eine Garantie. Dann, am Morgen des 19. April um 10.30 Uhr (Londoner Zeit), präsentierte die Troika der Außenminister (der französische, der deutsche und der spanische) zusammen mit dem britischen chargé d’affaires Jeffrey James dem iranischen Außenministerium in Teheran die Forderungen der EU .
Die Demarchewar gemacht, und sofort war die Nachricht bei den Presseagenturen. Der iranische Justizminister Mohammad Yazdi verhöhnte die Initiative, und Kopfgeld-Sanei sagte: »Dies wird lediglich für eine noch schnellere Umsetzung der Fatwasorgen«, und vielleicht hatte er recht. Doch Richard Norton-Taylor von der Guardian- Auslandsredaktion erzählte Carmel, am Ende seiner Indienreise habe Raf sandschani auf einer Pressekonferenz geäußert, der Iran würde die Fatwanicht umsetzen.
Zafar wollte wissen, was los war. » Groß artig, groß artig«, sagte er, als er es erfuhr. In seinen Augen lag ein hoffnungsvolles Leuchten, und sein Vater dachte: Wenn die Demarche unterschrieben ist, müssen wir uns dahinterklemmen, sie in die Tat umzusetzen.
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Die ›französische Initiative‹ schob sich durch die verschlungenen Eingeweide der iranischen Mullahkratie und wurde mit der rätselhaf ten Trägheit dieses undurchschaubaren Organismus wiedergekäut und verdaut. Hin und wieder gab es irgendwelche positiven oder negativen Verlautbarungen, die ihn an Fürze denken ließen. Sie stanken, taten aber nichts zur Sache. Selbst heftige Geräusche – Der Chef des iranischen Geheimdienstes hat sich mit Unterlagen abgesetzt, die belegen, dass das Regime in den internationalen Terrorismus verwickelt ist – waren nicht mehr als ein Rülpser aus einem der
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