Joseph Anton
Außenminister Alain Juppé, einen pfiffigen kleinen Glatzkopf, der später auf der Liste korrupter Politiker landen sollte (Veruntreuung öffentlicher Gelder); den Sozialisten Lionel Jospin, der aussah wie Calvinos cavaliere nonesistente , ein hohles Nichts in einem schlackerigen Anzug. Frances und er legten ihren ›Waffenstillstandsplan‹ dar, und alle stimmten zu. Juppé versprach, die Idee auf die Agenda des EU -Außenministertreffens zu setzen, Balladur gab eine Pressekonferenz, in der er ›ihre‹ Initiative verkündete, Chirac sagte, er habe mit Douglas Hurd gesprochen und Hurd sei ›dafür‹. Er selbst gab eine Pressekonferenz in der Nationalversammlung und fuhr in dem Glauben nach Hause, dass womöglich gerade etwas in Bewegung gekommen war. Douglas Hogg ließ ihn wissen, er wolle ihn in den nächsten Tagen treffen. »Bestimmt will er mir sagen, dass, wenn sich die Regierung Ihrer Majestät der ›französischen Initiative‹ anschließt, die Tory-Hinterbänkler enormen Druck machen werden, um den Personenschutz im Erfolgsfall zu beenden«, schrieb er in sein Tagebuch. »Ich muss mir also absolut klar darüber sein, was ich will, und die Regierung zur Begrifflichkeit von ›Waffenstillstand‹ und ›Kontrolle‹ bewegen, die wir auch den Franzosen verkauft haben. Und er muss versprechen, das BA -Verbot aufzuheben.« Rab Connolly sagte: »Hogg wird dir sagen, die Bedrohung bleibt nach wie vor sehr hoch, und deshalb ist die französische Initiative sinnlos.« Nun , dachte er, wir werden sehen.
Die vom Auswärtigen Amt gepflegte Mischung aus Passivität und Feindseligkeit noch lebhaft im Gedächtnis und fest entschlossen, sich nicht weichklopfen zu lassen, ging er zum Treffen mit Hogg. Er und seine Arbeit waren von zwei Außenministern angegriffen worden, von Howe und von Hurd; dann kamen die Jahre, in denen kein Diplomat oder Politiker ihn treffen wollte, gefolgt von der ebenso unbefriedigenden Zeit der geheimen, ›anfechtbaren‹ Treffen mit Slater und Gore-Booth. Er hatte Druck durch andere Regierungen aufbauen müssen, um die Briten zu ›wecken‹, und dennoch war ihre Unterstützung halbherzig geblieben. John Major hatte keine Fotos von ihrem Treffen zugelassen, und obwohl er eine ›massive Kampagne‹ in Aussicht gestellt hatte, war nichts dergleichen erfolgt. Hogg selbst hatte klargemacht, dass die britische Politik allein darin bestehen könne, auf einen unwahrscheinlichen ›Regimewechsel‹ im Iran zu warten. Wer erzählte den britischen Medien eigentlich, dass es den Bürgern ›hohe Kosten‹ verursachte, wenn er ins Ausland reiste, obwohl es nicht die geringsten Kosten gab? Wieso wurden diese ständigen Falschheiten niemals richtiggestellt und dementiert? Das wollte er fragen.
Douglas Hogg hörte ihm teilnahmsvoll zu. Er war bereit, sich der ›französischen Initiative‹ oder dem ›Waffenstillstandsplan‹ anzuschließen, sagte jedoch: »Sie sollten wissen, dass für Ihre Sicherheit noch immer eine sehr konkrete Gefahr besteht. Wir glauben, die Iraner versuchen noch immer, Sie ausfindig zu machen. Und wenn wir diesen Weg einschlagen, werden die Franzosen und die Deutschen tunlichst zusehen, ihre Beziehungen zum Iran zu verbessern, und die Regierung Ihrer Majestät wird es ebenso halten. Der politische Druck wird aufhören. Außerdem werde ich Ihnen einen hochoffiziellen Brief schreiben müssen, damit ich hinterher sagen kann, ich hätte Sie gewarnt.«
Hinterher . Also nachdem er ermordet worden war.
»Wir versuchen uns weiterhin in der Sprache der Demarche «, sagte er. »Es sollte Ihre Verbündeten mit einbeziehen, also all jene, die durch die Fatwabedroht sind, Übersetzer, Verleger, Buchhändler und so weiter. Und wir wollen, dass Balladur das direkt an Rafsandschani schickt und wenn möglich Rafsandschanis eigenhändige Unterschrift bekommt, denn je hochrangiger die Unterschrift, desto größer die Chance, dass die ihre Hunde tatsächlich zurückpfeifen.«
An dem Abend schrieb er in sein Tagebuch: »Bin ich dabei, Selbstmord zu begehen?«
Sein Kontaktmann in der amerikanischen Botschaft, Larry Robin son, rief Carmel Bedford an, um zu erfahren, was los war. Er war beunruhigt. »Sie können den Iranern nicht trauen«, sagte er. »Das würde unsere ganze Strategie zunichte machen.« Carmel nahm kein Blatt vor den Mund. »Was haben Sie denn für uns getan? Gibt es überhaupt eine Strategie? Und wenn ja, sagen Sie uns, worin sie besteht, machen Sie uns ein Angebot. Wenn wir einen
Weitere Kostenlose Bücher