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Joseph Anton

Joseph Anton

Titel: Joseph Anton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rushdie
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nach seiner großartigen Entdeckung und ehe er sie irgendjemandem zeigen konnte, war der große Shufelt auf mysteriöse Weise plötzlich verschwunden! Und ward nie wieder gesehen! Au, Mann, was ist bloß mit ihm geschehen ? Hmm, dachte er, vielleicht ist es doch keine so gute Idee, über den alten G. Warren zu schreiben.
    Hollywood war eine Kleinstadt inmitten einer Großstadt, und binnen fünf Minuten wurde ein Neuankömmling wie er zum Lieblingsthema des Monats. Der Filmregisseur Michael Mann lud ihn zum Abendessen ein, und sie erörterten ein Filmprojekt über die mexikanische Grenze. Der Filmstar Will Smith erzählte ihm, wie Muhammad Ali ihm den ›Ali Shuffle‹ beigebracht hatte. Der Produzent Brian Grazer bat ihn in sein Büro, um ihn zu fragen, ob er nicht einen Film über sein Leben schreiben wolle. Ein paar Jahre später hörte er von Christopher Hitchens, dass Milos Forman erwogen hatte, ein Rushdie-Film könnte ein gutes Gegenstück zu seinem Film Larry Flynt – Die nackte Wahrheit sein, doch das hatte sich ebenfalls nicht richtig angefühlt. Wenn er seine Geschichte erzählte, sagte er Grazer, dann würde er es zuerst in Buchform tun. (Außerdem war es schön, in Hollywood zu sein, ohne etwas mit Film am Hut zu haben. Es war irgendwie, na ja, cooler . Sobald er einen Drehbuchvertrag unterschreiben würde, wäre er wieder ein x-beliebiger Angestellter.)
    Er aß mit Christopher Hitchens und Christophers großem Fan Warren Beatty im Beverly Hills Hotel zu Mittag. »Darf ich sagen, dass ich Sie neulich beim Abendessen bei Mr Chow in Begleitung einer so hinreißend schönen Frau gesehen habe, dass ich fast in Ohnmacht gefallen wäre?«, sagte Warren Beatty. In jenen Tagen vertraute er ihr blind, also sagte er: »Ich rufe sie an. Vielleicht kann sie zu uns stoßen.« »Könnten Sie ihr bitte ausrichten«, sagte Beatty, »dass Warren Beatty hier ist und sie so schön gefunden hat, dass er am liebsten in Ohnmacht gefallen wäre.« Als er anrief, saß sie genervt am Steuer. (Sie hasste Autofahren.) »Ich sitze gerade mit Warren Beatty beim Mittagessen und soll dir von ihm ausrichten, du seist so schön, dass er am liebsten in Ohmacht fallen würde.« – »Halt’s Maul«, sagte sie, »ich hab keine Zeit für deine blöden Witze.«
    Doch als er sie überzeugt hatte, dass er die Wahrheit sagte, stieß sie zu ihnen und hatte sich absichtlich nicht aufgedonnert, sondern kam in Jogginghose und Tanktop und sah natürlich so aus, als würde sie Warren Beatty gleich in Ohnmacht fallen lassen. »Bitte entschuldigen Sie«, sagte der legendäre Frauenheld zu ihm, »wenn ich mich wegen Ihrer Dame für fünf Minuten zum Trottel mache. Danach können wir uns wieder unserem Mittagessen widmen.« Es war wohl gut, dass es Annette Bening gab, sagte er sich, andernfalls … na ja, egal. Sie aßen weiter zu Mittag, und das war’s.
    Seine engste Freundin in Hollywood, die schlagfertige und scharfzüngige Carrie Fisher, war von Padma nicht ganz so überzeugt. Sie gab eine Party, damit er vor allem Meg Ryan kennenlernte, die sie für passender hielt und die er sehr nett fand, obzwar sie immer wie der sagte (dreimal): »Wissen Sie, die Leute liegen mit ihrem Urteil über Sie so falsch !« Doch dann kam das Gespräch aufs Spirituelle, und Meg erzählte von ihren zahlreichen Aufenthalten in indischen Aschrams und ihrer Bewunderung für Swami Muktananda und Gurumayi. Das war ein Dämpfer, zumal er ihr sagte, wie skeptisch er der Guru-Industrie gegenüberstehe, und ihr die erhellende Lektüre von Gita Mehtas Buch Karma Cola vorschlug. »Warum sind Sie so zynisch?«, fragte sie, als wäre sie an seiner Antwort ehrlich interessiert, und er sagte, wenn man in Indien aufwachse, komme man leicht zu dem Schluss, dass diese Leute Quacksalber seien. »Natürlich gibt es viele Scharlatane«, erwiderte sie nüchtern, »aber können Sie die unterscheiden?« Er schüttelte traurig den Kopf. »Nein. Nein, das kann ich nicht.« Damit war ihre Unterhaltung zu Ende.
    Das Pendeln zwischen West Hollywood und Pembridge Mews zehrte, und die Scheidung, die unbeschreiblich hässlich geworden war, die Schikanen, mit denen ihm verweigert wurde, seinen kleinen Jungen zu sehen, und die ihn in den Wahnsinn trieben, die explodierenden Sanierungskosten für die New Yorker Wohnung, die in sehr viel schlechterem Zustand war, als zunächst angenommen, und Padmas Launen, die so schnell wechselten, dass er froh war, wenn sie zwei aufeinanderfolgende gute Tage zusammen

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