Josephine Mutzenbacher
meinte, als daß er jetzt sagen werde, »die Pepi ist dran schuld ...« Er flüsterte etwas, das ich nicht verstand, und ich vernahm nur, wie die Mutter sagte: »Gehn S’, hören S“ auf.« Vorsichtig schlich ich zur Tür, um zu horchen. Ich mußte, koste es was es wolle, ich mußte hören, was vorging. Ekhard flüsterte in seinem Baß, und die Mutter sagte auch schon leiser: »Aber warum tun S’ denn so was?« Er antwortete flüsternd: »Das Madl hat mich so aufgeregt, sag’ ich Ihnen, ich bin ein ganzer Narr g’wesen...« Ich war vor Angst mehr tot als lebendig. Meine Mutter sagte: »Das muß aber ein sauberes Luder g’wesen sein ...«
Ekhard widersprach: »Nein, nein. Sie ist noch ein Kind. Die weiß ja selbst nicht, was sie anstellt, die ist vielleicht so alt wie Ihre Pepi...»
Jetzt atmete ich auf.
Aber meine Mutter schlug die Hände zusammen: »Und da traun Sie sich und tun so ein Kind schänden ...» Ekhard lachte: »Ach was, schänden! Schänden! Wenn sie mir selber den Schwanz aus dem Hosentürl herausnimmt, wenn sie selber mir die Nudel in’ Mund nimmt und abschleckt, dann werd ich sie wohl nicht geschändet haben.« Meine Mutter war entsetzt: »Nein, wie die Kinder schlecht sind..., da sieht man, man kann nicht genug aufpassen.« Dann senkte sie ihre Stimme völlig zum Flüstern herab, und ich entnahm nur aus seiner Antwort, was sie gefragt haben mochte. Herr Ekhard wurde lebhafter und meinte: »Aber nein, wo wird er denn ganz hereingehen ...« Nur so weit, nur so ein Stückerl, ... geben S’ die Hand her, ich zeig’s Ihnen ...«
»Nein, nein, ich dank schön ..., was fällt Ihnen denn ein?« »Na, da war’ auch nix dabei«, meinte Herr Ekhard. Die Mutter unterbrach ihn: »Wie oft ham’ S’ g’sagt?« »Sechsmal...« Herr Ekhard log, und es machte mir Spaß, daß ich es wußte und daß die Mutter keine Ahnung davon hatte. »Sechsmal hab ich’s petschieren müssen«, fuhr er fort, »die hat’s nicht anders getan ...«
»Gehn S’ mir weg...«, fiel meine Mutter ein. »Das gibt’s ja gar nicht, sechsmal... Was lügen S’ denn so daher ...« »Wenn ich Ihnen aber sag’«, beteuerte Ekhard, »Sie sehen doch, daß ich mich nicht rühren kann. Sechsmal ...« »A nein!« Meine Mutter glaubte ihm nicht, »das bringt ja gar kein Mann zusammen ...«
»Hören S’ Frau Mutzenbacher«, sagte Ekhard lachend, »hat Ihr Mann noch nie sechs Nummern g’macht auf Ihnen?«
Meine Mutter kicherte: »Ja freilich, was denn ...?« In diesem Augenblick kam jemand. Das Gespräch war zu Ende, und ich fühlte mich von jeder Angst befreit. Auch die nächsten Tage war Herr Ekhard noch krank, wie er sagte. Er lag freilich nicht mehr zu Bett, aber er ging in Unterhosen und Pantoffeln und nur mit einem alten Überzieher bekleidet im Haus herum, saß bei der Mutter in der Küche, und oft merkte ich, daß sie noch von der Sache sprachen.
Am dritten oder vierten Tag, ich war schon um zehn Uhr von der Schule frei, kam ich am Vormittag nach Hause. Die Rüche war leer; die Glastür, die in das Ammer führte und mit einer weißen Spitzengardine verhängt war, geschlossen. Ich sah gleich, daß die Mutter mit dem Herrn Ekhard im Zimmer war. Und da sie mich nicht hörten, verhielt ich mich still und trachtete, ihr Gespräch zu erlauschen, weil ich dachte, es werde wieder von mir die Rede sein.
Ich hörte, wie meine Mutter sagte: »Nix ham S’ g’hört, eine Lug ist das von Ihnen ...«
Ekhard entgegnete: »Aber erinner S´ sich nur, es wird schon stimmen ..., ich hab’ ganz genau g’hört, wie Sie g’sagt haben, es is Ihnen noch nicht gekommen und wie Sie von Ihrem Mann verlangt haben, er soll noch eine zweite Nummer machen.«
Die Mutter lachte: »Ja, von dem eine zweite Nummer ..., da muß man froh sein, wenn er eine zusammenbringt ...« »Na sehen Sie«, meinte Ekhard eifrig, »er wird halt früher fertig wie Sie, weil er zu viel Schwäche hat...» Die Mutter antwortete mürrisch: »Andere Männer werden auch nicht viel besser sein.«
»Oho, da täuschen Sie sich aber recht sehr«, widersprach ihr Ekhard, »ich kann’s so lang zurückhalten, wie ich will und wenn Sie es sich dreimal wollen kommen lassen, liegt mir auch nix dran.«
Die Mutter lachte: »Das kann ein jeder sagen. Das glaub ich nicht..., Sie tun sich nur prahlen ...« »Was prahlen ...? Was prahlen .. .?« Herr Ekhard trat ganz nah zu meiner Mutter. »Geben Sie’s her einmal ..., dann werden Sie schon sehen ...«
Die Mutter schüttelte den Kopf: »Aber nein,
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