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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Erfolge und müde der Niederlagen.
      Solcher Stunden aber hatte er nicht viele. Er hatte so lange nach Erfolg gedürstet, und nun freute er sich seines Erfolges. Er kostete es aus, daß die Juden, die ihn so lange verkannt und beschimpft hatten, nun sehen mußten, wer er war, ihr wirksamster Verteidiger. Er kostete es aus, daß seine römischen und griechischen Feinde den Elan seines Buches zu spüren bekamen. Auch war ihm der langentbehrte Ruhm eine neue, sehr willkommene Bestätigung vor Lucia und vor allem vor Matthias.

    Auch Mara hatte den »Apion« gelesen. In ihren einfachen, naiven Worten schrieb sie ihm darüber, begeistert. Das war ein Buch, das sie ganz verstehen konnte, das war ein Buch nach ihrem Herzen. Ohne Übergang dann berichtete sie von dem Gute Be’er Simlai. Der Verwalter Theodor Bar Theodor war ein Mann von gutem Verstand und treuem Herzen, und er unterwies Daniel mit schönem Erfolg. Daniel war geeignet für die Landwirtschaft, alle fühlten sie sich wohl, obgleich man hier in Samaria und in der Nähe von Cäsarea inmitten von Heiden lebte, und die paar Juden machten es einem auch nicht leicht, sie schauten alles, was zu Josef gehörte, mit scheelen Augen an, vor allem um der Vergünstigungen willen, die ihm die Heiden einräumten. Aber vielleicht wird das jetzt nach dem »Apion« besser werden. Für die Tochter Jalta habe sich ein Bewerber gemeldet, der ihr, der Mara, wohlgefalle. Er habe den Doktortitel von Jabne, sei aber trotzdem nicht stolz, sondern betreibe einfach und tüchtig das Gewerbe eines Silberschmiedes. Freilich arbeite er zumeist für Heiden, und sie wisse nicht recht, ob das ein Hinderungsgrund sei. Der Frühling sei ja nun da, und Josef werde sich jetzt wohl bald auf den Weg machen, um zu ihnen zu kommen, und dann werde er alles selber richten. Und für Daniel wäre es gut, wenn er wieder unter die Augen des Vaters käme, und sicher auch für Matthias, wenn er nicht zu lang in Rom bleibe. Auf der »Felix« hätten sie übrigens viel zu essen bekommen, aber Unbekömmliches. Josef möge sich vorsehen, daß er sich nicht verderbe.
      Josef las, und er sah Mara vor sich, und er war erfüllt von einem warmen, zärtlichen Gefühl. Aber er dachte gar nicht daran, nach Judäa zu gehen. Jetzt mehr als je gehörte er hierher nach Rom. Jetzt, gerade nachdem er den »Apion« geschrieben. Er fühlte sich glücklich, und eben noch zur rechten Zeit war das Glück gekommen, zu einer Zeit, da er es noch genießen konnte, da er noch die Kraft des Genusses hatte. Und Rom war der rechte Rahmen, der einzige, dieses Glückes. Er fühlt sich jetzt berufen, nur mehr so zu schreiben, wie es ihm ums Herz ist, er ist auserkoren zum großen Lobredner und Verteidiger seines Volkes. Das aber kann er nur sein inmitten der feindlichen Hauptstadt.
      Und soll er etwa Matthias allein lassen? Ihn fortnehmen aus Rom, ihn herausreißen aus dem Dienst der Lucia kann er nicht, das würde alle glänzenden Träume des Knaben, das würde den Knaben selber zerbrechen. Nein, er denkt gar nicht daran. Und sich von dem Knaben zu trennen, daran denkt er auch nicht. Das ist das Beste, was er hat, der Glanz, der von seinem Matthias ausgeht, die Liebe und die Bewunderung seines Sohnes. Wie liebt er ihn, diesen Sohn! Wie Jakob der Patriarch seinen Sohn Josef geliebt hat, abgöttisch, verbrecherisch, so liebt er ihn. Und wenn Jakob seinem Sohne den prunkenden Leibrock geschenkt hat, der den Neid und das Unglück herbeirief, er, Josef, versteht das. Er würde es genauso machen, seinen Matthias zu schmücken mit allem Lieblichen der Welt. Und wenn es Bedenkliche gibt, er hat doch recht daran getan, seinen Matthias hineinzustellen in den Glanz des Palatin. Wem geht nicht das Herz auf, wenn er den Jungen sieht? Der Palatin ist zu gering für ihn. Der Leibrock ist immer noch nicht prunkvoll genug. Übrigens ist seit dem »Apion« selbst Johann von Gischala verstummt und hat keine Bedenken mehr.
      Dabei ist die Gefahr noch keineswegs vorbei, die er selber heraufbeschworen hat durch seine Kühnheit vor Domitian. Aber er nimmt sie leicht, diese Gefahr. Selbst wenn Domitian sich rächen sollte an dem Autor des »Jüdischen Kriegs«, der Universalgeschichte, des »Apion«, selbst wenn er ihm ans Leben gehen sollte, was dann? Durch ein solches Sterben würde Josef nur neues Zeugnis ablegen für Jahve und sein Volk, er würde so sein Buch besiegeln und sich und seinem Werk die Unsterblichkeit sichern.
      Josef ging in Rom

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