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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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herum, glücklich, strahlend, wie ein älterer Bruder seines Matthias. Täglich war er auf dem Palatin, bei Lucia. Immer unentbehrlicher wurde ihm die Frau. Er spürte für sie eine Freundschaft, die untermischt war mit einem Begehren, das ihm, dem Wortgewandten, manchmal die Worte verwirrte und ihn verstummen machte. Sie sprachen nicht über ihre Beziehungen, die klare, offene Lucia ließ das, was zwischen ihnen war, so wenig Wort werden wie der wortgewandte Josef. Gerade diese mit vielen und wirren Dingen geladene Stummheit war das Beste und Reizvollste an ihrer Freundschaft.
      Längst vergessene Gefühle und Gedanken wurden in ihm wach, wenn er so mit ihr zusammen war, Gedanken und Gefühle, wie er sie verspürt hatte, als er, ein sehr junger Mensch, sich in die Wüste zurückgezogen, um nur Gott und der Weisheit zu leben. Ihm war, als rechnete es ihm Gott als Verdienst an, wenn er sich der Lucia enthalte, ihm war, als wüchse ihm Kraft zu, wenn er sich der Lucia enthalte.
      Einmal, während sie so beisammen saßen, sagte Lucia, ein seltsames Lächeln um die geschwungenen Lippen: »Mein Josephus, wenn er es wüßte.« – »Er würde toben«, antwortete Josef, »er würde toben und schweigen und mich einen martervollen Tod sterben lassen. Aber es wäre keine Marter, da es um Sie geschähe.« – »Ach«, lachte Lucia, »Sie denken an Wäuchlein. Ich habe nicht an ihn gedacht. Ich habe an Matthias gedacht.« Und plötzlich sehr ernst und ihn mit ihren weitauseinanderstehenden Augen nachdenklich anschauend, sagte sie: »Wissen Sie, mein Josephus, daß wir ihn betrügen, Ihren Sohn Matthias?«
      Es war so, daß sich der Knabe Matthias, wie zahllose andere, in Lucia verliebt hatte. Ihre Offenheit, ihre Heiterkeit, die Fülle, aus der ihr Leben floß, die Unersättlichkeit, mit der sie Leben gab und nahm, faszinierte ihn. So wie sie zu sein, das war das Höchste, was ein Sterblicher erreichen konnte. Sie scherzte oft mit ihm, auf eine harmlose, vertrauliche Art, das band ihn noch enger an sie. Doch nahm sie ihn auch ernst, sie hörte auf seinen Rat. Er rechnete es ihr hoch an, daß sie auf seine Empfehlung in ihrer Villa an der Appischen Straße und auf ihrem Landsitz in Baaje Pfauengehege anlegte und die Leute zu Wärtern bestellte, die er sich von seinem Freunde Amphion, dem Pfauenwärter des Regin, hatte bezeichnen lassen. Er wußte nicht, wie er das Zarte, Tastende nennen sollte, was ihn an Lucia band. Es wäre ihm blasphemisch erschienen, es auch nur in Gedanken Liebe zu nennen, und er erschrak, als er etwas in sich aufsteigen spürte, das er schwerlich anders nennen konnte denn Begier. Sie zu begehren war so sinnlos vermessen, wie wenn ein römischer Junge die Göttin Venus begehrt hätte.
      Das hinderte nicht, daß er manchmal seinen Vater beinahe beneidete um die Art, wie Lucia ihn anschaute und wie er sie anschauen durfte. Denn es war so, daß die beiden ihre Freundschaft zwar nicht offen zur Schau trugen, sich aber auch nicht ernstlich bemühten, sie zu verheimlichen. Matthias verbot sich jeden unehrerbietigen Gedanken gegen den Vater oder gegen die Kaiserin, seine Herrin, aber tot waren solche dreisten Zweifel darum noch lange nicht. Er suchte ihrer Herr zu werden, indem er seine Bewunderung des Vaters noch steigerte. Wo auf dem Erdkreis gab es einen zweiten Mann, der einfach durch sein Wort die Herzen bewegte von Menschen aller Zonen, jeden Standes und jeder Art, der die einfachen bäurischen Juden Galiläas ebenso bewegte wie die feinen, lasterhaften Griechen und die große, ragende Frau, die Kaiserin?
      Ihr aber, Lucia, war er doppelt dienstwillig gerade um der seltenen und sogleich verbannten Gedanken willen, mit denen er sie und seinen Vater verdächtigte.

    Z WEITES K APITEL

           un war er also fort, und sie bedauerte es nicht einmal sehr. Sie spürte in sich eine Leere, gewiß, aber wenn
           sie sich genau nachprüfte, sie bedauerte es nicht, daß er jetzt fort war.
      Die Hoffnungen, die sie an ihren Paulus geknüpft hat, haben sich nicht erfüllt. Er ist platt geworden und gewöhnlich. Die Erziehung des Phineas und ihre eigene hat nichts gefruchtet. Er ist hochmütig, ihr Paulus, aber es ist nicht jener ästhetisierende Hochmut ihres Vaters, des großen Malers Fabull, und es ist auch nicht der wilde, nervöse Hochmut des Josephus und nicht der spitze, herrische Hochmut, wie sie selber ihn gehabt hat. Nein, der Stolz ihres Sohnes Paulus ist nichts als der dumme,

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