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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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fürchteten, der Jude sei den Göttern verhaßt, sie fürchteten, die Götter würden Unheil heruntersenden über ihr gutes Schiff. Sie waren froh, als die Küste von Judäa in Sicht kam.
    Als Lucia von dem Tod ihres Lieblings Matthias erfuhr, bemühte sie sich, kalt und klar zu bleiben, sich zu wehren gegen den Verdacht, der sogleich in ihr hochstieg. Zuerst dachte sie daran, unverzüglich nach Rom zu fahren. Aber sie kannte Josefs Maßlosigkeit; er wird sicherlich, ohne zu prüfen und zu wägen, an Tücke und Verbrechen glauben, und sie wollte sich nicht anstecken lassen von der Wildheit seiner Gefühle. Sie wollte ihre Vernunft wahren, wollte sich, ehe sie etwas unternahm, ein gerechtes Urteil bilden. Sie schrieb dem Josef einen Brief, voll von Trauer, Mitleid, Freundschaft, Trost.
      Doch der Kurier, der das Schreiben überbringen sollte, kam zurück mit der Nachricht, Josef sei auf See, um die Leiche des Knaben nach Judäa zu überführen.
      Es kränkte Lucia nicht, daß sich der Mann in seinem Unglück, das doch auch das ihre war, nicht an sie gewandt, daß er ihr nicht erlaubt hatte, daran teilzunehmen, daß er nicht einmal ein Wort für sie hatte. Aber er schien ihr mit einem Male fremd, dieser Mann, der sich ganz verströmen ließ, der so gar kein Maß und keinen Rahmen kannte, dessen Unglück so selbstsüchtig war wie sein Glück. Sie begriff nicht mehr, wie sie sich diesen Maßlosen hatte so nahe kommen lassen. Das, was zwischen ihnen gewesen war, hätte noch lange treiben und blühen können; jetzt hatte er es zerschnitten durch die Art, wie er nach Judäa aufgebrochen war. Er war ein Unseliger, unselig in seiner Jäheit, er zog das Unglück an durch seine Wildheit und durch seine Vorstellungen von Sünde. Beinahe war es ihr recht, daß er ihre Beziehungen zerschnitten hatte.
      Ob Domitian das Verbrechen begangen, wagte sie nicht zu entscheiden. Sie war in Bajae, er in Rom, sie wollte ihn nicht sehen, solange sie hin und her gerissen war von Zweifeln, sie wollte ihm kein unüberlegtes Wort sagen, um sich nicht die Möglichkeit zu verschütten, klarzusehen über seine Schuld. Wenn er die Tat begangen haben sollte, dann wird sie Matthias rächen.
      Sie erhielt von Domitian ein freundlich kühles Schreiben. Domitilla, teilte er ihr mit, habe nun wirklich die jungen Prinzen eine lange Weile in Ruhe gelassen. So sehe er sich zu seiner Freude in der Lage, Lucias Wunsch zu erfüllen. Er habe den Gouverneur von Ostspanien beauftragt, Domitilla ihre Begnadigung anzukündigen. Lucia werde also ihre Freundin bald wieder in Rom begrüßen können.
      Lucia atmete auf. Sie war froh, Wäuchlein nicht vorschnell des Mordes an Matthias bezichtigt zu haben.
      Zwei Wochen später berichtete ihr ihr Sekretär, als er ihr des Morgens die neu eingetroffenen Nachrichten erzählte, daß die Prinzessin Domitilla auf elende Weise umgekommen sei. Sie hatte auf ihrer Insel das Evangelium eines gewissen gekreuzigten Christus verkündet, gemäß den Anschauungen der Minäer, einer jüdischen Sekte. Sie hatte sich vor allem an die Ureinwohner der Insel gewandt, es waren das aber halbzivilisierte Iberer, in Wohnstätten lebend, die eher Höhlen wilder Tiere gleichen als menschlichen Behausungen. Einmal, als sie mit ihrer Zofe aus einer solchen Siedlung zurückkehrte, hatten welche aus dem raubgierigen Gesindel den beiden Frauen aufgelauert, sie überfallen, beraubt und erschlagen. Das war geschehen, als bereits der Gouverneur von Ostspanien den Boten abgesandt hatte, der ihr ihre Begnadigung mitteilen sollte. Der Kaiser hatte angeordnet, daß aus dem Stamm, dem der Mörder angehörte, jeder zehnte gekreuzigt werde.
      Lucias helles, kühnes Gesicht verfinsterte sich, als sie diese Nachricht hörte; zwei tiefe, senkrechte Falten schnitten in ihre kindliche Stirn, ihre Wangen fleckten sich vor Zorn. Sie unterbrach den Sekretär mitten im Wort. Unverzüglich gab sie Befehl, ihre Abreise zu rüsten.
      Sie wußte noch nicht, was sie tun wird. Sie wußte nur, sie wird Domitian ihre ganze Wut ins Gesicht schleudern. Sooft sie sich über ihn empört hatte, es war in ihr immer etwas gewesen wie Achtung vor seiner wilden, strengen Sonderart, niemals war die Liebe ganz erloschen, die sein Stolz, seine Heftigkeit, sein Wahn, das Einmalige an ihm in ihr entzündet hatten. Jetzt sah sie in ihm nur mehr das schlechthin Böse, das reißende Tier. So gewiß er Domitilla umgebracht hatte, weil er ihr ihre Begnadigung versprochen, so

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