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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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gedrückt, einer Kette, deren letztes Glied eben der Tod des Knaben Matthias war. Wenn also Schuld bestand, dann traf die Schuld den Norban.
      Sich diese Gedanken ganz klarzumachen oder gar Folgen daraus zu ziehen, davor freilich hütete sich Domitian. Wenn er vor seiner Schreibtafel saß und an seinen Polizeiminister dachte, dann entstanden auf der Tafel immer nur Kringel und Kreise und niemals Buchstaben oder gar Worte, und diesen Kringeln und Kreisen entsprachen des Kaisers Gedanken. Wenn er aber deutlich über den Norban sprach, vor andern oder vor sich selber, dann sagte er immer nur, sein Norban, das sei der Treueste der Treuen.

    Als Lucia auf dem Palatin eintraf, hatte sich Domitian in seinem Arbeitszimmer eingeschlossen und Auftrag gegeben, ihn nicht zu stören. Doch Lucia bestand so heftig darauf, ihn sogleich zu sehen, daß Hofmarschall Xanthias sie schließlich trotzdem meldete. Er hatte Angst, der Kaiser werde zornig ausbrechen, aber der blieb ruhig, ja er schien sich auf die Begegnung zu freuen.
      Domitian fürchtete natürlich, Lucia werde ahnen, wie der Untergang des Matthias zustande gekommen sei und der Tod der Domitilla. Aber sein Norban hatte sich wieder einmal bewährt, er hatte gute Arbeit getan; es lagen einwandfreie Zeugenaussagen vor sowohl über den Unglücksfall, der den Matthias das Leben gekostet hatte, wie über die Ermordung der Domitilla durch das iberische Höhlengesindel. Und wenn Domitian sich äußerlich rechtfertigen konnte, so konnte er’s innerlich noch viel besser. Matthias hatte zweifellos Hochverrat begangen, und die Beseitigung der Domitilla war, gerade nach dem hochverräterischen Brief, notwendig gewesen, wenn anders er die Seelen der Knaben hatte schützen wollen.
      Als er indes Lucia hereinstürmen sah, groß, wild, empört bis in die Falten ihres Kleides, verließ ihn gleichwohl seine Sicherheit. Immer wieder wurde er schwach vor dieser Frau, auch heute fühlte er alle seine Argumente schmelzen. Doch dauerte diese Schwäche nur den Bruchteil eines Augenblicks. Dann war er wieder der Domitian, der er vorher gewesen, und mit sanften, höflichen Worten sprach er ihr seine Betrübnis aus über das Verhängnis, das ihm und ihr die beiden Freunde entrissen habe.
      Allein Lucia ließ ihn nicht zu Ende reden. »Dieses Verhängnis«, sagte sie finster, »hat einen Namen. Es heißt Domitian. Lügen Sie nicht, schweigen Sie, sagen Sie nichts! Sie haben nicht Ihren Senat vor sich. Versuchen Sie nicht, sich zu rechtfertigen! Es gibt keine Rechtfertigung. Ich glaube Ihnen nichts, keinen Satz, kein Wort, keinen Hauch. Sich selber mögen Sie etwas vorlügen, mir nicht. Und diesmal können Sie nicht einmal sich selber dumm machen. Gemein, feig, niederträchtig haben Sie gehandelt! Nur weil der Knabe Ihnen gefallen hat, darum haben Sie ihn umgebracht; weil selbst Sie gesehen haben, wie unschuldig er war und wieviel Reinheit von ihm ausging, und weil Sie so etwas nicht in Ihrer Nähe ertragen können. Nichts war es als pure, kleinliche Eifersucht. Und Domitilla! Sie selber haben gesagt, daß sie Ihnen nichts getan hat. Pfui! Was für eine schmutzige Seele Sie haben! Kommen Sie mir nicht näher, rühren Sie mich nicht an! Mich ekelt vor mir selber, wenn ich daran denke, daß ich mich von Ihnen habe beschlafen lassen.«
      Domitian war gehorsam zurückgewichen, er lehnte an seinem Schreibtisch, er schwitzte ein wenig. »Es hat Ihnen aber doch gefallen, meine Lucia«, feixte er. »Oder nicht? Ich wenigstens hatte ziemlich oft den Eindruck, es habe Ihnen unverkennbar gefallen.« Jetzt indes zeigte Lucias beredtes Gesicht unverkennbaren Ekel, und langsam wich das Feixen aus Domitians überrötetem Antlitz, ja für einen Augenblick wurde er erschreckend blaß. Dann aber, nicht ohne Mühe, stellte er das Lächeln wieder her, und: »Der Junge muß Ihnen wirklich sehr nahe gestanden haben«, überlegte er laut, mit höflicher, betrachtsamer Ironie. »Und interessant, sehr interessant bleibt es auf alle Fälle, was Sie mir da über die Geschichte unserer Beziehungen eröffnet haben.«
      »Ja«, antwortete Lucia, jetzt viel ruhiger, und durch diese Ruhe klang ihre Bitterkeit noch viel verächtlicher, »sie ist interessant, die Geschichte unserer Beziehungen. Aber jetzt ist sie zu Ende. Ich habe mich von Ihnen entführen lassen, ich habe Sie geliebt. Zehnmal, hundertmal haben Sie Dinge getan, gegen die sich mein ganzes Wesen gesträubt hat, und immer wieder hab ich mich von Ihnen

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