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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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seines Innern widersprachen sich. Bald war er entschlossen, das Angebot des Kaisers anzunehmen. Dann wieder sagte er sich, er selber gebe dadurch dem Römer recht und verleugne seine Idee. Dann wieder sah er das tote Antlitz seines Knaben, und ihm war, als sehnte sich Matthias nach dem großen, ehrenvollen Feuer, das sein letztes Bild vor den Augen aller Welt bestrahlen sollte. Er fand keine Lösung.
      Am andern Tag ließ er die vertrautesten unter seinen Freunden vor, Claudius Regin und Johann von Gischala. Er hockte auf der Erde, das Haar verwildert, die Füße bloß, das Kleid zerrissen, den Verstand getrübt, die Seele vernichtet, und bei ihm saßen die Freunde. War er die Nacht vorher Jakob gewesen, der um seinen Lieblingssohn trauerte, so war er jetzt Hiob, den zu trösten die Freunde kamen. Aber es war gut, daß sich ihr Trost auf sachlichen Rat erstreckte; Beileid, unverschämtes Mitleid hätte er kaum ertragen.
      So sprach man denn nur über jenes äußere Problem, das noch heute gelöst werden mußte, über die Frage der Bestattung. Was sollte Josef tun? Wenn er das Angebot des Kaisers annahm, verstieß er gegen ein Grundgesetz der Doktoren. Von ihren Urvätern her, seitdem Abraham, Isaak und Jakob begraben worden waren in der Höhle Machpela, war es den Juden verboten, sich anders zu ihren Vätern zu versammeln als auf dem Weg durch die Erde, und es schien dem Josef eine Herausforderung an sein eigenes Volk, wenn er seinen Sohn durch Feuer bestatten ließ. Wenn er ihn aber auf jüdische Art begrub und den Scheiterhaufen des Kaisers ablehnte, zog er dann nicht den Zorn des Kaisers auf sich herab, und nicht nur auf sich allein?
      Es sprach Claudius Regin, der Mann der Wirklichkeit. »Ein Toter ist ein Toter«, sagte er, »und ob man ihn verbrennt oder begräbt, er spürt es nicht. Feuer oder Erde, ihm tut das eine so wenig Harm wie das andere, und ihm gibt das eine wie das andere so wenig Freude wie die Pfauenfeder, die der junge, nette Prinz ihm zugesteckt hat. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß seine Seele Augen hat oder eine Haut, es zu sehen oder zu spüren, auf welche Art man ihn bestattet. Was aber Ihre weiteren Bedenken anlangt, so sind das Sentimentalitäten. Ich bin kein Jude; vielleicht kann ich gerade darum genau abschätzen, wo die Vorteile und die Nachteile für Ihr Volk liegen. Lassen Sie mich Ihnen also sagen, daß dieses Ihr Volk es teuer zu bezahlen hätte, zumindest mit einem großen Gewinnentgang, wenn Sie auf seinen Aberglauben und seine Dummheit Rücksicht nähmen. Gerade die Rücksicht auf den wahren Vorteil der Judenfreiheit erfordert es, daß Sie DDDs Angebot annehmen. Denn der Glanz dieses Scheiterhaufens wird die ganze Judenheit bestrahlen, und die Judenheit, die in diesen letzten Zeiten ins Dunkel geraten ist, hat solchen Glanz sehr nötig.« »Das hat sie«, sagte Johann von Gischala und richtete die grauen, verschmitzten Augen auf Josef. »Und was Ihre sonstigen Bedenken anlangt, Doktor Josef, so bin ich kein Gelehrter wie Sie und weiß nicht, ob einer nach dem Tode etwas spürt oder nicht. Ich sage da in meinem Innern weder ja noch nein. Aber wenn Ihr Matthias da, wo er jetzt ist, etwas spüren sollte, dann wäre es ihm bestimmt recht, wenn das Feuer, in dem sein Leib verbrennt, die ganze Judenheit wärmte. Und überdies glaube ich«, und jetzt wurden seine Augen noch pfiffig-freundlicher, »würde er sich auch sonst freuen an dem Glanz eines solchen großen Feuers. Denn er liebte den Glanz.«
      Den Josef bewegte, was die beiden da sagten. Der Glanz, den ihm der Kaiser anbot, war zum Vorteil der Judenheit, und er konnte das Gedächtnis seines Sohnes nicht besser ehren als durch diesen Glanz. Trotzdem sträubte sich alles in ihm gegen Domitians Scheiterhaufen. Sein Matthias war nun einmal kein Römer; nur dadurch, daß man ihn zum Römer hatte machen wollen, war er umgekommen.
      Da stieg ein kühner Gedanke in ihm auf. Der Kaiser wollte den Toten ehren, also fühlte er sich schuldig. Wenn er aber den Toten ehren wollte, dann sollte er es nicht tun in seinem eigenen, sondern in des Toten Sinne. Matthias sollte in judäischer Erde begraben liegen, wie das jedem Juden ziemte, und dennoch sollte von seiner Bestattung der Glanz ausgehen, den der Kaiser ihr zugedacht hatte. Josef wollte selber seinen Toten nach Judäa bringen, und der Kaiser sollte ihm dazu die Mittel liefern. Er sollte ihm eines seiner schnellen Schiffe für diesen Zweck zur Verfügung stellen,

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