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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Bestrafung der Schuldigen. Aber die verlangten sie ultimativ und binnen kürzester Frist, davon ließen sie nicht ab. Und Nerva mußte ihnen – dies war die erste Handlung des neuen, im Prinzip rechtlichen, anständigen, ja wohlwollenden Herrschers – den Hauptschuldigen sogleich preisgeben, den Norban, den Mann, dem er den Thron verdankte.
      Nachdem Nerva dies hatte einräumen müssen, sah er ein, daß er sogleich Sicherheitsmaßnahmen treffen müsse. Nein, er durfte seinen müden, alten Kopf noch immer nicht aufs Kissen legen, wenn anders dieser alte Kopf nicht Gefahr laufen sollte, schließlich doch noch auf gewaltsame Art von dem zugehörigen Rumpf getrennt zu werden. Er mußte, bevor er sich in sein Schlafzimmer zurückziehen konnte, noch einen Brief schreiben. Und der alte Kaiser, während jedes Glied ihm weh tat vor Müdigkeit, diktierte seinen Brief. Er bot seinem jungen Freunde, dem General Trajan, Oberkommandierenden der an der deutschen Grenze operierenden Armee, die Mitherrschaft an. Dann, endlich, ging er zu Bett.
      Marull und Regin ihrerseits begaben sich zu Lucia. Sie wollten Lucia retten, und sie wollten Lucia strafen.
      »Ich will nicht mit Ihnen über Ihre Motive rechten, meine Herrin und Göttin Lucia«, sagte Regin, »aber es wäre rücksichtsvoller gewesen und wohl auch klüger, wenn Sie sich zum Beispiel mit uns in Verbindung gesetzt hätten statt mit Norban.« – »Ich glaube, daß Sie mir freund sind, Sie, mein Regin, und Sie, mein Marull«, erwiderte Lucia. »Aber, seien Sie ehrlich, vor die Wahl gestellt, wen Sie retten sollen, Domitian oder mich, hätten Sie sich für mich entschieden?« – »Es hätte vielleicht einen Ausweg gegeben«, sagte Marull. »Es gab keinen«, sagte etwas müde Lucia, »Norban war mein gegebener Verbündeter.« – »Auf alle Fälle«, resümierte Regin, »haben die beiden netten Jungen jetzt durch Ihre Schuld den Thron verloren, und Sie, meine Lucia, haben überdies sich und Ihre Ziegeleien in ernsthafte Gefahr gebracht.« – »Ich an Ihrer Stelle, meine Lucia«, sagte Marull, »hätte so gute alte Freunde, wie wir es sind, immerhin so rechtzeitig verständigt, daß sie einesteils Ihnen nicht mehr schaden, aber zum Beispiel den jungen Prinzen hätten nützen können.« Lucia dachte eine halbe Minute nach. »Da haben Sie recht«, sagte sie dann verständig.
      »Es ist schade um ihn«, sagte nach einer Weile Regin. »Man hat ihm viel Unrecht getan.« – »Falls diese Worte auf mich zielen sollten«, antwortete Lucia, »falls Sie es verlangen sollten, daß ich Ihnen zustimme, dann verlangen Sie von mir zuviel. Soviel Objektivität kann keine Frau aufbringen, der man nach dem Leben getrachtet hat und die dem Tod um ein Haar entgangen ist. Und denken Sie, bitte, an meinen Matthias!« – »Und dennoch hat man ihm Unrecht getan«, beharrte störrisch Regin.
      »Überlassen wir«, schlug der konziliante Marull vor, »das Urteil darüber den Dichtern und Geschichtsschreibern! Beschäftigen wir uns lieber mit Ihrer nächsten Zukunft, meine Lucia! Wir haben Anlaß, anzunehmen, daß Sie nicht ungefährdet sind. Unser Annius Bassus und seine Soldaten wollen Ihnen nicht wohl.« – »Haben Sie mir Forderungen zu überbringen?« fragte hochfahrend Lucia. »Steht die Armee hinter Ihnen?« fuhr sie spöttisch fort. »Die Armee steht zwar wirklich hinter uns«, sagte freundlich und geduldig Regin, »aber was wir Ihnen unterbreiten, sind keine Forderungen, sondern Ratschläge.« – »Was also wollen Sie?« fragte Lucia. »Wir wünschen«, formulierte Marull, »daß der Leib des Domitian anständig bestattet werde. Der Senat hat sein Andenken geächtet, wie Sie wissen. Eine öffentliche Bestattung würde zu Unruhen führen. Wir schlagen vor, daß Sie dem Domitian einen Scheiterhaufen errichten, möglichst bald, und wenn nicht in Rom selber, dann zumindest sehr nahe, sagen wir einmal in Ihrem Park in Tibur.«
      Lucia haßte den Toten nicht mehr, aber sie hatte von jeher Widerwillen verspürt gegen Bestattungen. Dieser Widerwille spiegelte sich auf ihrem lebendigen Gesicht. »Wie sehr Sie hassen können!« sagte Marull. Da aber entspannte sich ihr Gesicht, und: »Ich hasse Wäuchlein nicht«, sagte sie, nun auf einmal sehr müde, und plötzlich sah sie aus wie eine alte Frau.
      »Ich glaube, es wäre im Sinne DDDs«, sagte Marull, »wenn gerade Sie ihm diese Bestattung richteten. Denken Sie daran, daß er, gerade er, den Matthias begraben wollte!« –

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