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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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die Narbe unter ihrer linken Brust denkt, werden ihm die Knie schwach. Die Götter sind ihm huldvoll, daß sie ihn diese Narbe noch einmal küssen lassen. Sie ist eine strotzende Frau, sie ist die Frau, die zu ihm gehört. Schade, daß sie eine Hochverräterin ist und nicht mehr viel Gelegenheit haben wird, ähnliche Briefe an ihn zu schreiben.
      Der Kaiser kam also zu Lucia und schlief bei ihr. Schwer, nach der Umarmung, lag sein großer Kopf auf ihrer Schulter. Lucia zog gleichwohl den Arm nicht weg. Sie beschaute beim matten Licht der Öllampe den schlafenden Kopf, unter dem gedunsenen, schlaffen, müden Gesicht suchte sie jenes, das sie zuerst gesehen hatte, da man von ihm noch als von dem Früchtchen sprach und er der Nichtsnutz war, auf den niemand Hoffnung setzte außer ihr. Jetzt liebte sie ihn nicht und haßte ihn nicht, sie bereute nicht ihren Entschluß, doch nichts mehr war in ihr von der grimmigen Genugtuung, die sie erfüllt hatte, als sie den Norban für sich und ihre Rache gewann. Sie wartete, und ihr Herz war schwer und müde wie der Arm, auf dem der schlafende Kopf lag.
      Endlich kamen Norban und die Seinen. Es gelang ihnen indes nicht, so geräuschlos einzudringen, wie sie gehofft hatten; denn der immer argwöhnische Domitian hatte sich von zwei Offizieren begleiten lassen, die im Gang vor dem Schlafgemach Wache hielten. So war Domitian aus dem Schlaf hochgefahren, als die Verschworenen eindrangen. »Norban!« rief er, und: »Was gibt es?«
      Norban hatte gehofft, seinen Herrn im Schlaf zu überraschen. Daß der ihn anrief, störte ihn, und er blieb in der Nähe der Tür stehen.
      Der Kaiser war vollends wach geworden, er sah die Männer hinter Norban, sah die Waffen, sah das Gesicht und die Haltung des Norban. Begriff. Sprang aus dem Bett, nackt, wie er war, suchte den Ausgang zu gewinnen, stürzte sich auf die Männer, schrie mit schriller Stimme um Hilfe. Einer stach nach ihm, aber er traf schlecht. Der Kaiser wehrte sich, rang mit dem Menschen, schrie weiter. »Lucia, du Hündin, hilf mir doch!« rief er mit überkippender Stimme und wandte den Kopf dem Bette zu. Lucia kniete auf dem Bett, den Oberkörper nackt, und schaute mit schwerem, traurigem, gespanntem Blicke auf den um sein Leben ringenden Mann. »Es ist für den Matthias«, sagte sie, und ihre Stimme klang sonderbar ruhig und sachlich.
      Da erkannte er, daß es der Gott Jahve war, mit dem er zu tun hatte, und wehrte sich nicht mehr.

    Schon vor dem Morgen wußte die ganze Stadt von der Ermordung des Kaisers.
      Die erste Regung des Annius Bassus, nachdem er sich von seinem Ungeheuern, empörten Schreck erholt, war, die Adoptivsöhne des Ermordeten, die Prinzen Vespasian und Domitian, zu Herrschern ausrufen zu lassen. Die Offiziere und die Soldaten der Garnison hingen an dem Toten, und er hätte mit ihrer Hilfe die Anerkennung der Prinzen durch den Senat erzwingen können. Allein er war nicht skrupellos und nicht wendig genug, um dem Senat »seine« Kaiser zu präsentieren, ohne sich vorher mit Marull und Regin ins Benehmen gesetzt zu haben.
      Als er indes endlich mit den beiden andern Verbindung bekam, war es bereits zu spät. Der alte Nerva, der Führer der Senatsopposition, den Domitian auf seine Liste gesetzt, war von Norban von den Ereignissen verständigt worden, noch ehe sie sich erfüllt hatten, und er hatte sogleich den Senat einberufen. Sollte das Attentat mißglücken, hatte er sich gesagt, dann wird er Dankgebete an die Götter für die Errettung des Kaisers beantragen; sollte es glücken, dann wird er sich von seinen Freunden zu Domitians Nachfolger wählen lassen. Mit dem frühesten Morgen also hatten sich die Berufenen Väter versammelt, und als endlich, während Annius die Garnison alarmierte, Marull und Regin im Senat erschienen, hatte man bereits den Antrag gestellt, das Andenken des Toten zu ächten.
      Marull, kaum ins Bild gesetzt, schickte sich an, entrüstet dagegen zu opponieren. Allein er und die wenigen kaisertreuen Senatoren wurden sogleich niedergeschrien. Man überbot sich in wüsten Schmähungen des gestürzten Herrn.
      In wütender Eile beschloß man eine beschimpfende Maßnahme nach der andern, um selbst die Erinnerung an Domitian zu vernichten. Man verfügte, daß im ganzen Reich seine Bildsäulen gestürzt und die Tafeln, die Inschriften zu seinen Ehren trugen, zerstört oder eingeschmolzen werden sollten. Und schließlich mußten Marull und die Seinen ein Schauspiel erleben,

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