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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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daß Vespasian die Wahrheit sagt, daß Ihr Name und meiner auf der Tafel waren, und Sie und ich und der Knabe deuten richtig, was das heißen soll.«
      »Am liebsten«, knurrte auf einmal Norban heraus, »möchte ich diesem vorwitzigen Vespasian den Hals umdrehen.« Die modischen Locken fielen ihm unordentlich, etwas grotesk in die niedrige Stirn des vierschrötigen Gesichtes, er sah unglücklich aus, ein böser, treuer Hund, dessen Welt in Stücke gegangen ist. Lucia mußte in aller Wut, Trauer und besorgter Geschäftigkeit beinahe lachen über den plumpen Zorn des bösen Mannes. »So fest also hängen Sie an Wäuchlein«, sagte sie, »so aus den Fugen gerissen sind Sie, weil er sich auch gegen Sie sichern will?« – »Ich bin treu«, erklärte verbissen Norban weiter. »Der Herr und Gott Domitian hat recht. Der Herr und Gott Domitian hat immer recht. Selbst wenn er mich beseitigen lassen will, hat der Herr und Gott Domitian sicher seine guten Gründe und hat recht. Und diesen Vespasian werde ich es bezahlen machen!« wütete er. »Reden Sie keinen Unsinn, mein Norban!« führte ihn Lucia in die Wirklichkeit zurück. »Schauen Sie die Dinge an, wie sie sind! Ich bin Ihnen nicht sympathisch, und ich müßte lügen, wenn ich behauptete, daß Sie mir gefielen. Aber die gemeinsame Gefahr macht uns nun einmal zu Bundesgenossen. Wir müssen DDD zuvorkommen, und wir haben Eile. Die Knaben haben nicht alle Namen in Erinnerung, die auf der Liste standen, aber einige haben sie. Hier sind sie. Setzen Sie sich mit den Herren in Verbindung, soweit sie Ihnen nützlich sein können! Ich meinesteils werde dafür sorgen, daß Domitian heute nacht hier bei mir schläft. Sorgen Sie dann für das Weitere!«
      Norban schaute sie aus seinen braunen, wachsamen und dennoch stumpfen Augen lang und nachdenklich an. »Ich weiß«, sagte Lucia, »was Sie jetzt überlegen. Sie fragen sich, ob Sie nicht hingehen sollen und dem Kaiser anzeigen, was ich Ihnen vorgeschlagen habe. Das wäre nicht ratsam, mein Norban. Ihre eigene Exekution würden Sie dadurch hinausschieben, aber eben nur hinausschieben. Denn Sie wüßten dann noch mehr um den Kaiser, und sosehr es ihn schmerzte, die Pflicht, Sie zu beseitigen, würde so nur dringlicher. Habe ich recht?« – »Sie haben recht«, gab Norban zu. »Dieser naseweise Prinz!« knurrte er und konnte sich nicht beruhigen. »Sie wären lieber umgekommen, unwissend«, erkundigte sich interessiert Lucia, »als daß Sie jetzt, wissend, dem Kaiser zuvorkommen?« – »Ja«, gab Norban unglücklich zu. »Ich bin sehr enttäuscht«, sagte er, ehrlich betrübt.
      »Und Sie sind sicher«, fragte er schließlich noch frech und sachlich, »daß Sie den Kaiser dahin bringen werden, bei Ihnen zu schlafen, trotz der Auseinandersetzung?« Lucia ärgerte sich nicht, eher war sie amüsiert. »Ich bin es«, sagte sie.

    »Mein Herr und Gott, Domitian, Wäuchlein, DDD, ich weiß nicht, welcher feindliche Gott es mir eingegeben hat, so freche und törichte Worte an Sie zu richten, wie ich es getan. Der Hundsstern muß mich verblendet haben. Ich kenne aber die Milde und Großmut des Kaisers Domitian. Denken Sie an unsere Nacht damals auf dem Schiff nach Athen. Denken Sie an unsere Nacht damals, als Sie die Gnade gehabt hatten, mich zurückzurufen? Verzeihen Sie mir! Kommen Sie zu mir und sagen Sie es mir mit Ihrem eigenen Munde, daß Sie mir verzeihen! Kommen Sie heute nacht! Ich erwarte Sie. Und wenn Sie kommen, dann liefere ich Ihnen auch das Baumaterial für Ihre Villa in Selinunt zur Hälfte des Preises. Ihre Lucia.

    Domitian, als er diesen Brief las, grinste. Dachte an seine Liste. Dachte an Messalin, mit dem er morgen diese Liste durchsprechen wird. Dachte aber auch an die beiden Nächte, an die ihn Lucia erinnerte.
      Es war Domitian lieb, wenn diejenigen, die er beseitigen mußte, einsahen, daß diese Beseitigung eine gerechte Strafe, eine notwendige Maßnahme sei. Er freute sich, daß Lucia ihr Unrecht einsah. Er freute sich, daß sie ihn nach wie vor liebte. Freilich, wie sollte sie ihn nicht lieben, da er sie seiner Neigung gewürdigt hat? Und an der Sache wurde dadurch nichts geändert. Lucias Verbrechen wurde nicht kleiner dadurch, daß die Hochverräterin Lucia außerdem auch eine Frau war, die ihn liebte. Er wurde nicht schwankend in seinem Vorhaben, er dachte nicht daran, den Namen von seiner Liste zu streichen.
      Ihrer Einladung wird er trotzdem folgen. Sie ist eine großartige Frau. Wenn er an

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