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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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sich dort von den Juden scheel anschauen zu lassen. Aber wenn Sie erst einmal in Be’er Simlai zu Hause sind, dann haben Sie vor sich selber den inneren Vorwand, ab und zu nach Judäa zu reisen. Nur lassen Sie sich ja nicht dazu verführen, in Judäa zu leben! Tun Sie’s nicht, um Gottes willen! Die Verlockung, sich dann in gefährliche Unternehmungen einzulassen, ist zu groß für unsereinen. Aber alle zwei Jahre einmal hinfahren, vor allem, wenn man einen innern Vorwand hat, und sich dort erholen von der Anstren gung, zwei Jahre vernünftig gewesen zu sein, ich sage Ihnen, mein Josef, das ist eine gute Sache.«
      Josef faßte die klobige Hand des andern. »Ich danke Ihnen, mein Johann«, sagte er, und es war in seiner Stimme jenes Strahlen, das einstmals dem jungen Josef die Herzen gewonnen hatte. »Sie geben mir zwei Tage Zeit zur Überlegung«, bat er. »Gut«, antwortete Johann. »Ich schicke Ihnen dann meinen redlichen Gorion, daß er die Einzelheiten mit Ihnen bespricht. Und schreiben Sie gleich Ihrem Verwalter Theodor. Gorion wird natürlich versuchen, auch für uns etwas herauszuschlagen; das ist recht und billig. Aber ich werde darauf achten, daß er Ihnen keinen ungebührlichen Preis abverlangt. Und wenn, dann bleibt das Geld schließlich unter uns Juden.«

    Josef ging zu Mara. »Hör zu, Mara, mein Weib«, sagte er, »ich muß dir etwas mitteilen.« Und: »Ich werde meinen Besitz in Judäa verkaufen«, sagte er.
      Mara wurde tödlich blaß. »Erschrick nicht, Liebe«, bat er.
      »Ich werde andern Besitz dafür eintauschen, in der Nähe von Cäsarea.« – »Du gibst unsern Besitz unter den Juden auf«, fragte sie, »und kaufst dich unter den Heiden an?« – »Merk gut auf!« sagte Josef. »Ich habe mich immer gesträubt, nach Judäa zurückzukehren, und die Gründe, die ich dir sagte, waren wahr. Es gab aber noch einen tieferen Grund: ich wollte nicht leben zwischen Lud und Gazara. In Rom leben, in der Fremde leben, ist schlimm. Aber schlimmer ist es, in der Heimat als Fremder leben. Ich hätte es nicht ertragen, bei Gazara zu leben und von den Juden angesehen zu werden als ein Römer.«
      »Wir kehren also nach Judäa zurück?« fragte aufleuchtend Mara. »Nicht jetzt und nicht in einem Jahr«, antwortete Josef. »Aber wenn ich mit meinem Werk fertig bin, dann kehren wir zurück.«

    Johann hatte dem Josef ein Buch mitgebracht, das in diesem Winter des Aufstands ein anonymer Autor in Judäa hatte erscheinen lassen. »Sie werden dieses Buch vielleicht ein bißchen primitiv finden, mein Josef«, meinte er, »aber mir gefällt es, vielleicht weil ich selber primitiv bin. Die Leute drüben waren alle ungeheuer begeistert von diesem Heldenroman. Seit Ihrem Makkabäerbuch, Doktor Josef, gab es keinen solchen Erfolg in Judäa.«
      Josef las das Buch. Die Fabel war unwahrscheinlich, manchmal geradezu kindisch, und mit Kunst hatte das kleine Werk wenig zu tun. Trotzdem rührte es ihn auf, auch ihn entzündete der Fanatismus dieses Buches Judith. Ach, wie beneidete er den anonymen Dichter. Der hat geschrieben nicht um der Ehre willen, auch kaum um des Werkes willen, er hat einfach seinen heißen Haß gegen die Unterdrücker ausströmen lassen. »Schlagt sie, die Feinde, wo ihr sie trefft«, hat er verkündet. »Macht es wie diese Judith. List, Mut, Tücke, Grausamkeit, jedes Mittel ist recht. Haut ihm den Kopf ab, diesem großmäuligen Heiden: es ist Gottesdienst. Haltet die Gesetze der Doktoren und schlagt auf die Feinde ein. Wer Gott dient, mit dem ist das Recht. Ihr werdet siegen.«
      Es muß ein sehr junger Mann gewesen sein, der dieses Buch Judith geschrieben hat, gläubig und naiv muß er gewesen sein, und beneidenswert einfach sein Leben und Sterben. Denn bestimmt ist er umgekommen. Bestimmt ist er nicht zu Hause geblieben, sondern hat mit eingehauen auf die Feinde und ist gestorben, den Glauben auf den Lippen und im Herzen. Wer die Dinge so simpel und zuversichtlich sehen könnte wie dieser. Nichts Höheres gibt es als das Volk Israel. Seine Männer sind tapfer, seine Frauen sind schön, Judith ist das schönste Weib dieser Erde, keinen Augenblick zweifelt sie und ihr Autor, daß der Marschall des Großkönigs den Krieg vergessen muß über ihrem Anblick. Überhaupt hat kein Zweifel je den Autor dieses Buches angefressen. Alles steht ihm felsenfest, er weiß genau, was recht ist, was unrecht. Was ist Frömmigkeit? Man hält die Gesetze der Doktoren. Was ist Heldentum? Man geht hin und

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