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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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ihm an? Die Grundstückspekulation in Rom hatte sich jetzt, nach Beendigung der Wirren, mit besonderem Eifer auf Judäa gestürzt, und für Güter in den Bezirken mit gemischter Bevölkerung gab es sicherlich Tausende von Bewerbern. Warum erwies ihm Johann, den er so oft angefeindet, einen solchen Freundschaftsdienst? »Warum bieten Sie gerade mir dieses kostbare Gut an?« fragte er schlankweg, und in seiner Frage war nach wie vor Ablehnung.
      Johann schaute ihm mit gespielter Treuherzigkeit in die Augen. »Die Regierung von Cäsarea«, erläuterte er, »macht es Juden, wenn sie sich nicht besonderer Protektion erfreuen, so gut wie unmöglich, Liegenschaften in nicht rein jüdischen Bezirken zu erwerben. Wenn jetzt die dort gelegenen Güter allesamt in die Hände von Heiden fallen, dann werden binnen einem Jahr die Juden aus gewissen Gegenden völlig verschwunden sein. Wer noch ein bißchen Judentum in sich hat, muß sich dagegen auflehnen. Sie, mein Josef, sind römischer Ritter, Sie haben Beziehungen zum Palatin, Ihnen wird die Regierung von Cäsarea schwerlich Hindernisse in den Weg legen. Ich aber schanze das Gut Be’er Simlai lieber Ihnen zu als zum Beispiel dem Hauptmann Sever.«
      »Ist das der ganze Grund?« fragte immer mit dem gleichen Mißtrauen Josef. Johann lachte gutmütig. »Nein«, gab er offen zu. »Ich will nicht länger Verstecken mit Ihnen spielen. Ich will ehrlichen Frieden mit Ihnen schließen, und ich will es Ihnen durch einen Freundschaftsdienst beweisen. Sie haben mir manchmal unrecht getan und ich manchmal Ihnen. Aber unsere Haare werden grauer, wir kommen einander näher, und die Zeiten sind so, daß Männer, die soviel Gemeinsames haben, gut daran tun, einander die Hand zu reichen.« Und da Josef schwieg, versuchte er sich ihm weiter zu erklären: »Wir sitzen im gleichen Boot, wir haben die gleichen Erkenntnisse. Meine ganze Sehnsucht ist, nach Judäa zurückzukehren und dort Ölbauer zu sein. Ich könnte es. Aber ich bezwinge mich und bleibe hier in Rom sitzen und verdiene schrecklich viel Geld und weiß nichts damit anzufangen und verzehre mich in der Sehnsucht nach Judäa. Und ich geh nur deshalb nicht hin, weil ich mich dort nicht beherrschen könnte, sondern weiter gegen die Römer wühlen würde, und weil das aussichtslos wäre und ein Verbrechen. Und Ihnen geht es genauso, mein Josef. Sie sehnen sich genauso nach Judäa und nach einem neuen Krieg. Wir wissen beide, daß es dafür zu spät ist oder zu früh. Wir haben beide die gleiche, unglückliche Liebe zu Judäa und zur Vernunft, wir leiden beide an unserer Vernunft. Vieles an Ihnen gefällt mir nicht, und vieles an mir wird Ihnen nicht gefallen, aber ich finde, wir sind uns sehr nahe.«
      Der Schriftsteller Josef beschaute nachdenklich das Gesicht des Bauern Johann. Sie hatten einander wütend befehdet. Johann hatte ihn für einen Verräter, er den Johann für einen Narren gehalten. Später dann, nachdem der Krieg längst zu Ende war, hatte der eine den andern als einen Idioten verachtet, weil der die Gründe des Kriegs im Preis des Öls und des Weines sah, der andere den einen für einen Idioten, weil der geglaubt hatte, einzig der Zwiespalt zwischen Jahve und Jupiter sei schuld am Kriege gewesen. Jetzt wußten der törichte Schriftsteller und der kluge Bauer, daß sie beide recht und beide unrecht gehabt hatten und daß schuld am Krieg zwischen den Juden und den Römern sowohl die Preise des Öls und des Weines gewesen waren wie der Zwiespalt zwischen Jahve und Jupiter. »Sie haben recht«, gab Josef zu.
      »Natürlich hab ich recht«, sagte hitzig Johann, und rechthaberisch fügte er noch hinzu: »Übrigens wäre es auch diesmal nicht zum Aufstand gekommen, wenn nicht die privilegierten syrischen und römischen Agrarier die Preise der eingesessenen jüdischen Bevölkerung so schmutzig unterboten hätten. Ohne das hätten die ›Eiferer des Tages‹ das Land nicht in den Aufstand treiben können. Wir wollen aber diesen alten Streit nicht aufwärmen«, unterbrach er sich. »Geben Sie mir lieber die Hand und bedanken Sie sich bei mir. Denn es ist wirklich ein Freundschaftsdienst, wenn ich Ihnen das Gut Be’er Simlai anbiete.«
      Josef lächelte über die etwas rauhe Art, wie ihm der andere seine Freundschaft anbot. »Sie werden sehen«, fuhr Johann fort, »wie viele Probleme sich von selber lösen, wenn Sie erst einmal Besitzer von Be’er Simlai sind. Natürlich ist es kein Vergnügen, nach Gazara zu gehen und

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