Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.
Schmuck haben, Schauspiele, viele Leibeigene, Feste, an denen man nicht spart. Ich vertue höllisch viel Geld in letzter Zeit. Übrigens, auf Geld versteht ihr euch, ihr Juden, das muß man euch lassen. Da ist Regin, der gehört freilich nur halb zu euch, und da ist dieser Mann mit den Möbeln, Cajus Barzaarone, dann ein anderer, mit dem ich zuweilen zu tun habe, ein gewisser Johann von Gischala, ein amüsanter, verschlagener, verwegener Mensch: sie alle machen Geld, viel und mühelos. Diesem letzten ist es sogar gelungen, meine Preise zu drücken. Sie sehen, ich weiß eure Verdienste zu schätzen, ich habe mancherlei für euch übrig.«
Sie wurde ernst. »Also Julia, sagen Sie, will eure Universität schließen?« – »Ja, Julia«, bestätigte Josef; er hatte den Namen mit guter Absicht erwähnt. »Sie ist in diesen letzten Wochen sehr angesehen bei Wäuchlein«, überlegte Lucia, »und ich bin so gut wie völlig aus seinem Gesichtsfeld verschwunden. Was für eine Art Mann ist euer Erzpriester?« erkundigte sie sich. »Ist er ein Heiliger oder ein Herr?« – »Beides«, antwortete Josef. »Hm, dann wäre er ein großer Mann«, meinte Lucia. »Aber wie bringe ich Wäuchlein herum?«
»Vielleicht indem Sie den Wunsch äußern, den Erzpriester zu sehen«, legte ihr Josef nahe. »Dann müßte ihn der Kaiser vorher empfangen. Es geht nicht an, daß der Großdoktor Ihnen seine Aufwartung macht, Herrin Lucia, bevor er dem Gott Domitian seine Ehrfurcht bezeigt hat.« – »Sie gehörten wirklich an den Hof«, lächelte Lucia. »Und Sie glauben ernsthaft, es ist wichtig für euch, daß ich den Besuch eures Großdoktors im Palatin durchsetze?« – »Ich wußte es, daß Sie uns helfen würden, meine Lucia«, antwortete Josef.
Domitian hatte sich in diesen Tagen, da er Lucia nicht gesehen, immer von neuem alles gesagt, was gegen sie vorzubringen war. Sie entwürdigte ihn, sie machte sich über ihn lustig. Es war auch keineswegs ausgeschlossen, daß sie wieder mit einem andern schlief. Er hatte mit dem Gedanken gespielt, sie ein zweites Mal nach den Bestimmungen des von ihm verschärften Ehebruchgesetzes aburteilen zu lassen oder auch sie ohne Urteil in Verbannung und Tod zu schicken. Dann aber sah er vor sich ihr kühnes, hochfahrendes Gesicht mit der reinen, kindlichen Stirn und der langen, kräftigen Nase, er hörte ihr Lachen. Ach, er kann sie mit seinem Senat nicht schrecken. Töten lassen kann er sie, schrecken kann er sie nicht. Und wenn er sie töten läßt, dann straft er sich mehr als sie; denn sie wird hernach nicht mehr zu leiden haben, wohl aber er.
Er freute sich, daß nach anfänglichem Sträuben wenigstens Julia ihn nun doch wieder näher an sich heranließ. Er hatte ihr offenbar unrecht getan, sie liebte ihn, und die Frucht, die sie getragen, war sein Kind gewesen. Er ist ärgerlich, daß das, was Norban und Messalin gegen Julias Mann, Sabin, zusammengetragen haben, nach der Meinung dieser beiden noch immer nicht genügt, den Sabin zu erledigen, wenn man nicht Gerede heraufbeschwören will, das ihm schädlich sein könnte. Aber vielleicht wird er dieses schädliche Gerede in Kauf nehmen. Julia ist es wert. Zweifellos hat er sie unterschätzt. Sie ist gar nicht dumm; sie hat zum Beispiel unlängst über ein edles und langweiliges Poem des Hofdichters Statius eine hübsche, ironische Anmerkung gemacht, wie er selber sie nicht besser hätte machen können. Auch äußerlich gefiel sie ihm immer mehr, seitdem sie weniger füllig war. Basil muß sie modellieren, ein drittes Mal. Sie ist eine schöne Frau, eine Flavierin, eine Römerin, eine liebenswerte Frau. Sie kann ihm Lucia ersetzen.
Nie kann sie ihm Lucia ersetzen. Er wußte es in dem Augenblick, da Lucia bei ihm eintrat. Sein ganzer Groll gegen Lucia war weggewischt. Er wunderte sich, wie groß und stattlich sie aussah trotz ihrer einfachen, niedrigen Frisur. Julia schien ihm auf einmal lächerlich. Wie hatte er daran denken können, ihrethalb den Sabin zu beseitigen und die Rücksicht auf seine Herrscherpflicht und auf seine Popularität hintanzusetzen! Wie überhaupt hatte er Julia so lange ertragen können, ihr ewiges, kindisches Geschmolle, ihre Empfindlichkeit bei jeder klein sten vermeintlichen Kränkung, das ganze laue, lamentierende Gewese! Hier seine Lucia mit ihrer Kühnheit, ihrem Stolz, ihrer Selbstverständlichkeit, das war eine Römerin, das war die Frau, die zu ihm gehörte.
Lucia, in ihrer unbekümmerten Art, stellte
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